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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Entschuldigen Sie den Vergleich, ich bin ein leidenschaftlicher Angler, wissen Sie, das beeinflußt meine poetische Ader. Schießen Sie los, Fünkchen, ich werde mir Schweigepflicht auferlegen. Haben Sie sich mit Ihrem Mann gezankt?“
    „O nein. Daran bin ich verhindert.“
    „Ach so? Ist er vielleicht von Ihnen fortgegangen?“
    „Nein, im Gegenteil, ich von ihm.“
    „Sieh mal an, da haben wir das Unglück! Sie hätten auf mich hören sollen! Dann hätten Sie und Ihr Mann es wie zwei Turteltauben gehabt. Und was ist sonst mit Ihnen los?“
    Toni mußte lächeln.
    „Wer hat etwas gesagt von ,sich mit anderer Leute Sorgen zu belasten’? Wollen Sie sich auf Tod und Leben mit meinen belasten?“
    „Ja, denken Sie mal, das will ich. Sie wissen besser als andere, wie nötig die Menschen manchmal einen Kurator haben, oder was man nun so eine seelische Mülltonne heißt. Jetzt kann ich ja im Namen vieler dankbarer Patienten etwas Vergeltung üben für all die Anteilnahme, die Sie beweisen. Also diese Ihre verflixte Wirksamkeit hat fürs erste Ihre Ehe zerrüttet. Und was plagt Sie noch?“
    „Wenn Sie darauf bestehen, es zu hören – ich habe einen Mißgriff begangen, hier im Krankenhaus, und es ist ein wahres Wunder, daß ich nicht hinausgeflogen bin.“
    „Schlimmer und schlimmer. Also beichten Sie.“
    Mit einem Male fühlte Toni eine große, warme Geborgenheit, eine unendliche Erleichterung, einem Menschen gegenüberzusitzen, der sich anbot, ihr zuzuhören und zu helfen. Das hatte sie nie zuvor erlebt. Aktiv und selbständig, wie ihre Natur war, war sie immer die Gebende, die Helfende. Zum ersten Male gab es jemand, der ihr eine sichere und starke Hand reichte und ihr eine Stütze anbot. Ein Mensch mit Augen, in denen Klugheit leuchtete, mit so viel warmem Verständnis unter dem rauhen Wesen.
    Und dann erzählte Toni die ganze Geschichte von Fräulein Hallgren und den Schlaftabletten.
    Ingenieur Wolter hörte sie ruhig an. Und als sie zu der Moralpredigt des Chefarztes kam, nickte Wolter verständnisvoll.
    „Gott bewahre, Fünkchen“, sagte er. „Wäre ich an der Stelle des Chefarztes gewesen, hätte ich Sie übergelegt. So was von leichtsinnigem jungem Ding! Wie ist es denn mit der Patientin gegangen?“
    Toni berichtete weiter, und Wolter atmete erleichtert auf.
    „Ja. Kann ich verstehen, daß diese Geschichte Sie mitgenommen hat“, nickte er. „Aber die ist glücklicherweise vorbei. Und nun will ich fragen, und Sie werden bitte antworten. Arbeiten Sie immer noch so wahnsinnig?“
    „Wahnsinnig? Was meinen Sie?“
    „Ach, spielen Sie doch keine Komödie. Sie wissen gut, was ich meine. Schreiben Sie immer noch anderer Leute Briefe, rennen Sie für andere Menschen Besorgungen machen und lassen Sie sich Tag und Nacht herbeizitieren? Brauchen Sie immer noch ganze Tage, um kleine Probleme für hysterische Frauenzimmer zu lösen, die Langeweilekomplexe haben, weil sie im Krankenhaus liegen? Oder sind Sie vernünftig geworden und überlassen Sie die albernen Nörgeltanten sich selbst, so daß Sie sich um so besser denen widmen können, die Sie wirklich brauchen?“
    „Was – meinen Sie?“ Toni stammelte erschreckt. Es war etwas an dem, was Wolter auf diese brutale Weise sagte. Es war ein Blitz der Erkenntnis, der in sie einschlug.
    „Was ich meine? Ich meine, wenn man die Aufgabe hat, anderer Menschen Kümmernisse zu tragen, da muß man eine saubere Auswahl treffen. Rennen Sie nicht zu allen und für alle. Zum Beispiel war es idiotisch von Ihnen, damals zu mir zu kommen. Ich hatte Sie nicht nötig und würde Sie nicht vermißt haben, wenn Sie nicht gekommen wären. Die Zeit, die Sie auf mich vergeudeten, hätten Sie auf vernünftigere Weise für jemand anderen verwenden können, der Sie wirklich nötig hatte. Sicher war es verdammt nett, mit Ihnen zu plaudern, und als ich gestern abend hierherkam, freute ich mich darauf, Sie zu treffen. Aber ich bin nicht seelisch krank, Fünkchen, und es gibt noch viele, viele andere, die Sie ebenfalls aus Ihrem Wirkungsbereich ausschalten können. Und noch eins: Nehmen Sie nicht alles auf sich! Auch in Ihrer Stellung muß man organisieren können. Das ist eine Kunst für sich. Sehen Sie mich an – hier liege ich, ruhig wie ein Stein, obwohl ich der Leiter eines großen Unternehmens bin. Ich kann nämlich organisieren. Ich stelle die Räder ein und schmiere sie ab und zu ein wenig, und dann laufen sie von selber. Das müssen Sie lernen, Fünkchen! So, wie Sie jetzt

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