Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten!
schnell. Da zu viele Fahrer rasen, wird es notwendig, mehr Verkehrsschilder aufzustellen.
Der Anfang vom Ende.
Ein weiteres Exempel: Da es zu viele Menschen gibt, die Steuern hinterziehen, nimmt der Staat zu wenig Geld ein. Um diese
Finanzlücke zu schließen, wird die Höhe der Abgaben erhöht. Das führt allerdings wiederum dazu, dass bei den höheren Sätzen
mehr Bürger ihre Einnahmen zu verschweigen versuchen. Diese Gedankenspiele lassen sich auch auf ganze Staaten – Stichwort «Wettrüsten» – und Volkswirtschaften – Stichwort «Preisspiralen» – anwenden. Sie haben sehr oft ihren Ursprung in falschen Schlussfolgerungen oder unsinnigen Annahmen.
Diese falschen Gedanken führen zu Prophezeiungen, die sich nur deshalb verwirklichen, weil sie überhaupt gedacht werden. Oder,
um es in Paul Watzlawicks Worten auszudrücken: «Die Prophezeiung des Ereignisses führt zum Ereignis der Prophezeiung.»
|108| In Monterey in Kalifornien hatte ich den fähigsten Geschichtslehrer, den man sich nur wünschen kann. Ich versäumte seine Vorlesung
nur ein einziges Mal: Sie war gerade vom gewöhnlichen Termin nachmittags auf einen Zeitpunkt am frühen Abend verschoben worden.
Ungünstigerweise lief genau dann die berühmte Serie «Seinfeld» im Fernsehen – und Jerry hatte gewonnen. In seiner Vorlesung
hörte ich von Dingen, die mich sehr zum Nachdenken brachten. Eine meiner Lieblingsgeschichten aus dieser Zeit ist die Story
eines amerikanischen Regisseurs zur Zeit der McCarthy-Ära Ende der vierziger bis Mitte der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts.
Diese Zeit war durch eine extreme antikommunistische Haltung der Amerikaner geprägt. Das FBI kontrollierte zum Beispiel sowohl
alle Bediensteten in öffentlichen Ämtern als auch viele berühmte Personen, um sie als Demokratiefeinde zu entlarven. Darunter
zahlreiche einflussreiche Künstler, Schauspieler und Regisseure. Schon ein sogenannter angemessener Zweifel reichte aus, um
eine Person als Kommunisten zu denunzieren. Charlie Chaplin wurde beispielsweise die Rückreise in die USA deshalb verweigert.
Er war nur kurz in England gewesen, um seinen Film «Rampenlicht» zu promoten. Damit war Anfang der fünfziger Jahre seine Karriere
jäh beendet worden.
In den USA herrschte zu dieser Zeit eine Art Hexenjagd. Auch ein bekannter Regisseur, der mit Kommunismus überhaupt nichts
am Hut hatte, lebte in großer Sorge, angeschwärzt zu werden. Überall sah er Gespenster und bildete sich ein, das FBI hätte
ihn im Visier. Um sich zu schützen, beauftragte er mehrere Privatdetektive. Sie sollten prophylaktisch Beweise sammeln, dass
er
kein
Kommunist wäre. Einige Wochen später hatte er einige Mappen voller Beweismaterial: Er war also definitiv kein Linker, und
er konnte es beweisen. Ab dann hatte er keinen einzigen Auftrag mehr. Völlig entsetzt meldete er sich bei seinen alten Kunden,
den Filmstudios, und fragte nach, wieso die Aufträge ausblieben. Die Antwort war einfach: |109| Man hatte den Eindruck gewonnen, er sei ein Kommunist, und Kommunisten beschäftigte man nicht. Diese Auskunft beruhigte den
Regisseur, und er meinte: Er könne beweisen, dass er kein Kommunist sei, er habe extra Detektive beauftragt, entsprechendes
Beweismaterial zu sammeln. «Bist du wahnsinnig?», antworteten die Verantwortlichen der Filmstudios. «Jetzt ist uns einiges
klar, bei uns liefen in den letzten Wochen ständig komische Typen rum, die sich alle nach dir erkundigt haben. Sie wollten
wissen, ob du Kommunist seist.» Alle Beweisschreiben konnten dem Regisseur nicht helfen. Er musste sich einen neuen Job suchen.
Das Beispiel zeigt übrigens sehr schön die Gültigkeit eines weiteren Grundsatzes: «Die Energie folgt der Aufmerksamkeit.»
Hätte der Regisseur seine Aufmerksamkeit darauf gerichtet, was er
ist
, und nicht darauf, was er
nicht ist
, dann wäre diese Geschichte sicher anders ausgegangen.
Um aus so einer Nummer herauszukommen, gibt es ein hochwirksames Gegenmittel: Reden Sie mit den Menschen um Sie herum. Hören
Sie auf, Verdächtigungen als unabänderliche Tatsachen zu betrachten, und fragen Sie die betreffenden Personen konkret, ob
Ihr Eindruck richtig sei oder nicht. Sie werden nicht immer eine ehrliche Antwort darauf erhalten, aber auch mit dieser kommen
Sie der Wahrheit ein Stückchen näher. Sie werden erstaunt sein, wie oft Sie Ihre Meinung revidieren müssen. Sollten Sie allerdings
mit Ihrer Vermutung
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