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Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eckhard Henscheid
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Andachtssteigerung sehr gute Forellen und Karpfen zu verdrücken gibt; darauf versteht sich das ja doch insgesamt sehr manierliche Volk der Franken.
    Aber, um ganz aufrichtig zu sein, fast noch mehr als die Wagner-Vergegenwärtigung zu Donndorf behagt mir ein Reisebericht, der sich außer in Bayreuth im gleichfalls nahen Sophienberg gründet: Ludwig Tiecks und Wilhelm Heinrich Wackenroders »Fränkische Reise« von 1793 mit deren Höhepunkt: einer gloriosen Passage nämlich, die davon Kunde gibt, wie die beiden nach einem ausgedehnten Frankenwein-Frühschoppen und im Zuge ebenso »ausgedehnter Gespräche über Mineralien und Bergbau« immer munterer wurden, Tieck namentlich »wie ein toller Mensch herumsprang und seinem Gelüste völlige Freiheit ließ« und also »Wackenroder prügelte«; worauf man, »um sich recht lustig zu machen«, nochmals »Franzwein darauf« goß und endlich, Wagner noch nicht erahnend, nach Fantaisie ritt, ja »sprengte«; wobei Tiecks Pferd »mehrfach stürzte«.
    Das arme Tier. Aber ein grundlegender Vorgang und Text der speziell deutschen Romantik war das alles in allem sicherlich kaum minder als die »Götterdämmerung«.
    *
    Mit dem vorigen und winzigen Impromptu zu Wagner, Bayreuth, Fantaisie usw. ist, so spüre ich, das Thema hier noch nicht abgetan; dafür spielte das Wagnersche Werk seit meinem Eintritt ins Wagnerianertum 1957 und seit meinem Bayreuth-Debut 1959 eine zu machtvolle Rolle. Tatsächlich kam im Lauf des schreibenden Lebens ein gutes Dutzend größerer Einlassungen zu diesem Werk und diesem Manne zustande, niedergelegt und leicht nachzulesen in meinen Musik-Büchern oder auch in der »Kulturgeschichte der Mißverständnisse« und im »Jahrhundert der Obszönität«: Texte zu den Opern ebenso sehr wie zu den affinen Problemen des älteren und neueren Opernregietheaters, von dem die Werke dieses Genies immer besonders betroffen waren, fast immer zu ihrem Unheil.
    Der folgende Text, ein fiktiver »offener« Brief an den längst toten Komponisten, war der bisher letzte der Reihe; er fand sich abgedruckt im August 2010 im »Focus«, dort leider aus einer Reihe von Imponderabilien nicht in optimaler Gestalt, sondern im näher begründenden Mittelteil stark gestutzt. Schon von daher liegt ein ungekürzter Wiederabdruck in dieser Chronik der Denkwürdigkeiten nahe:
    Sehr verehrter Herr Opernkompositeur Richard Wagner, haben Sie’s auch im Radio gehört und in der Presse nachgelesen? Das »Buhgewitter« (Süddeutsche Zeitung), das am 25. Juli die »Lohengrin«-Premiere zum Start der Bayreuther Festspiele 2010 eindeckte? Jene als »Skandal«-Hype vorab verkaufte Untat, mit welcher der deutsche Regie-Altesel Hans Neuenfels endlich und mit gut 40 Jahren Verspätung sein Bayreuth-Debut anzettelte, als die schätzungsweise 87ste »Lohengrin«-Hirnverwüstung seines schaffensreichen Lebens, diesmal zufällig mit Ratten anstatt Rittern – und für welches immerhin halbwegs reinigende Buhgewitter der seit einem halben Jahrhundert über deutschsprachige Theater- und Opernbühnen rasende und krachschlagende Windbeutel sich wiederum revanchierte, indem er Bayreuth im Nachgang als ein »Kaff«, eine »Pfütze von Stadt« und (angesichts seiner Lohengrin-Besudelungen sogar zu Recht) als »absoluten Sudelort« beschmähte – ja freilich, Musikdramatiker Wagner, auch solche Publikums-Gegen-Schimpfereien gehören zum modernen Musikdrama, und zumal und spätestens seit seiner grandios depperten, mit Brathähnchen werfenden Frankfurter »Aida« von 1981 zumal zu H. Neuenfelsens Routinearbeiten.
    Besudelt und Bayreuth eigentlich und endgültig für alle Zeit entwürdigt hatten, hochverehrter Richard Wagner, in den letzten Jahren freilich auch schon und kaum übertrefflich andere sog. Regisseure. Christoph Marthaler mit seiner vom Premierenpublikum gleichfalls zu 99 Prozent weggebuhten »Tristan und Isolde«-Frevelei; ein Jahr später der Opernnovize und andere Christoph, Schlingensief, mit einem wüsten und mehr ethnoafrikanischen »Parsifal«-Bühnenweihespiel; sowie, noch nicht ganz zu vergessen, gleich drauf Ihre Urenkelin Katharina Wagner im Zuge einer saudummen Schuhe-Schmeißerei als Höhepunkt Ihrer, Uropa Wagner, »Meistersinger von Nürnberg«; beim Bayreuther Regieeinstand Katharinas, der zweifellos verwerflichen, halt: genialen Tochter Ihres unlängst verstorbenen Enkels Wolfgang, die da als Hoffnungsträgerin für eine ganzganz große Zukunft im Verein mit dem Sponsor Siemens

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