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Denkanstöße 2013

Denkanstöße 2013

Titel: Denkanstöße 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Nelte
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musikalisches Verständnis haben, aber selbst nicht musizieren können. Zeigt sich das musikalische Talent sehr früh und ist das Kind auch feinmotorisch begabt, kann mit ausreichender Förderung ein kleines Wunderkind werden. Musikalische Kompetenz zeigt sich auch noch in anderen Bereichen, sie kann sich beispielsweise mit mathematischer oder sprachlicher Kompetenz verbinden. Schriftsteller behandeln Sprache oft wie Musik. Musik spielt – neben anderen kreativen Fähigkeiten – bei Theater- und Filmemachern eine wichtige Rolle. Das sind wiederum Bereiche, die meist erst Jugendliche für sich entdecken. Charakteristisch für die Pubertät ist jedoch, dass Musikhören, vor allem die Popmusik – ob der Jugendliche nun musikalisch ist oder nicht –, zu einem wesentlichen Bedürfnis des jungen Menschen wird.
    Viele Eltern versuchen die musikalischen Fähigkeiten ihrer Kinder zu fördern, indem sie sie ein Instrument lernen lassen. Klavier-, Querflöte- oder Geigenstunden gehören noch zum Lebenslauf in bildungsnahen Familien.
    Und die meisten Kinder hören in der Pubertät wieder damit auf. Wenn den Eltern die Druckmittel abhanden kommen, üben die Jugendlichen nicht mehr. Es wird zwar ein großer Wert darauf gelegt, dass Kinder ein Instrument erlernen, aber das Erlebnis, die Freude an der Musik wird leider oft nicht vermittelt. Ob ein Jugendlicher seine musikalische Kompetenz weiter ausbildet und die Freude am Spielen eines Instrumentes behält, hängt aber nicht nur von seiner Begabung ab, sondern auch vom Stellenwert, der der Musik in Familie und Schule eingeräumt wird. Gehen die Eltern mit den Kindern ins Konzert? Wird in der Familie musiziert und gesungen? Fakt ist: Nur etwa 10 bis 20 Prozent aller Jugendlichen macht auf Dauer selbst Musik. Der große Rest konsumiert.
    Es ist ein großer Unterschied, ob man Musik nur konsumiert oder selbst musiziert. Wenn man ein Instrument spielt oder singt, erschließt sich einem eine ganz eigene Welt. Insofern ist ja schon viel gewonnen, wenn jemand als Kind einige Jahre ein Musikinstrument lernt und es dann in der Pubertät wieder sein lässt.
    Das stimmt, solange es selbst gewollte, erfüllende Erfahrungen sind und nicht einfach ein Übungsprogramm, das abgearbeitet werden muss. Es gibt durchaus Lernerfahrungen, die man eine Weile lang macht und dann sein lässt, und die einen trotzdem bereichern können. Wenn wir uns vergegenwärtigen, wie sehr Jugendliche Musik brauchen, fällt es schwer zu verstehen, warum ihnen von Seiten der Familie oder der Schule nicht mehr und adäquatere Angebote gemacht werden. Die Jugendlichen hören Musik, laufen ständig mit i-Pods herum und gehen auf Popkonzerte. Da sind große Bedürfnisse vorhanden, die von den Schulen besser genutzt und gefördert werden könnten.
    Mädchen hören eher Musik, während Jungen Musik machen. Stimmt diese Unterteilung?
    Es gibt tatsächlich mehr Jungen, die in einer Band spielen oder sogar eine gründen. Ob das ein Beweis dafür ist, dass Jungen musikalisch talentierter sind? Um eine Band zu gründen, braucht es weit mehr als musikalisches Talent. Es bedarf einer großen Risikofreude, die bei Jungen meist stärker ausgeprägt ist als bei Mädchen, einer gewissen Unangepasstheit und Selbstständigkeit, auch eine gehörige Portion Organisationstalent gehört dazu. Gut denkbar, dass aus dem einstigen Bandleader später mal ein kreativer Unternehmer wird. Die Mädchen sind aber im Kommen. Immer mehr Mädchen besuchen Musikschulen, singen und beteiligen sich an Musikwettbewerben. Dennoch stimmt, was du eingangs gesagt hast: Mädchen hören eindeutig mehr Musik.
    Als sich Robbie Williams 1996 von der Band Take That trennte, richtete die Berliner Jugendverwaltung ein Sorgentelefon ein. Eine Woche lang war die Hölle los, die Sozialarbeiter am Telefon mussten mit unzähligen Selbstmorddrohungen fertig werden. 90 Prozent der Anrufer waren Mädchen. Viele von ihnen hatten sich in ihrer Fantasie ein Leben mit Robbie Williams eingerichtet. Wieso gibt es in der Adoleszenz diese Massenhysterien?
    Boygroups und ihre irrationale Verehrung sind typisch weibliche Jugendphänomene. Die gab es schon bei den Beatles und natürlich sind auf Robbie Williams längst jüngere Stars, etwa Justin Bieber – der auf Twitter derzeit 5,5 Millionen zumeist weibliche Fans

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