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Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eckhard Henscheid
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dreiunddreißig Jahren bis zum heutigen Tag: Die zweite Pfarrer-Sommerauer-Szene im 3. Romanteil der »Mätresse des Bischofs«, die als Warten auf den Fernsehgeistlichen mit den Worten »Ich lauerte Sommerauer schon seit Tagen auf« präludiert wird.
    Kann man aus dem Lachen – bei dieser relativ ungewohnt-subtil formulierten Sache – darauf schließen, daß a) das ggf. tagelang währende heftige Warten auf irgendeinen vermeintlich flüchtigen TV -Quark eine allgemein geläufige Erfahrung ist? Daß b) ebendies als »Lauern« bzw. »Auflauern« empfunden wird, als eine Art Nachstellen, modern gesprochen Stalking, wie im semisexuellen Bereich und zumal bei Schönheits- oder Sportstars? Und c) daß also Fernsehen doch entgegen der landläufigen Meinung keineswegs etwas Nebensächliches, Beiläufiges, extrem Flüchtiges ist; sondern, wenn das Warten/Lauern schon so eisern betrieben wird, etwas enorm Ehernes?
    Fragen über Fragen. Sie hören nicht auf.
    Vor allem auch nicht die heikle, wie man sich des »Mätressen«-Ich-Erzählers Siegmund Landsherr tagelanges »Lauern« auf den kummervollen Geistlichen konkret und genaugenommen vorzustellen hat. Er, Landsherr, tut ja sonst lästerlich wenig und bringt über 500 Romanseiten lang kaum was zuwege, ein bißchen Kurorchester- und Klavierstundenspiel und Todesanzeigen-Lektüre beiseite. Da paßt schon noch etliches starkes, ja ungestümes Auflauern in den Tages- und Wochenzeitplan rein – allein, wäre das Auflauern dann nicht genaugenommen eine so exklusive und erschöpfende Tätigkeit, daß es nebenher nicht mal mehr ein Klaviergeplänkel duldet? Oder gar das romanthematisch zentrale Auflauern von – zwei Brüdern seitwärts von, ja weit noch vor Sommerauer?!
    Der Fragen, die so ein siebenwörtriger Satz aufwirft, werden da noch immer mehr. Bis hin zur noch weidlich weiterführenden, ob man das Fernsehen nicht gleich besser als »Lauern« benennen sollte. Gesamtheitliches, also semantisch-strukturelles Lauern?
    *
    Merkwürdigkeiten, wenn nicht Denkwürdigkeiten genug ereigneten sich ständig rund um den »Mätresse«-Roman. Daß Herbert Rosendorfers Roman »Das Messingherz«, zur gleichen Zeit entstehend wie diese »Mätresse« im Sommer 1978, aufs Haar die gleiche Seitenzahl 571 aufwies, mag noch einer besonderen Adhäsionskraft dieser vermutlichen Primzahl zuzuschreiben sein. Daß ich in diesem Rosendorferschen Roman auf S. 104 als Amberger Attraktion vorkomme, er, Rosendorfer, wiederum bei mir auf S. 540 im Zuge eines fiktiven Berichts der Südtiroler Dolomitenzeitung als Bozener Pfarrer, der das Journaillegewäsch des Heimatblatts über eine besonders gottesfürchtige Lifteinweihung scharf leserbrieflich zurückweist, das gibt schon mehr zu denken, wenn nicht bereits leidlich Gott zu fürchten. Daß Rosendorfers Held »Albin« heißt, meiner hingegen »Alwin«, der eine »Kessel«, der andere »Streibl«, ohne daß je von der einen noch der anderen Seite irgend Abstimmung oder auch nur breitere Arbeitsberichterstattung stattgefunden hätte; daß beide Helden mit einem mehr unklaren Kommunismus liebäugeln und mit noch unschärferer Spionage zu schaffen haben, das lenkt den Blick unweigerlich über beide Romane hinaus auf eine Wirksamkeit des Ganzanderen. Der 1978 freilich auch noch in ganz anderer Weise aktiv wurde:
    Das Dreipäpstejahr 1978 sah hintereinander die Pontifexe Paul  VI ., Johannes Paul  I . und Johannes Paul  II . auf dem Stuhl Petri Platz nehmen, was den Zeichner und Kollegen Hans Traxler im Zuge zweier Papstbücher ein Unheimlichkeitsomen dünkte und von weiteren Papstbüchern Abstand nehmen hieß. In meinem Dünklingen-Roman von der sehr katholisch situierten »Mätresse« und ihren Leuten setzte sich die ominöse Nichtgeheuerlichkeit insofern fort, als dort auf S. 417 der gastierende Kerzenhändler Lattern der versammelten weihnachtlichen Herren-Tombola-Runde bei Koinzidenz von romanlicher und Realzeit (1977/78) zu sehr vorgerückter Stunde und gleichsam visionär kündet, bald werde es heißen, man habe einen »Papam – gehabt« – »ein neuer Papst« aber stehe ja schon bereit.
    Geschrieben wurde der Passus von mir im Winter 1977. Daß längst nach Drucklegung des Romans im August Paul  VI . sterben würde, erklärt doppelt sich wohl aus der glänzenden Ahnkraft eines Hochromanciers im Verein mit dem Unkvermögen eines bischöflich-päpstlichen Kerzenhändlers. Daß freilich bereits 33 Tage später auch der neue Papst wieder

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