Denk doch, was du willst
die frisch angebrachten Tapeten gerade mit Stempeln verziert haben.) Von mir aus kannst du noch Sandmännchen schauen.»
Meistens klappt’s so viel besser. Das liegt daran, dass das Kind sich im zweiten Beispiel nicht vor den Kopf gestoßen fühlt. Es wird kein Druck aufgebaut, bei dem es sich aufgefordert fühlt, mit Gegendruck zu reagieren. Stattdessen wird mit den Instrumenten «Pacing» und «Leading» gearbeitet. Die sind sehr viel sanfter. Das Pacing liegt in diesem Beispiel im Aufgreifen der Idee fernzusehen. Dann nehme ich also meinen Sohnemann mit und verknüpfe seine Idee mit meiner. Es geht also nicht nur darum, dass wir durch Körperhaltung, Sprechtempo, Lautstärke, Ausdrucksweise und auch Atemfrequenz Rapport herstellen. Es geht auch darum, inhaltlich Gleichklang zu erzeugen – über eine Idee, die wir aufgreifen, abwandeln und als Ausgangspunkt für unseren Vorschlag verwenden können.
Das unbewusste Heben der Arme
Sie brauchen einen Mitspieler, der sich vor Sie stellen soll.
Bitten Sie ihn, die Augen zu schließen und ein paarmal tief ein- und wieder auszuatmen. Sobald er sichtlich entspannt reagiert, fahren Sie fort.
Klatschen Sie sanft – mit den Händen dem Uhrzeigersinn folgend – siebenmal in einer kreisförmigen Bewegung um Gesicht, Hals, Schultern und Brust Ihres Gegenübers. Danach fassen Sie beide Handgelenke Ihres Mitspielers an und bewegen sie sanft seitlich im 4 5-Grad -Winkel nach oben auf Schulterhöhe. Halten Sie die Arme dort eine Weile, bevor Sie sie wieder senken.
Diese Aktion wiederholen Sie bitte noch dreimal. Dabei verfahren Sie jedes Mal genau gleich: Siebenmal im Uhrzeigersinn klatschen und dann die Arme des Gegenübers sanft nach oben heben, dort kurz innehalten und dann wieder senken.
Beim vierten Mal klatschen Sie wieder genau so wie zuvor, aber dieses Mal heben Sie die Arme Ihres Mitspielers nicht nach oben. Obwohl Sie den Mitspieler nicht berühren, werden seine Arme wie von unsichtbaren Fäden nach oben gezogen werden.
Eine wunderbare Übung in Sachen «Pacing» und «Leading». Die Übung zeigt Ihnen auch augenfällig, wie stark eine Person auf Ihre Suggestionen anspricht und wie gut sie sich für die Hypnose eignet.
Wandler zwischen den Welten
Schon zu Beginn dieses Kapitels hatte ich Paul Watzlawick zitiert. Erstens weil es immer schlau ist, den Sprachforscher heranzuziehen, und zweitens weil wir so zwei entscheidende Ebenen der Kommunikation kennenlernen konnten, die Inhalts- und die Beziehungsebene. Ich kann nicht intensiv genug betonen, was dieser Wissensschatz für mich bedeutet. Er war schon sehr oft sehr wertvoll. Mein Coach und Freund Michael Rossié hatte mir vor einigen Jahren beiläufig geraten, mich mit diesem Thema zu beschäftigen. Jung, wie ich damals war, dachte ich mir: «Logisch. Das kenne ich doch schon. Was will denn der jetzt von mir?» Allerdings gab es schon damals ein paar Menschen in meinem Leben, die, wenn sie etwas sagten, fast immer recht hatten. Dazu zählte er. Aus diesem Grund tat ich zwar ganz cool und gleichgültig, stürzte mich aber sofort auf die entsprechende Literatur, sobald ich zu Hause war. Und ich traf auf eine Goldmine! Was ich Ihnen jetzt näherbringen möchte, hat mir in zahlreichen T V-Sendungen und Interviews schon beste Dienste geleistet und gehört zu den Grundlagen meiner Arbeit. Und ich könnte es nicht besser deutlich machen als Paul Watzlawik und möchte an dieser Stelle ein recht bekanntes Beispiel anführen, das ich hier gern von ihm übernehme:
Das Türendilemma nach Paul Watzlawick
Ein Mann wird in einen Raum eingesperrt. Aus dem Zimmer führen zwei Türen. Beide sind geschlossen, aber nur eine ist wirklich zugesperrt. Vor jeder Tür steht ein Wächter. Einerder Wächter sagt immer die Wahrheit, der andere lügt immer. Das weiß der Gefangene, er weiß aber nicht, welcher der Wächter die Wahrheit sagt und welcher lügt. (Weil er nämlich dieses Buch nicht gelesen hat.) Er darf einem der Wärter eine einzige Frage stellen, um herauszufinden, welche Tür in die Freiheit führt.
Wie lautet die Lösung? Die ist recht ausgefuchst: Der Gefangene deutet auf eine der beiden Türen und fragt eine der beiden Wachen: «Wenn ich Ihren Kameraden fragen würde, ob diese Tür in die Freiheit führt, was würde er sagen?» Ist das nicht großartig? Sagt die Wache nein, so ist die Tür offen, sagt die Wache ja, so ist die Tür abgesperrt.
Das Wunderbare an diesem Beispiel ist die Tatsache, dass die Lösung allein
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