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Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eckhard Henscheid
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Editorische Notiz) und wohl auch schon oft genug beschrieben; hier bedarf sie im Schnelldurchgang noch einmal zumindest der gerafften Fassung:
    Alles begann im Spätherbst 1971 mit der Koinzidenz eines von Bernd Eilert und mir verfaßten Dostojewski-Essays (für die Frankfurter Rundschau, eine spätere Version für den Bayerischen Rundfunk); und zweitens der draus folgenden konsensualen Meinung der beiden Verfasser, in diesem komisch sehr ergiebigen halbnärrischen bzw. kunstvoll aufgeregten Dostojewskischen Plapperton von angetäuschter Disinvoltura müßte auch mal, den trübseligen Standard des epischen Zeitgeists zu überwinden, ein zeitgenössischer Roman stattfinden; und drittens mit der zuerst wohl nur halbbewußten Beobachtung, daß ziemlich simultan dazu Ende 1971 in den damaligen Frankfurter Kulturkrauderkreisen (siehe den analogen Passus im »Vollidioten«-Vorwort) das Rohmaterial für so einen Roman sozusagen vor Augen und Füßen liege. Material aus Vorgängen nicht gerade, wie im Roman suggeriert, »innerhalb einer Woche« abgelaufenen; aber doch in kurzer Zeit und in seltener Ballung. Auch wenn diese Ballung zumal in der Wirklichkeit wiederum nur eine suggerierte, eingebildete war. In Wahrheit läuft das Leben ja immer allzu stetig und fad und gleichsinnig ab.
    Es folgte in zweiter Phase von Dezember 1971 bis Januar 1973 die Roh- und Reinfassung des Romans – mit einem Beratergremium, das wiederum großteils als Romanhaupt- und Nebenpersonal in Zweitfunktion diente. Dem anknüpfte sich die Austüftelung eines gemixten Subskriptionslesersponsorenverkaufsmodells: Für einen nach etlichem Hin und Her beschlossenen Privatdruck (ohne Verlag) sollten 2000 Leser vorab 10 Mark berappen; später ging es auch mit 800. Anschlossen sich Satz und Druck des Werks in merkwürdig schlampig-druckfehlerreicher und später auch stark aus dem Leim gehender Gestalt. Ausgleichende, ja göttliche Gerechtigkeit: diese häßliche Urgestalt der »Vollidioten« wurde dreißig Jahre später von Antiquariaten mit 290 Euro für die einstigen 10 Mark gehandelt.
    Nun wiederum folgte eine recht professionelle Pressebearbeitungsarbeit: Man wußte »die Medien« dahin zu beschwätzen, daß hier a) ein besonderes Glanzstück der neueren deutschen Literatur sich vorbereite, und b) dies im Rahmen eines neuen und möglicherweise futuristischen Verlags-Vertriebssystems; ein Amt, dem sich die Romanfigur »Rösselmann«, bürgerlich der »pardon«-Redakteur Bernd Rosema, richtig hingebungsvoll widmete; auch wenn er den entstehenden wie dann den fertigen Roman niemals las. Und endlich Ende März 1973 hatte es eine schwer rauschige und fast endlos sich hinziehende Buchpremiere im Frankfurter Gasthaus Mentz-Krenz; dessen Chefwirt Hans Mentz entgegenkommenderweise und vielleicht überwältigt von all dem Zauber in seinem Hause erst wenige Wochen später verstarb.
    Die Arbeit am – noch nicht als Trilogieteil bedachten – zweiten Roman »Geht in Ordnung« etc. hub an nach der Verwerfung eines etwa analogen Hörspielplans im Winter 1974/75 und war im Spätherbst 1976 zur Druckreife vorangeschritten – gedruckt wurde diesmal nicht privat, sondern nach wiederum einigem Hin und Wider (mit S. Fischer, Diogenes u.a.) beim Neuverlag Zweitausendeins, einem damals schon sehr erfolgreichen und weiter erfolgversprechenden Unternehmen, das bisher kaum selber Bücher gemacht, jedoch gewieft verramscht hatte. Erfolgsgesegnet war die dortige Veröffentlichung von »Geht in Ordnung« aber erst einmal nicht, das dauerte; und sie zog nach den »Vollidioten« weitere mehr oder weniger kulthörige Bescheidwisser-Beschwörer-Leservereine nach sich; für einen Autor, wie man sich leicht ausmalen kann, nicht unbedingt wünschenswerte, eher zweischneidige Konfigurationen.
    Der dritte Roman »Die Mätresse des Bischofs« war schon bald nach dem Start der Rohfassungsarbeit im Herbst 1977 (sozusagen am Tag der Schleyer-Entführung) als beschließender Band jener Trilogie ersonnen, geplant und elaboriert (siehe die viel später von Ivo Wessel erstellte Broschüre mit dem Trilogie-Themen-Motiv-Gerüst en detail). Erwogen war da auch zeitig, nach einem folgenreichen Impromptu von Robert Gernhardt, eine Ausstattung aller drei Bände mit den untereinander stark liierten und auch mir befreundeten Zeichnern F.K. Waechter, Gernhardt und F.W. Bernstein (Fritz Weigle). So kam’s denn auch: hintereinanderweg illustrierten sie fast gleichzeitig die drei Bücher, jeder auf

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