Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben
dröhnenden Quatsch zu überziehen; dem Quatsch und Müll, der auf die Namen Internet, Digitalkultur und neue Kommunikationsmedien usw., aber auch Europa, Euro, Rettungsschirm usw. hört – aber nein, es liegt auch an den alten, sagen wir an den nach wie vor afterdummdreist herumkrähenden und gellenden, dabei doch längst totgesagten sog. Printmedien. Es gibt Tage, da bietet die herkömmliche Heimatpresse jenseits FAZ und »Bild« Ausgaben, in denen nicht allein jeder Artikel falsch, daneben, geschluderter Blödsinn ist, sondern manchmal auch fast jedes Wort in jeder Überschrift, jede Bildunterschrift, jede Metapher, jedes Foto – es ist alles, mit Varnhagen zu ächzen, beleidigender, abstoßender, ekelhafter Schwachsinn – Dreck und Widersetzlichkeit inzwischen noch weit jenseits des »Dummdeutsch«-Unrats von 1985/92.
Als ob sie’s mir zum Fleiße täten.
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Von 2006 bis 2010 bin ich tot. Bzw. war ich tot. Gestorben zumindest für den »Harenberg Literaturkalender«. Eine evidente Verwechslung mit dem 2006 tatsächlich verstorbenen Kollegen Gernhardt. Aber immerhin: einmal im Leben tot. 2008 wird das aus Leserfeder reklamiert und zu korrigieren versucht – eine Wiederbelebung kann vom Verlag aber erst für 2011 versprochen werden, bis 2010 ist schon alles unkorrigierbar gedruckt.
O Informationszeitalter! Mark Twain, als die Zeitungen ihn tot meldeten, konnte noch elegant parieren: »Die Nachrichten von meinem Tod sind übertrieben.« Innerhalb eines Tags war alles wieder im Lot. Heute geht alles weniger schnell, dafür tiefer. Schaut jemand für mich nach, ob meine Erweckung inzwischen, 2011 oder wenigstens 2012, auch wirklich erfolgreich war?
Im übrigen war ich für die Kollegen von »Harenberg Chronik« allzeit und all die Jahre über quietschlebendig. Im Informationszeitalter lesen die Informanten ganz offenbar sich selber am allerwenigsten. Ach, Paul Virilio! O Beschleunigungskultur!
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November 2009: Eine langfristig vereinbarte Lesung im Münchner Gasteig wird kurzfristig aufgekündigt und abgesagt. Angeblich wegen extrem geringen Kartenvorverkaufs. Das glaube ich aber nicht. Sondern vielmehr, daß ich irgendwie, obwohl eigentlich wohlproportionierter Linker, neuerdings auch in die unnachsichtige Optik irgendeiner unbestechlichen und sowieso antifaschistischen münchenstämmigen »Aktion Widerstand gegen Rechts« auch im Veranstaltungs-Kartenverkaufs-Bereich gefallen bin. Ja, es ist mir gelungen, selbst mir ist selbst das noch gelungen. Daß ich geächtet bin, daß ich zum »Mob« (Gremliza inzwischen bei jeder Gelegenheit) gehöre, praktisch zum Staub geworden. Daß, wenn ich schon nicht 1941ff. Hüttler verhindert habe, ich selber der neue Hüttler bin. Zumindest kurzfristig. O Deppenkultur!
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Wenn dem deutschen Volke, im Jahr 2009, schon mal was sehr Sinniges und zugleich vollkommen Überraschendes gelingt, nämlich das seltene und altmodische und durchaus schöne Wort »Habseligkeiten« zu seinem umfrageerhärtet kollektiven Lieblingswort zu küren, dann wäre es auch sinnig, dann wäre es nur allzu einleuchtend gewesen, wäre 2010 das nämliche Wort unter anderen vorgeblich obsoleten aus dem Duden gestrichen worden.
Wir warten noch ein Jahr drauf und heißen euch hoffen.
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Schön ist, dem Gerücht der Banausen und Meinungsautomaten zuwider, das Bayreuther Festspielhaus, in das ich, nach längerer Abstinenz, im Jahr 2001 zur Besprechung der Eröffnungsvorstellung der »Meistersinger von Nürnberg« zurückfand; schön und stilvoll und alles andere als kaiserreichswilhelminisch oder gar im Stil präfaschistisch, wie es irgendwelche Ignoranz freilich nach wie vor immer wieder mal wissen will; sondern im Gegenteil; und in die oberfränkische Hügellandschaft so sanft eingebettet wie es von der nahen Autobahn her zart, aber doch dringlich grüßt.
Im Sinne einer Wagner-Revokation, als Imagination der einstigen Wagner-Präsenz, aber fast noch erhebender ist mir das zum Lustgarten gehörige Hotel »Fantaisie« im bayreuthnahen Donndorf; jenes, in dem Wagner während des »Wahnfried«-Baus ab 1872 Quartier bezogen hatte und in dem er – Hut ab, meine Damen und Herren! – am 23.11.1874 die letzten Des-Dur-Takte der »Götterdämmerung« niederschrieb und damit die jahrzehntelange Fronarbeit am »Ring des Nibelungen« beendete, dem zumindest gewaltigsten Werk der soweit bekannten musikdramatischen Weltliteratur.
Und in dem es heute, hat man den Parkbesuch hinter sich, zur
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