Denken Mit Dem Bauch
Blödmann«. Wie bitte?
Sind wir denn blöd? Nein, danke! Einen inneren Blödmann zu haben ist sozial unerwünscht. Meine soziale Vollwertigkeit leidet gewissermaßen, wenn mein innerer »Blödmann« bekannt würde. Gut, dass niemand weiß, dass ich einen habe. Wir alle haben einen. Gut, dass niemand weiß, dass wir alle einen haben.
- Und deshalb heißen die nächsten beiden Kapitel dieses Buches, das sich im Kern immer wieder mit dem
geheimnisvollen Bauchdenken beschäftigt: Den inneren
Blödmann erkennen l und 2. Und wir werden gleich erfahren, warum sich unser Stirnrunzeln legen muss.
Als Mary Anne Calamine, US-Brokerin, aus dem Fenster der Damentoilette im siebten Stock des Plaza-Hotels in Atlantic City auf ein paar Passanten pinkelte, sprach ihr innerer Blödmann. Die junge Dame ist nicht etwa verrückt. Sie hatte nur eine innere Eingebung, das jetzt tun zu müssen, sagte sie bei ihrer Vernehmung. Nun ja, diese innere Eingebung war teuer.
Sie kostete Mary Anne 6000 Dollar.
Noch teurer war die innere Eingebung eines 51jährigen
Handytelefonierers. Der stieg bei Kassel auf freier Strecke aus einem haltenden Interregio, in der Annahme, der Handyempfang auf dem Gleis nebenan sei besser. Er irrte. Der Empfang war ganz plötzlich weg und der Mann tot, überrollt von einem
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entgegenkommenden Zug.
In einer inneren Eingebung biss Paul Daniels aus Horden (GB) ein 240-Volt-Stromkabel durch, um den Münzautomaten seines Fernsehers lahm zu legen. Der Stromschlag warf den Mann zu Boden. Er holte eine Schere und schnitt das Kabel durch. Er überlebte schwer verletzt. Paul Daniels ist
Diplomingenieur für Elektrotechnik.
Als der Kapitän eines DC-8-Urlaubsfliegers auf dem Weg von Basel nach Mombasa/Kenia einen Passagier wegen einer
verschütteten Instantsuppe windelweich prügelte, sprach auch der Bauch - oder der innere Blödmann, wie man will.
Kurz nach der Prägung mussten in Frankreich neun Millionen Euro-Münzen eingeschmolzen werden. Einer der
Plattengraveure für das Stanzwerkzeug hatte sich erlaubt, das amtliche Design zu verändern. Das Sternenbild gefiel ihm nicht.
Bei seiner Vernehmung sagte er, er sei einer inneren Eingebung gefolgt.
Die Schuldnerberatung »Sozialwerk der Familien in
Schleswig- Holstein« musste Konkurs anmelden, weil sich die Schuldenberater völlig übernommen hatten. Dem
Insolvenzverwalter sagte Geschäftsführer Egon L. aus
Glückstadt, er habe immer das Gefühl gehabt, es sei alles in Butter.
In Halle/Saale erschoss ein 44jähriger Vater seine vier Kinder, brachte seine Frau um und stellte sich dann der Polizei. Er sagte zu dem vernehmenden Beamten: »Ich hatte da plötzlich so einen unheimlichen Hass im Bauch, verstehen Sie?« Der Beamte verstand nicht. Für ihn war der 44jährige Mörder einfach nur verrückt, gefährlich und unberechenbar.
Und so etwas soll man ernsthaft in den Griff kriegen? Ohne Therapie? Ohne Gehirnwäsche? Glücklicherweise sind nicht alle Beispiele so extrem und unser innerer Blödmann verhält sich in
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der Regel weniger spektakulär. Aber im Prinzip genauso blöd.
Er, genauer gesagt, die Intuition, kommt mit ihren
Merkwürdigkeiten und mentalen Löchern ganz leise daher.
Diese kleinen, leisen »Intuitiönchen«, diese leichten und leichtesten Gefühle der Unsicherheit, der Rache, der territorialen Einschränkung, der Bedrohung, die Unlustgefühle, Sympathie-oder Zufriedenheitsgefühle oder einfach die irren Phantasien begleiten uns Tag für Tag. Wir beachten sie meist kaum, diese kleinen Intuitionen. Aber genau die sind es, mit denen unser Bauch arbeitet. Diese kleinen und kleinsten Gefühle spucken uns bei den kognitiven, folgerichtigen Entscheidungen ständig in die logisch so schön gekochte Gedankensuppe. Und dann ist Schluss mit der Logik. »Manchen Leuten kann man ha lt nur ganz unpsychologisch eins aufs Maul hauen«, sagte ein
therapeutischer Kollege einmal zu mir. Aber wie kann er, der Sachkundige, so etwas sagen? Ausgerechnet er müsste es doch wirklich besser wissen! Mit Gewalt löst man doch keine Probleme, oder? Da spricht der Bauch.
Ein anderes Beispiel: Meine Frau war sauer. Das ist sie selten.
Diesmal aber war sie es, und zwar kräftig. Ich hatte einen Termin verschwitzt (denn aus meiner Sicht war er doof), und sie müsste allein hingehen. Als ich nach Hause kam, krachte es. Ich kramte aus meinem geistigen Koffer blitzschnell die tollsten kognitiven Konfliktlösungsmodelle heraus und war mir sicher, dass ich
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