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Denkanstöße 2013

Denkanstöße 2013

Titel: Denkanstöße 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Nelte
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von Bertha, die Symphonie Das Geisterschiff von Ödön Mihalovich und sein eigenes A-Dur-Konzert mit Olga Janina als Solistin. Vor allem wurde er eng in die Vorbereitungen zur Gründung der Königlichen Musik-Akademie eingebunden.
    Â»Mein längeres hierbleiben ist wahrscheinlich, die gesammte Presse verlangt es: gleichfalls das Ministerium und die bedeutsamsten Notabilitäten des Landes; es handelt sich nunmehr um den Modus worüber ich nächstens von [dem Ministerpräsidenten] Graf [Gyula] Andrássy Bestimmtes erfahren soll.«
    Am 22. April 1871 verließ Liszt Pest und reiste nach Rom zurück; er war insgesamt fast neun Monate in Ungarn gewesen – der längste Aufenthalt, seit er seine Heimat als Zehnjähriger verlassen hatte –, und es stand fest, dass er von nun an regelmäßig nach Ungarn zurückkehren werde. Seine Ernennung zum Königlichen Rat (mit einem Jahresgehalt von 4000 Forint) am 13. Juni 1871 verlieh diesen Plänen sozusagen Brief und Siegel:
    Â»Sie sind in Ungarn geboren und haben die Verehrung aller errungen. Wir wünschen, daß Sie uns gehören. Das ist die vox populi, was ich auch Seiner Majestät unterbreitet habe, indem ich vorschlug, Ihnen einen würdigen Titel und angemessenes Honorar zu gewähren, was Ihnen keineswegs Fesseln anlegen soll, vielmehr lediglich ein offizieller Beweis sei, daß wir Sie zu denjenigen hervorragenden Persönlichkeiten zählen, die Ungarn Ruhm und Ehre gemacht haben.«
    Es war der Beginn jenes »dreigeteilten Lebens« – ma vie trifurquée –, wie Liszt selbst es genannt hat, das von nun an bis zu seinem Tod den Jahreslauf relativ klar umrissen zwischen Rom, Pest und Weimar aufteilte. Auch wenn die Zeit der unbequemen Kutschfahrten vorüber war und Liszt die meisten seiner Reisen per Eisenbahn absolvieren konnte, ist die Rastlosigkeit dieser ständigen Ortswechsel einigermaßen erschreckend und bedeutete für den – gemessen an der demografischen Lebenserwartung jener Zeit – alten Mann große Strapazen. Eine Bahnfahrt von Eisenach nach Rom konnte zwischen 55 und 70 Stunden dauern … Seinen 60. Geburtstag hatte Liszt in aller Stille in Rom gefeiert, nur in Gesellschaft von Hans von Bülow. Und bereits am 12. November brach er wieder nach Pest auf, wo er im Haus Nr. 20 in der Nádorgasse seine erste eigene Wohnung in der ungarischen Hauptstadt bezog. Am 31. Dezember erlebte er in Wien eine Aufführung seines Weihnachts-Oratoriums unter der Leitung von Anton Rubinstein (bei der Anton Bruckner die Orgel spielte).
    Â»Dieses neueste Werk des unermüdlich producirenden frommen Herrn wäre nach einstimmigem Urtheile Aller, die ich darüber befragt – und ich habe Viele und Wohlunterrichtete befragt – fürchterlich; und nach meinem aus dreimaligem schwergethanen Anhören ohne Uebereilung gefällten Urtheile, verdientermaassen durchgefallen, wenn nicht der Zauber von Liszt’s Namen und Persönlichkeit es vor diesem Schicksale behütet hätte. […] ich will daher nur beiläufig bemerken, dass dasselbe von einem Oratorium nur den Namen hat und aus zwei unendlich langen Vocal- und drei noch längeren Instrumentalsätzen von halb Palestrina-, halb Wagner’schen (!) Charakter besteht. – Kann man sich wohl etwas Sonderbareres, Unerquicklicheres denken als diese Vermengung von altitalienischen ascetischen Dreiklangsfolgen mit den leidigen melodischen ›Unendlichkeiten‹? Ich glaube, dass es nie einen Componisten gegeben hat, der weniger ›Stil‹ gehabt hat als Liszt.«
    Nein, der »Romantiker-Krieg« war noch längst nicht vorüber: Sobald Liszt auf einem seiner »Schlachtfelder« auftrat, meldeten sich die Feinde der »Zukunftsmusik« unvermindert lautstark zurück.
    Liszt war in jenen Jahren wie ein Hahn in Korb von einem regelrechten weiblichen ›Hofstaat‹ umgeben, ganz abgesehen von seinen Schülerinnen – wobei sich die Liste streckenweise wie ein Auszug aus dem »Gotha« liest: Elise Gräfin von Arnim-Suckow, Alexandrine Gräfin Bobrinsky, Marie Fürstin von Caraman-Chimay, Therese von Helldorf, Jessie Laussot, Olga Baronin von Meyendorff, Malwida von Meysenbug, Marie Gräfin von Muchanow Kalergis, Adelheid von Schorn, Marietta Gräfin Stroganoff, Sophie Gräfin Tolstoi … Carolyne (die Liszt täglich

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