Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eckhard Henscheid

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nochmals ist:
    (Klingel) »Das kann nur Professor Heino Jaeger sein. Ich wollte rasch noch ein paar Worte zu Heino Jaeger sagen. Es ist ja eine Ironie dritten bis vierten Grades bei ihm. Und ich halte ihn eigentlich für den exaktesten Ohrenzeugen unserer Zeit, auch wenn die Pointen manchmal so sehr zwischen den Zeilen liegen. Und was er uns jetzt vorspielen wird, ist Folgendes: Können Sie sich vielleicht für ein paar Minuten vorstellen, daß Sie alle ›Kaiser‹ heißen und in den nächsten Minuten fristlos gekündigt werden?« (folgt Jaegers Auftritt)
    Das Ganze währt eine runde halbe Minute – und es hat damit Folgendes auf sich:
    1. Das mit der Schlußaufforderung, sich vorzustellen, daß man – noch dazu kollektiv – »Kaiser« heißt, ist natürlich Blödsinn. Der unsicht- und unhörbare Jaegersche Monolog-Adressat heißt halt zufällig so.
    2. Blödsinn, Unfug ist aber auch schon das einleitende Wort »Professor«. Wenn überhaupt, dann trat Jaeger in einer speziellen Folge immer als »Dr. Jaeger« auf.
    3. Aber selbst dieser Doktor hätte in der fraglichen Szene nichts zu suchen.
    4. Genau so wenig wie der Professor. Hier ist Jaeger alles andere als Professor, sondern Personalchef bzw. dessen Büroleiter.
    5. Heino Jaeger kann man ohne Kopfzerbrechen viele Etikette zuschreiben: Komik, Humor, Lachhaftigkeit, auch Nonsens, sogar mitunter Satire. Nur niemals: Ironie.
    6. Und in dieser Nummer schon gar nicht.
    7. Der »Anmoderator« hat also keine Ahnung, was Ironie ist oder wenigstens sein könnte.
    8. Noch weniger freilich, was es mit »Ironie dritten bis vierten Grades« auf sich haben soll. Mit beiden hatte Jaeger nie zu tun – anders als der Anmoderator, dem aber wohl mehr irgendwas mit Einstein und der unerkannten vierten Dimension durch den praktisch haarlosen Kopf schwefelt.
    9. »Ohrenzeuge« ist eine gehaltlose Phrase, bestenfalls Platitüde.
    10. »Ihn eigentlich für den exaktesten Ohrenzeugen« ist zudem falsche Wortstellung. Gemeint ist eher »ihn für den eigentlich exaktesten« – wenn überhaupt was.
    11. Auch dann aber ist das »eigentlich« eigentlich überflüssig. Wenn nicht schon noch eigentlicher geistverlassen.
    12. »Pointen zwischen den Zeilen«? Ja, wo denn sonst? »Auf«? »Über«? Geht ja nicht.
    13. »Liegen« tun sie wohl auch nicht. Sondern vielleicht – sitzen?
    Schwitzen?
    Genug, 13 Denkschwächen innerhalb einer halben Minute sind selbst für einen sich als Satiriker mißverstehenden lärmigen Hanswursten (seinen Namen verrate ich hier nicht, er fängt aber mit »Hü« an) schon sehr überzeugend. Mit solchen Promotoren und Anmoderatoren hatte Jaeger zu allem Unterfluß halt auch noch zu leben. Für seine 13 Einbrüche aber hat der seit einiger Zeit Verstorbene die abermalige Jenseitsbastonnade von 13 Hieben verdient – Jaeger jedoch allein schon mit der »Kündigung« die ewige Seligkeit.
    *
    Im Jahr 2006 kam ein neuer, dreibändiger (und noch gedruckter) Brockhaus heraus, in dem Person und Werk von Vladimir Nabokov auf 2,4 Zeilen abgefackelt wurden, die von Gustav Mahler sogar auf 3,5 Zeilen, fast so viel wie Lutz Rathenow, der es auf 6 bringt. Na also, so geht’s doch auch.
    *
    Daß der nämliche Brockhaus drei der gewaltigsten Sprach-Denk-Genies des Jahrhunderts, F.W. Bernstein, Hermann Gremliza und Heino Jaeger, nicht einmal kennt und offenbar noch nicht mitgekriegt hat, das sei ihm unter diesen Umständen schon wieder hoch angerechnet. Chapeau!
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    Warum aber das Sprach-Genie Gremliza gleichwohl nicht sich erbarmt, sondern auch noch im Jahr 2011 unentwegt im Hausblatt von »Scheißdeutschland« schreibt, zuletzt im Juli 2011 »dieses bedeutende Scheißland«, das freilich ist eine ganz andere Frage. Bzw. offenbar gleichfalls unzureichend zurechnungsfähig.
    *
    Ein Franz Josef Strauß an Geldraffgier (s. Wilhelm Schlötterer, Macht und Machtmißbrauch, 2009) war gewiß keiner von uns aus dem engeren Zirkel der Neuen Frankfurter Schule. Vom abscheulichen Beispiel Strauß oder auch MAN -Esser lernten wir immerhin: Es mag zwar einen kleinen Unterschied ausmachen, ob eins mit 100000 Mark Euro oder mit 1 Million oder auch mit 5 Millionen ins sowieso ungesegnete Altenteil vordringt bzw. dann doch in die Grube fährt. Allerdings, ob eins mit fünf Millionen oder mit (im Fall Strauß) 450 weitgehend unklaren Millionen Mark oder Euro, ist ja hier doppelt eh gleich: Es muß schon einer grundtöricht und zudem meist so »ungemein betrunken« (Robert