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Denkanstöße 2013

Denkanstöße 2013

Titel: Denkanstöße 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Nelte
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Computer und Musikhören anders verhalten? Es geht also darum, den Jugendlichen nicht nur alternative Angebote zu machen, sondern vor allem auch Alternativen vorzuleben.

Erfahrungen
Aus dem Leben großer Persönlichkeiten

Michael Stegemann
Das dreigeteilte Leben des Franz Liszt
    Franz Liszt, der Pianist – Wunderkind und Virtuose. Der Komponist und Bearbeiter. Der Dirigent und Kapellmeister. Der Schriftsteller und Herausgeber. Der Franziskaner- Confrater und Abbé. Raiding, Wien, Paris, Weimar, Rom. Und nun? In einigen Biografien finden sich Formulierungen wie: »Die Jahre des römischen Aufenthalts [hatten] kein einschneidendes Ergebnis gezeitigt«; Liszt sei »nach dem Scheitern der Ambitionen und Projekte, die er in Rom für seine Karriere als Kirchen-Komponist verfolgt hatte«, nach Weimar zurückgekehrt. Auf welches »einschneidende Ergebnis« soll er hingearbeitet, welche konkreten »Ambitionen und Projekte« verfolgt haben? Was die Kirchenmusik anging, war die Ausbeute an Kompositionen in diesen Jahren jedenfalls allemal beachtlich – und mehr hatte er wohl auch nicht beabsichtigt. Die Neuorientierung hatte eher mit Hoffnungen zu tun als mit Enttäuschungen.
    Seitdem Liszt 1861 Weimar verlassen hatte, versuchte der Großherzog, ihn zur Rückkehr zu bewegen. »Warum willst du weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah«: Mit einem (leicht modifizierten) Goethe-Zitat hatte Carl Alexander im August 1868 seine Einladung erneuert, Liszt könne jederzeit nach Weimar zurückkehren. Im Januar 1869 ließ er der Einladung als Neujahrsgeschenk eine Kiste Zigarren folgen – »auch wenn unsere wechselseitige Freundschaft Gott sei Dank zu alt und zu fest begründet ist, als dass sie irgendwelcher Geschenke bedürfte, um sie zu bekräftigen«. Schließlich gab Liszt nach: »Ende Dezember [tatsächlich erst in der zweiten Januarwoche 1869] werde ich direkt (über den Brenner) nach Weimar gehen; drei Monate sollten genügen, meine germanischen Pflichten zu regeln, danach werde ich im April wieder hierher zurückkehren.« Was genau er mit »mes devoirs germaniques« meinte, ist ungewiss. Ging es nur darum, das Terrain zu sondieren? Hatte er konkrete Pläne oder Absichten? Jedenfalls sprach sich seine Reise nach Weimar schnell herum, auch wenn sie noch längst keine Rückkehr war. »Ein herzliches Willkommen! rufen wir Ihnen zu bei Ihrer Wiederankunft in Deutschland und hoffen, Sie jetzt wieder auf längere Zeit in unserer näheren Nähe zu wissen«, schrieb Carl Friedrich Weitzmann aus Berlin; und Adolf Stahr, ebenfalls aus Berlin: »Lass Dir von einem alten treuen Freunde ein herzliches ›Willkommen in Deutschland, in Weimar, der Hauptstadt des geistigen Deutschland!‹ zurufen.«
    Was auch immer Liszt und der Großherzog vereinbart hatten (oder während dieses ersten Besuchs vereinbarten) – es war keine auf Dauer ausgerichtete Lösung. Die Hofgärtnerei, in der ihm der Hof vier Zimmer im ersten Stock eingerichtet hatte, war zwar charmant, aber eigentlich kein Haus, in dem es sich langfristig leben ließ. Es gab zum Beispiel keine Küche – Liszt musste sich das Essen aus einem nahe gelegenen Restaurant kommen lassen –, und die Isolierung war für die kälteren Monate unzureichend. Immerhin kümmerte sich eine Haushälterin, Pauline Apel (die schon auf der Altenburg für Liszt und seine Gefährtin Carolyne gearbeitet hatte), um die alltäglichen Belange. Auf Carolynes Bitten hin erstattete ihr die Schriftstellerin Adelheid von Schorn regelmäßig Bericht, sodass sie aus der Ferne besorgte Ermahnungen schicken konnte:
    Â»Ich habe gehört, der Großherzog habe bei Ihnen sehr gefroren  … Wenn er, der doch an dieses Klima gewohnt ist, gefroren hat, wie muss es dann für Sie sein, in Ihrem Alter ? Sie haben schließlich die letzten Winter in Italien verbracht, und Sie sind doch so kälte-empfindlich?«
    Liszt nahm es, wie es kam. Eine offizielle Position im Weimarer Musikleben kam für ihn nicht mehr infrage, auch wenn Franz von Dingelstedt inzwischen an die Wiener Hofoper berufen worden war und Baron August von Loën als neuer Intendant des großherzoglichen Theaters der Oper wieder mehr Gewicht verlieh. Aber die Rückkehr Liszts nach Weimar lockte zahllose Pianistinnen und Pianisten aus aller Herren Länder an, und

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