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Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eckhard Henscheid
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spürbare Grenzen in seiner Auffassungsgabe. Geschweige denn Verständnis für Gedichte, die über die unverächtliche »Bürgschaft« hinausgingen. Noch dem 18jährigen war Eugen Roth so etwas wie seine personal limit line o.s.ä. – und manche der gereimten Alltagshumoresken von Roth sind ja so minderwertig nun auch wieder nicht, wie sie später blind gehandelt wurden. Doch, durchaus könnte man Roths »Ein Mensch«-Gedichtskosmos als ein Säulchen in meinem nur allmählich fülliger und konsistenter werdenden Komiktempel ansehen.
    Übrigens: meine vorerwähnt guten Leistungen im Mathematischen usw. brachten mir als Erwachsenem nicht viel ein; und schon gar kein Verständnis für Geld- oder gar Bankvorgänge und dergleichen Quark. Keinen Dunst habe ich.
    Die frühe Freude an Jux und Spielerei, an Kabale und Kinderei wurde bereits anderenorts in diesem Buch erwähnt. Nicht ex origine vorhanden war, aber rasch forcierte sich ab dem ca. 25. Lebensjahr die auch journalismusbegründete Freude am Zuschlagen, am Zuschlagen gegen unerwünschte, widerwärtige, langfristig unausstehliche öffentliche Personen, nicht selten weibliche von Rinser über Höhler und Hamm-Brücher bis hin zu Mitscherlichs hinterlassener und »hinreißender« (Habermas) Margarete; nicht ganz zu vergessen auch jene heute schon beinahe verblaßten und ohnehin verblichenen Witzfiguren wie Dorothee Sölle oder Annemarie Renger und Uta Ranke-Heinemann usw. usf.
    Die Freude daran verdoppelte sich später, wenn beispielsweise die »Süddeutsche« sich nach fast 26 Jahren (!) zustimmend und sogar korrekt zitierend daran erinnert, wie ich 1985 den unsäglichen Kabarettisten und sog. Satiriker Hüsch eindrucksvoll niedergemacht und beherzt der höheren Gerechtigkeit überantwortet und ausgeliefert hatte: »Gibt’s keine Polizei, die nachweisliche Idioten dingfest macht?«
    Mein Werden zum Komiker, Humoristen, Satiriker (die Dominanzen waren da wohl nie so ganz klar und schwankten):
    Vermutlich einigermaßen, ja stark abweichend von den sonst nicht ganz unverwandten Präzedenzfällen F.W. Bernstein (Fritz Weigle) und Robert Gernhardt, die beide zum Komischen, zum komischen Lyriker und komischen Zeichner, wenn nicht geboren, so doch, wie man hört und z.T. auch nachlesen kann, gleichsam vorbestimmt, immer wie auf dem Sprung, vielleicht auch in der beschaulich abwartenden Lauerstellung waren, verlief meine eigene Schriftstellerwerdung hin zum Geschlecht des Satirischen, Humoristischen, prädominant Komischen (wenn schon nicht Heiteren) einigermaßen mählich, gemächlich und vor allem ein bißchen zufällig. Weder war mir m.E. das Talent dazu derart in die Wiege gelegt wie den beiden Genannten; noch ganz früh bereits erkennbar; noch hatte ich quasi ständig schon die zuständigen Leitsätze abrufbar und mich verpflichtend im Kopf, also z.B., daß der Satiriker nach Tucholskys Willen ein verhinderter Idealist sei und ähnliches mehr; noch hätte ich für des Daseins Last und die Versagungen des Lebens irgend bewußt und davon überzeugt Kompensation gesucht und gefunden. Neinnein, mein Leben war spätestens mit 19 erfüllt und überfüllt, ja proppenvoll des Erfolgs im Kohle- wie im Weiberbereich, ausgelastet, in sich ruhend – –
    Quatsch. Das nicht. Das denn nun gottseidank doch nicht.
    Ein finales, extrem kurzes Wort hier noch zu der später häufigen mich und mein Treiben berührenden Leser- und Kritikerverwechslung der Begriffe, auch der plausiblen Berufsbezeichnung: Daß Satiriker, Ironiker, Humorist, Komiker immer seltener halbwegs ordentlich auseinandergehalten werden, darüber habe ich zuzeiten schon mehrfach Klage geführt. Enerviert hat mich vor allem manchmal die wahllose oder auch richtiggehend falsche Berufstitulatur »Satiriker«. Sie ist, etwa in Verbindung mit meinen Romanen, nicht viel sinniger, als wenn man Beethoven wegen der »Wut auf den verlorenen Groschen« mit ihr behängt hätte.
    *
    So recht eigentlich bin ich ja wohl mehr ein zurückhaltender, ein bescheidener, sich zuweilen sogar kleinmachender, ein dünkelloser Mensch. Auf eins aber, auf eins bin ich wirklich stolz, dessen darf ich mich ungescheut rühmen: Ich habe das seit ca. 1965 im Schwang befindliche, das allübliche, das für allerlei Linke fast obligatorische und grunzdümmliche Polizistenschimpfwort »Bullen« nie in die Feder oder auch nur in den Mund genommen – und kann es partiell sogar beweisen: Mit der Sammlung leicht ironischer, im wesentlichen aber vor

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