Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten!
Fluggästen sah ich sowieso niemanden wieder. Alles halb so wild also, aber mein Thema für die Diplomarbeit
stand.
Dennoch, eine solche Erfahrung ist eher die Ausnahme. Der Großteil an Erlebnissen zeigt: In Gruppen lachen wir öfter und länger
als allein. Wenn alle sich im Theater oder Kino biegen, dann wollen auch wir mitmachen. Leider geht das auch mit negativen
Emotionen: Ist eine große Menge Menschen aggressiv, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass wir uns von dieser Wut anstecken
lassen. Darin steckt eine große Gefahr. Und die Geschichte kennt bittere Beispiele für dieses Phänomen. Gott sei |101| Dank funktioniert die Suggestion in beide Richtungen. Zum Beispiel bei begeisternden Erlebnissen. Denken Sie nur an den Fußballsommer
2006. Selbst der zurückhaltendste Spießer hatte ein Fähnchen am Auto und ging beim Feiern voll aus sich heraus. Aus diesem Grund
trete ich auch so gern in Theatern auf. Der Spaß überträgt sich schnell auf das Publikum. Früher, als ich noch Tischzauberer
war, musste ich sehr viel mehr rackern, um entsprechende Reaktionen bei den Zuschauern zu erreichen.
In großen Gruppen gehen wir als Einzelne in der Masse auf und fühlen uns schnell als Teil der großen Sache. In gewisser Hinsicht
sind wir das dann auch. Dies ist auch ein Grund dafür, dass kleine, hässliche, pickelige Jugendliche auf einem großen Open-Air-Konzert
manchmal abgehen wie ein Zäpfchen, wohingegen sie es im intimen Tanzkurs noch nicht mal auf die Reihe kriegen, das Mädchen
anzusprechen, mit dem sie gern tanzen würden. Bei großen Comedy-Events lachen sich die Leute halb tot, obwohl die Pointe gerade
mal mittelmäßig war, und auf dem Petersplatz verehren Zigtausende Menschen spontan ergriffen den Papst. Zu Hause leben viele
dieser Menschen aber weder christlich, noch gehen sie regelmäßig in ihre kleine Dorfkirche. Verstehen Sie mich bitte richtig:
Ich bewerte diese Dinge hier nicht, ich will nur einmal mehr die Macht der Masse verdeutlichen.
Täuschungen und falschen Schlussfolgerungen erliegen wir allerdings nur, wenn wir uns nicht bewusst machen, was gerade passiert.
Bewusst Abstand zu uns selbst zu bekommen, um die Situation anders zu betrachten, wäre angebracht. Tritt man einen Schritt
zurück und nimmt eine andere Perspektive ein, dann funktionieren all diese Mechanismen nämlich nicht mehr! Auch darauf werde
ich in Kapitel 2 unter «Reframen: Perspektivwechsel gefordert» noch näher eingehen. Das bedeutet, dass allein das Wissen um
Manipulation beinhaltet, dass sie nicht mehr mit ihrer ganzen Absolutheit greift. Ein spannendes |102| Thema. Denn Suggestionen sind einerseits gefährlich, und in den falschen Händen können sie wie eine Waffe eingesetzt werden,
andererseits, und das finde ich äußerst faszinierend, können sie auch sehr hilfreich sein. Für mich jedenfalls ist die Kraft
der Suggestion vorrangig eine positive gewesen. Durch Autosuggestion etwa sind Menschen in der Lage, absolute Höchstleistungen
zu vollbringen.
Versuchen Sie die Dinge also eher unvoreingenommen und neutral zu sehen – so gut Sie können. Betrachten und akzeptieren Sie
alles als das, was es ist – und nicht nur als das, was wir denken, dass es sei. Dem Ziel kommen wir schon ein bisschen näher,
wenn wir ergründen, welche Motive der andere hat. Ein Perspektivwechsel ist immer hilfreich und erweitert das Denkspektrum.
Durch diese mentale Stütze nähern wir uns der ersehnten Gedankenfreiheit an.
Von der Qual zu überlegen und selbstgemachten Hindernissen
Der Batman-Film «The Dark Knight» ist deshalb so begeistert vom Publikum aufgenommen worden, weil hier einfach alles stimmt:
sehr gute Darsteller – Heath Ledger hat sich so stark in die Rolle des Jokers eingefühlt, dass er, ein paar Monate nachdem der Film abgedreht worden
war, an einer Überdosis Schlaftabletten starb –, tolle Kameraeinstellungen und Bilder, super Filmmusik und ein sehr gutes Drehbuch. In diesem bedienen sich die Autoren
nicht nur der interessanten Archetypen, sondern auch etlicher Paradoxien, was Kommunikation angeht.
Eine der besten Szenen, um dies zu verdeutlichen, spielt auf einem Schiff. Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Zwei vollbesetzte
Fähren können plötzlich nicht mehr weiterfahren. Sie lassen sich nicht steuern, befinden sich führungslos inmitten eines Flusses.
Zusätzlich sind die Funkverbindungen unterbrochen, das macht eine Kommunikation zwischen
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