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Denkanstöße 2013

Denkanstöße 2013

Titel: Denkanstöße 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Nelte
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hat – gefolgt. Die Stars und ihre Konzerte sind ideale Ventile, um eine ganze Reihe von Emotionen gefahrlos auszuleben. Liebesgefühle in all ihren Variationen vom Schwärmen, Verliebtsein, Enttäuschtwerden bis zur kollektiven Verzweiflung und übermächtigen Trauer. Gefühle der Bewunderung können hemmungslos in die Musik und den angehimmelten Star hineinprojiziert werden. Dabei laufen diese Massenphänomene immer stereotyp ab. Geschrei und Hysterie treten in jeder Generation aufs Neue und auf identische Art und Weise auf.
    Das Schwärmen für einen bestimmten Star oder eine Boygroup geht bei Mädchen ja manchmal so weit, dass ihr Idol zur ersten großen – unerreichbaren  – Liebe wird. Sie kleiden ihr Zimmer mit Postern der Band aus und erträumen sich ein Leben mit ihrem Lieblingssänger so, als wäre er echt da. Manchmal reicht das bis zu sexuellen Fantasien. Eine Art Zwischenstadium auf dem Weg zu einem wirklichen Partner?
    Es geht nicht wirklich – was jedoch viele Erwachsene annehmen – um Sexualität. Im Vordergrund steht die Sehnsucht nach Geborgenheit, Ineinanderaufgehen, gemeinsames Erleben, Hand in Hand durch eine Blumenwiese laufen, sich über Gott und die Welt unterhalten. Da kommt es der jugendlichen Mädchenpsyche geradezu gelegen, dass der Star unerreichbar ist. Noch darf die Liebe ein Traum bleiben, der für diese Mädchen so spannend ist wie das wirkliche Leben selbst.
    Popmusik begleitet als ständiges Hintergrundgeräusch das Leben der Jugendlichen. S-Bahnfahren ohne i-Pod ist undenkbar, Aufstehen ohne die neueste Hip-Hop-Playliste zum Scheitern verurteilt, Hardrock-Gedröhn am Nachmittag ein Muss, um das Leben überhaupt aushalten zu können. Viele Jugendliche unterlegen auch die Erledigung ihrer Hausaufgaben mit Musik.
    Und können sich dabei meistens auch noch gut konzentrieren. Jugendliche haben ein ganz anderes Verhältnis zur Musik als Erwachsene, zumindest zur Unterhaltungs- und Popmusik. Die Jugendlichen sind musikalisch auf dem Laufenden. Sie kennen die Hit-Listen und Namen der neuesten Sänger und Boygroups, bevor ihre Eltern auch nur begreifen, wo sie die Listen und Namen herbekommen haben.
    Wieso schaffen es die meisten Erwachsenen nicht, up to date zu bleiben, während ihre jugendlichen Kinder an ihnen vorbeiziehen? Haben die Jugendlichen eine raschere Auffassungsgabe und eine erhöhte musikalische Kreativität?
    Ganz eindeutig. Das gilt auch für alle anderen musischen Fähigkeiten. Viele Jugendliche schreiben Gedichte und Songtexte, mal so zwischendrin, gestalten ihre Facebook-Seite mit selbst bearbeiteten Fotos oder gar eine Homepage im Handumdrehen. Ganz generell ist die Pubertät eine Zeit erhöhter Kreativität, der Geist ist auf Neues und Experimentelles eingestellt. Es herrscht eine Probieren-geht-über-Studieren-Mentalität. Evolutionsbiologisch macht das auch Sinn, denn es sind nun einmal die jungen Menschen, die für Innovationen sorgen und neue künstlerische Wege einschlagen.
    Das zeigte sich auch bei der Geschichte mit dem Sorgentelefon und Robbie Williams. Manche Fans wurden durch die Krise krea tiv und aktiv. Sie meldeten sich beim Jugendamt und wollten beim Sorgentelefon mithelfen. Und sehr schnell wurde die ganze Sache dann auch noch zum Kult. Wenn man dazugehören wollte, dann musste man täglich beim Sorgentelefon anrufen; einfach nur, um Neuigkeiten zu erfahren. Um aus dem Ganzen wieder herauszukommen, war das Jugendamt gezwungen, eine Presse meldung zu lancieren, wonach es keine Anrufe mehr gäbe und sie deshalb die Hotline einstellen würden. Nur dadurch hörten die Anrufe schließlich auf.
    Daran sieht man, worum es Jugendlichen in erster Linie geht: sie wollen dazugehören, vor den Gleichaltrigen gut dastehen, sie suchen einen Ersatz für Geborgenheit und Zugehörigkeit, und sie identifizieren sich mit dem Ereignis, der Band – oder eben dem Sorgentelefon, das von den Jugendlichen kurzerhand in einen virtuellen Treffpunkt umfunktioniert wurde. Da geht es um enorme emotionale Energien, die freigesetzt werden und die ein Ventil brauchen. Nach ähnlichem Prinzip verlaufen jugendliche Hausbesetzungen, Demos und natürlich alle Musik- und Tanzereignisse.
    Pop, Punk, Hip-Hop. Heute wechseln auch die Musikmoden schneller, als man sich ihre Namen merken kann. Wenn ich meine Tochter darauf anspreche, komme

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