Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben
seine Weis’ und Technik – und zur Buchmesse 1978 lag die Trilogie, von Franz Greno schön edel und üppigst gestaltet, komplett vor. Und wurde, bald auch vom Publikum, zunächst aber im November 1978 von den Autoren, Verlegern, Mitarbeitern und sonstigen Rumtreibern wiederum kraftvoll gefeiert, diesmal zwei Tage lang in dem Weiler Lauterach bei Amberg.
Bewundert wurde die Trilogie teils rasch, teils allmählich und sich beschleunigend; aus poetischen Gründen, mehr aber wohl noch wegen ihrer eindrucksvollen, sich nach 1980 nochmals dynamisierenden Auflagenzahlen. Je nach Zählung kommt man bis heute auf 200000 Trilogieausgaben; rechnet man die drei Bücher separat samt ihrer Präsenz im Trilogieverbund, kommt man auf etwa 400000; »verkaufte«, wie es heute meist arg aufdringlich heißt; offenbar rechnet man sonst mehr mit erlogenen und erträumten. Und auch, während sonst heute Verleger nicht selten einfach eine Null dazugaunern, stimmen hier nach meinen Abrechnungshonoraren die fünf Nullen.
Im Buchhandel trieben sich die drei Romane nur einmal kurz herum (1995). Zugespitzt gegrummelt, hatten sie dort auch nichts zu suchen.
Nicht schlecht: Daß sich die Romane nach stark verhaltenen, zögerlichen Anfängen bei den Kritikern bald gleichfalls sehr, ja übermäßig gelobt sahen, zuweilen als die erfreulichsten der Nachkriegsliteratur. Das dauerte freilich, doch heute wünschte ich mir fast, daß der Beifall nicht gar so einhellig, annähernd widerspruchslos aufträte, zermürbend unisono daherkäme.
Etwa parallel zum Ewigkeitlichen das Ökonomische: Der Beifall, der Erfolg der Trilogie war kein shootingstarischer, sondern langlebig und hartnäckig, und fast gleichmäßig zog er sich über 30, teils bald 40 Jahre hin – dies eine auch einkommenssteuerlich günstige Sternenstellung.
Nachdenkwürdig, problematischer und um doch noch in einiger Eile von der Statistik und schieren Chronik wegzutauchen: Wenn Sie mich heute fragen oder wenigstens fragten, ob mit meinen Büchern, der Trilogie zumal, tatsächlich etwas wie »die Henscheidsche Wende in der deutschen Nachkriegsliteratur« eingeleitet und getätigt worden war, wie Gustav Seibt gelegentlich kulanterweise mutmaßte: ich glaube es kaum. Ferne liegt es mir, gar zu obstinat unbegeistert zu sein. Aber es ist nun mal so: Was neun von zehn Trilogielesern, das ergab sich z.B. bei Lesungen, besonders gefiel und gefällt, das leuchtet mir halt meist weniger ein. Und umgekehrt. Eine Lieblingsminiatur von mir aus der »Mätresse«, über den baumlangen Wirt des »Paradies«-Altherrenlokals: »Durch sein Erscheinen hinterm Zapfhahn machte Karl Demuth auf sich aufmerksam« – ich kenne kaum Leser, die diese Vorliebe für eine bestimmte Welterfahrungs- und -benennungsweise mit mir teilten, diese spezielle Lesekultur. Aber man muß gleichzeitig und ohne gar zu viel Koketterie einräumen: Manche haben halt einen besseren Geschmack als ich ihn als Leser habe. Und nicht und nicht drüber rauskomme.
Immerhin weiß ich mich ihnen als Autor leicht überlegen. Und habe jedenfalls noch fast nichts anderes gehört.
Und bei der Wertschätzung der »Geht in Ordnung«-Hochgebirgserfahrung aus dem Munde des schon sehr wehen Alfred Leobold: »Berg-Berg!« – nach allem, was ich höre und lese, treffen sich da die so oder so erlesenen Geschmäcker dennoch ziemlich wieder.
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Aus, aber mindestens, Korrektheitsgründen seien sie als Fürsprech, Förderer und Forderer auf ganz unterschiedlichen Ebenen hier nicht gänzlich verschwiegen. Sondern nochmals bedankt. Für die Fertigstellung meines Romandebuts »Die Vollidioten« (1973) machten sich als (Vor-)Lektoren, Berater, Promotoren, Warner und Verlagsempfehler stark: Bernd Eilert, Robert Gernhardt, Harry Rowohlt, Herbert Rosendorfer, Karlheinz Deschner und Bernd Rosema, alias im Roman »Herr Rösselmann«; der vor allem auch für die Initiations-Festivität in der Frankfurter Romanlokalität »Mentz-Krenz« im März 1973 zuständig war und dazu ganze Heerscharen des zu jeder Zeit anlockbaren deutschen Kulturjournalismus an den Main trieb. Und wohl in der Folge dieser Anstrengung den Roman bis zu seinem Lebensende gut dreißig Jahre später nie gelesen hat; wie mitgeteilt.
Nicht vollends vergessen sei für diese frühe Phase der Komponist Christian (»Marmor, Stein und Eisen bricht«) Bruhn; der auch annähernd gleichzeitig zu den frühen Lesern, Verehrern und Förderern des schon bekannteren, aber noch immer
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