Denken hilft zwar, nutzt aber nichts
Nanotechnologie etc.) und medizinischen Zielen (Heilverfahren gegen Krebs, Diabetes, Fettleibigkeit etc.), die uns als Gesellschaft am Herzen liegen. Damit würden Schüler, Lehrer und Elternden höheren Sinn der Bildung erkennen können und ihr mehr Begeisterung und Motivation entgegenbringen. Aber wir sollten auch viel Mühe darauf verwenden, Bildung als Wert an sich zu vermitteln, und aufhören, die Zahl der Unterrichtsstunden mit der Qualität der Bildung, die ein Schüler erhält, zu verwechseln. Kinder können sich für viele Dinge begeistern (zum Beispiel für Fußball), und es ist unsere gesellschaftliche Aufgabe, sie dazu zu bringen, dass sie genauso viel über Nobelpreisträger wissen wollen, wie sie schon über Fußballspieler wissen. Ich will damit nicht sagen, dass es leicht ist, Leidenschaft für Bildung zu wecken. Aber wenn es uns gelingt, könnte dies von immensem Wert sein.
Wie sich zeigt, ist Geld sehr oft das teuerste Mittel, um Menschen zu motivieren. Soziale Normen hingegen sind nicht nur billiger, sondern häufig auch wirksamer.
Wofür also ist das Geld gut? Früher erleichterte das Geld den Handel: Man musste sich nicht eine Gans auf den Rücken schnallen, wenn man zum Markt ging, oder entscheiden, welcher Teil der Gans einen Salatkopf wert war. Heute hat das Geld sogar noch mehr Vorteile: Es ermöglicht uns die Arbeitsteilung – wir können uns spezialisieren –, das Aufnehmen von Krediten und das Sparen.
Aber das Geld hat sich auch verselbständigt. Wie wir gesehen haben, kann es menschliche Interaktionen ihres besten Teils berauben. Brauchen wir also Geld? Natürlich, aber könnte es vielleicht Bereiche in unserem Leben geben, die ohne es in mancherlei Hinsicht besser aussähen?
Das ist ein radikaler Gedanke, und es ist sicher nicht leicht, sich das vorzustellen. Vor ein paar Jahren bekam ich jedoch einen Vorgeschmack davon. Damals erhielt ich einen Anruf von John Perry Barlow, ehemals Texter für die legendäreRockband Grateful Dead. Er lud mich zu einer Veranstaltung ein, die sich als wichtige persönliche Erfahrung für mich, aber auch als interessantes Modell zur Schaffung einer geldlosen Gesellschaft erwies. Barlow erzählte mir, ich müsse unbedingt mit ihm zum Kunstfestival Burning Man fahren, dort würde ich mich wie zu Hause fühlen. Burning Man ist eine jährlich abgehaltene einwöchige Veranstaltung, bei der es um persönliche Ausdrucksformen und Selbstvertrauen geht. Der Schauplatz ist die Black-Rock-Wüste in Nevada, und in der Regel kommen über 40 000 Menschen zu diesem Ereignis. Burning Man fand erstmals 1986 am Baker Beach in San Francisco statt, wo eine kleine Gruppe die zweieinhalb Meter hohe Menschenstatue und einen kleineren Hund aus Holz gestalteten, aufstellten und am Ende verbrannten. Seither haben die Größe der Statue und die Zahl der Besucher beträchtlich zugenommen, und mittlerweile gehört Burning Man zu den größten Kunstfestivals, das zugleich ein laufendes Experiment des temporären Zusammenlebens ist.
Burning Man hat viele außergewöhnliche Aspekte, für mich der bemerkenswerteste ist jedoch die Ablehnung der Marktnormen. Bei Burning Man wird kein Geld angenommen. Alles funktioniert nach den Kriterien der Tauschwirtschaft – jeder gibt anderen etwas mit der Abmachung, dass er (oder jemand anderer in der Zukunft) im Gegenzug etwas dafür erhält. So können beispielsweise diejenigen, die kochen können, ein Mahl zubereiten. Psychologen bieten kostenlose Beratungsstunden an und Masseurinnen Massagen. Wer über Wasser verfügt, lässt andere bei sich duschen. Gehandelt werden auch Getränke, selbstgefertigter Schmuck und Umarmungen. (Ich bastelte in der Hobbywerkstatt des MIT Puzzles und bot sie bei Burning Man an. Den meisten machten sie großen Spaß.)
Anfangs fand ich das alles ziemlich seltsam, doch bald hatteich mich an die Normen bei Burning Man gewöhnt. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass Burning Man der offenste und sozialste Ort war, den ich jemals kennengelernt hatte. Zwar weiß ich nicht, ob ich ohne weiteres das ganze Jahr über dort leben könnte, aber die Erfahrungen, die ich dort machte, überzeugten mich davon, dass ein Leben mit weniger Markt- und mehr sozialen Normen befriedigender, kreativer, erfüllender wäre und mehr Spaß machen würde.
Die Lösung liegt meines Erachtens nicht darin, die Gesellschaft nach dem Vorbild von Burning Man umzugestalten, sondern darin, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass soziale
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