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Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Titel: Denken hilft zwar, nutzt aber nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Ariely
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objektiven Mathematikprüfung teilzunehmen. Doch zunächstteilten sie die Frauen in zwei Gruppen ein. Den Frauen der ersten Gruppe wurden Fragen vorgelegt, die mit ihrem Geschlecht zu tun hatten – etwa, was sie von gemischten Studentenheimen hielten, so dass ihre Gedanken auf geschlechtsbezogene Themen »vorgeprägt« wurden. Den Frauen der zweiten Gruppe wurden Fragen in Zusammenhang mit ihrer ethnischen Zugehörigkeit gestellt, zum Beispiel welche Sprachen sie beherrschten, welche Sprache sie zu Hause sprächen und wie es ihrer Familie in den Vereinigten Staaten seit der Einwanderung ergangen sei. Auf diese Weise wurden ihre Gedanken auf ethnische Themen »vorgeprägt«.
    Die Ergebnisse der beiden Gruppen unterschieden sich entsprechend der jeweiligen Stereotypen für Frauen beziehungsweise Amerikaner mit asiatischem Hintergrund: Diejenigen, die man durch die Fragen daran erinnert hatte, dass sie Frauen waren, schnitten schlechter ab als diejenigen, denen man ihre Herkunft ins Gedächtnis gerufen hatte. Dies zeigt, dass auch unser eigenes Verhalten durch die uns auferlegten Stereotypen beeinflusst werden kann. Die Aktivierung dieser Stereotypen hängt davon ab, in welcher geistigen Verfassung wir uns in dem Augenblick befinden und wie wir uns selbst sehen.
    Vielleicht noch erstaunlicher ist die Tatsache, dass sich Stereotypen auch auf das Verhalten von Menschen auswirken können, die gar nicht einer stereotypisierten Gruppe angehören. In einer interessanten Studie ließen John Bargh, Mark Chen und Lara Burrows die Teilnehmer wahllos aneinandergereihte Satzteile neu zusammensetzen (eine Aufgabe, wie wir sie bereits in Kapitel vier beschrieben haben). Ein Teil der Probanden erhielt Satzelemente mit Wörtern wie
aggressiv, grob, unangenehm
und
stören,
ein anderer Teil Wörter wie
Ehre, taktvoll, höflich
und
sensibel
. Durch die Bildung von Sätzenaus diesen Wortreihen sollten die Gedanken der Teilnehmer auf Höflichkeit beziehungsweise Grobheit gerichtet werden (eine verbreitete Methode in der Sozialpsychologie, die erstaunlich gut funktioniert).
    Als sie damit fertig waren, wurden die Probanden in ein anderes Labor geführt, wo sie vorgeblich eine zweite Aufgabe lösen sollten. Dort war der Versuchsleiter offenbar gerade damit beschäftigt, einem begriffsstutzigen Teilnehmer, der einfach nichts verstand, die Aufgabe zu erklären (bei dem angeblichen Teilnehmer handelte es sich um einen Assistenten des Versuchsleiters). Was glauben Sie, wie lange es dauerte, bis die echten Probanden das Gespräch unterbrachen und fragten, was sie als Nächstes tun sollten?
    Wie lange sie warteten, hing davon ab, welche Art von Wörtern ihnen man für die Satzbildung vorgelegt hatte. Diejenigen, die mit Ausdrücken freundlichen Verhaltens gearbeitet hatten, warteten ungefähr 9,3 Minuten lang geduldig, bevor sie unterbrachen; diejenigen hingegen, die mit den Ausdrücken rüden Verhaltens gearbeitet hatten, nur etwa 5,5 Minuten.
    In einem zweiten Experiment, dem derselbe Gedanke zugrunde lag, wurde bei den Teilnehmern die Vorstellung von älteren Leuten angebahnt, indem man ihnen Wörter wie
Florida, Bingo
und
betagt
vorlegte. Doch als sie die Aufgabe erledigt hatten, den Raum verließen und glaubten, das Experiment sei beendet, begann erst der entscheidende Teil. Denn eigentlich interessierte die Forscher, wie lange die Probanden durch den Flur zum Ausgang brauchten. Natürlich waren die Teilnehmer der Versuchsgruppe von den Wörtern, die mit »älteren Menschen« in Zusammenhang standen, beeinflusst: Ihr Gehtempo war beträchtlich langsamer als das einer Kontrollgruppe ohne Priming. Dabei darf man nicht vergessen, dass die derart vorgeprägten Teilnehmer selbst keine älterenMenschen waren, die etwa an ihre Gebrechlichkeit erinnert worden wären, sondern Studenten in den ersten Semestern an der New York University.
     
    All diese Experimente zeigen uns, dass Erwartungen mehr sind als die bloße Vorwegnahme der Belebung durch eine sprudelnde Cola. Erwartungen befähigen uns, ein Gespräch zu verfolgen, auch wenn rundherum Lärm herrscht und wir hier und da ein Wort nicht mitbekommen; oder eine SMS auf unserem Handy zu lesen, auch wenn einige Wörter abgekürzt sind. Erwartungen können uns zwar von Zeit zu Zeit auch dumm aussehen lassen, aber sie sind ausgesprochen wirksam und nützlich.
    Was ist nun mit unseren beiden Football-Fans und dem entscheidenden Pass, der zum Sieg führte? Beide haben dasselbe Spiel gesehen – jedoch

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