Denken hilft - frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität
ich nicht mehr.«
»Kannst du dich denn an gar nichts mehr erinnern?«
»Doch, warte mal, wie heiÃt nochmal diese Blume mit den
Dornen?«
»Du meinst: Rose!«
Da dreht sich der Mann zu seiner Frau um: »Rosa! Wie heiÃt nochmal das Restaurant, in dem wir gestern Abend waren?«
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Diesen Witz hat mir ein Teilnehmer nach einem Vortrag erzählt. Ich kannte ihn noch nicht. Den Teilnehmer! Trotzdem habe ich herzlich gelacht, denn ich kannte eine Version des Witzes mit »Nelke« und »Elke« â und war bei »Rose« entsprechend überrascht. Der Witz ist ein Klassiker. Und ich habe ihn hier für Sie aufgeschrieben, weil er eine wichtige Erkenntnis enthält: Bilder im Kopf helfen dem Gedächtnis. Das Gedächtnis ist ja aus gutem Grund ein Sieb. Sonst würde es überlaufen. Sie können allerdings Einfluss darauf nehmen, was durch die Löcher flutscht und was hängen bleibt. Gedächtnis ist kein Zufall. Was Sie erinnern, hängt davon ab, wie Sie Informationen verarbeiten. In Bildern denken heiÃt, mentale Nudeln so dick
zu kochen, dass sie durch kein Loch mehr flutschen. Wir müssen uns dieses Phänomen unbedingt genauer anschauen!
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Bilder im Kopf haben eine magische Wirkung. Die Bilder wollen Wirklichkeit werden. Wenn Sie durch Ihre Wohnung gehen, dabei über den teuren Teppich schreiten, in der Hand eine Tasse Kaffee, randvoll, und Sie stellen sich bildlich vor, dass der Kaffee überschwappt, dann schwappt er über. Wenn Sie sich bildlich vorstellen, jemand kratzt mit langen Fingernägeln über eine Kreidetafel, dann spüren Sie den Schmerz im Ohr, allein durch die Vorstellung. Und wenn Sie sich bildlich vorstellen, in Ihrem Kühlschrank galoppiert ein Pferd über eine Tomate?! Zugegeben, das passiert vielleicht nicht wirklich. Aber das Bild wirkt: aufs Gedächtnis. Solche Bilder bleiben haften. Und wer sich ein Pferd auf einer Tomate nicht vorstellen kann, der ist ein Idiot. Behauptet zumindest Salvador DalÃ.
Ist das nicht eine erstaunliche menschliche Fähigkeit, Bilder im Kopf zu erzeugen? Ich meine nicht: Sie sehen einen Baum und haben dann das Bild von einem Baum im Kopf. Das kann jeder Dackel. Ich meine: Sie schlieÃen die Augen und befehlen sich selbst, dass vor Ihrem geistigen Auge ein Baum auftaucht,
und zwar ein blauer Baum, an dem Geldscheine wachsen. Und dann erscheint er tatsächlich, dieser blaue Baum, an dem Geldscheine wachsen. Obwohl es so einen Baum im echten Leben gar nicht gibt. Ist doch unglaublich, oder? Warum und wozu können wir so was?
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Begonnen hat das alles schon vor ein paar Millionen Jahren, als das Gehirn anfing, seine Umwelt räumlich zu repräsentieren. Bereits unsere Vorfahren hatten ein räumliches Abbild ihrer Umwelt im Kopf, so eine Art Basisversion von Google Earth. Und wozu das Ganze? Zum Ãberleben! Unsere Ahnen mussten sich nämlich merken, wo sie Nahrung finden und wo der Feind lauert. Und sie mussten die Bewegung ihrer Körperglieder von rechts nach links und von oben nach unten steuern. Das alles geht nur mit einem räumlichen Vorstellungsvermögen. Irgendwann hat uns die Evolution dann mit Bewusstsein gesegnet. Seitdem benutzen wir unser Vorstellungsvermögen auch planerisch und kreativ. Wir stellen uns Räume vor, und innerhalb dieser Räume Ereignisse. Wir simulieren die Realität. Wir machen mentale Testläufe. Sie machen das auch, und zwar ständig.
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Beispiel Urlaubsplanung: Wie entscheiden Sie sich zwischen zwei Wochen Island und zwei Wochen Tunesien? Sie stellen sich beide Alternativen bildlich vor. Sie denken sich in die Orte hinein, lassen diese Gedanken auf sich wirken. Ihnen wird heià und kalt. Und die mentale Reise, die das bessere Gefühl auslöst, bestimmt dann das Urlaubsziel. Vorausgesetzt, die Reisen sind gleich teuer.
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Dass wir die Realität simulieren können, ist schon erstaunlich genug. Aber noch erstaunlicher ist: So eine Simulation im Kopf kann echte Gefühle und sogar körperliche Reaktionen auslösen, weil sie in ähnlicher Weise vom Gehirn verarbeitet wird
wie ein reales Erlebnis. Stellen Sie sich einen dramatischen Verkehrsunfall vor, bei dem ein Motorradfahrer ein Bein verliert. Sie müssen das nicht live erlebt haben, die mentale Simulation reicht aus, um ein Gefühl zu erzeugen. Und was Gefühle erzeugt, hat für uns Bedeutung und hinterlässt Spuren im
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