Denken hilft - frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität

Ideen
    Darwin und die Newsticker
Warum Ideensuche notwendig ist und ein bisschen so funktioniert wie Evolution.
    Vor gut 200 Jahren brachte die Evolution Charles Darwin hervor  – und begann, sich selbst zu erklären. Auf die Frage »Wie wurde eigentlich der Mensch erschaffen?« gab Darwin eine wenig paradiesische Antwort: durch zufällige Variation und natürliche Selektion. Organismen passen sich ihren Lebensräumen an, Arten spalten sich auf. Und über eine Zeit von ein paar Millionen Jahren entsteht dann so was wie der Mensch. Als Darwin 1859 sein Hauptwerk »Die Entstehung der Arten« veröffentlichte und sich die etwas unchristliche Botschaft der Evolution herumsprach, erlitten seine Zeit- und Artgenossen einen Schock: Die Schöpfung ist veränderlich. Wir Menschen wurden nicht so geschaffen, wie wir sind und wie Gott es plante. Wir haben uns entwickelt. Oder besser: Wir mussten uns entwickeln. Denn wenn sich mein Lebensraum verändert, dann muss ich mich ebenfalls verändern. Sonst wird das nichts mit dem Überleben.
    Â 
    Für diese Veränderungen war früher viel Zeit: gerne mal ein paar Hundert oder gar Tausend Generationen. Changemanagement war Sache der Evolution. Das ist heute anders. Noch
während wir leben, geht es ständig ums Überleben: Überlebt mein Arbeitsplatz die Krise? Überlebt mein Hüftgelenk die Gesundheitsreform? Überlebt meine Stehlampe den Tod der Glühbirne? Oder verlieren wir alle die Fassung? Unser individueller Lebensraum ändert sich im Rhythmus der Newsticker. Unser berufliches, soziales und beziehungstechnisches Überleben hängt davon ab, ob wir bereit sind, uns zu verändern. Nicht innerhalb der nächsten tausend Generationen. Heute. Und individuell. Die Voraussetzungen dafür sind nicht schlecht. Wir sind in der Lage, über uns selbst nachzudenken, willentlich unser Verhalten zu steuern, planerisch Einfluss auf unsere Zukunft zu nehmen. Eigentlich sind wir die geborenen Changemanager. Aber was genau löst eine Veränderung in unserem persönlichen Dasein aus? Was entspricht dem Mechanismus von Variation und Selektion in der Zeitspanne eines einzelnen Lebens, eines Jahres, einer Stunde? Die Antwort lautet: Das Hervorbringen vieler unterschiedlicher Ideen und die Auswahl und Umsetzung der jeweils besten davon!
    Â 
    Die Evolution der Arten und die Evolution der Ideen folgen ähnlichen Mechanismen. In beiden Fällen wird zufällig eine Menge unterschiedliches Zeugs produziert. Zunächst scheinbar planlos. Aber dann plötzlich passiert es: Die perfekte Lösung wird geboren. Dann schlüpft auf einer Galapagosinsel ein Fink mit genau der Schnabelform, die perfekt zur Aufnahme seiner speziellen Nahrung geeignet ist. Dieser Fink überlebt, und mit ihm seine Schnabelform. Sie müssen gar nicht Darwin heißen, und Sie müssen auch nicht zu den Galapagosinseln segeln, um Evolution live zu erleben. Da reicht schon die Teilnahme in einem Brainstorming, und davon wird man nicht mal seekrank. In einem Brainstorming entstehen Dutzende neuer Idee, zum Beispiel Varianten eines neuen Produkts. Und am Schluss wird die beste Idee umgesetzt und auf den Markt gebracht – zumindest wenn der Chef es beschließt.
Märkte sind Lebensräume von Produkten. Wenn sich der Markt überraschend ändert, das Marketing aber keine neuen Ideen hat, dann ist das Produkt ganz schnell wieder tot. Genau wie die Finkenart, deren Schnabel nicht so gewachsen ist, wie es auf einer bestimmten Galapagosinsel von Vorteil wäre.
    Â 
    Die Evolution ist eine starke Metapher, wenn wir über Ideen sprechen: Ideen sind von uns erdachte Variationen von Dingen und Zuständen. Die Auswahl der besten Idee ist eine bewusste Selektion. Und wenn diese beste Idee dann umgesetzt wird, führt das zu Veränderungen. Praktisch heißt das: Veränderungen beginnen im Kopf. In Ihrem Kopf. Veränderungen beginnen mit Ihrer Fähigkeit, kreativ zu denken und Ideen zu entwickeln. Und genau davon handelt dieses Kapitel.
    Ãœberleben Sie noch oder leben Sie schon?
Über den Bewahrer und den Veränderer in uns, und warum Wickie der Wikinger ein großer Held ist.
    Mitten in den Sturm der Entrüstung über die Theorie von Darwin hinein schrieb Lewis Carroll 1871 sein Buch »Alice hinter den Spiegeln«, das Nachfolgewerk von »Alice im Wunderland«. Das Buch erzählt an einer Stelle von einem