Denn am Sabbat sollst du ruhen
Eli der Finanzexperte sei und die Bankkonten Neidorfs, der Patienten und der Kandida ten überprüfen solle. Besonders lange hielten sie sich bei Rafis Bericht über die Beschattung des jungen Mannes auf. Balilati, der die Information aus dem Außenministerium beschafft hatte (»ich habe überall meine Verbindungen«), erzählte, daß Elischa Naveh neunzehn Jahre alt sei, seine Mutter starb, als er zehn war, und er der einzige Sohn Mordechai Navehs sei. »Offiziell gehört Mordechai Naveh zum Außenministerium, aber tatsächlich arbeitet er für den Ministerpräsidenten und befindet sich momentan an der israelischen Botschaft in London. Er ist der Erste Sekretär, wenn euch das etwas sagt«, bemerkte Balilati in einem Ton, der keine Fragen zuließ. »Er befindet sich bereits fünf Jahre dort, bei der Botschaft in London«, fuhr er fort und warf einen Blick in seine Aufzeichnungen. »Der Junge kehrte nach Israel zurück, als er sechzehn war. Der Vater hatte schließlich seinen Bitten nachgegeben, denn der Junge konnte sich nicht an das Leben in London und an die jüdische Schule dort gewöhnen. In Israel wohnte er dann zwei Jahre bei seiner kürzlich verstorbenen Großmutter. Von der Armee wurde er am vierundzwanzigsten April zurückgestellt, vorerst nur für ein Jahr, ihr wißt, wie das dort geht, aus psychologischen Gründen.
Seit dem Tod der Großmutter wohnt er mit jemandem zusammen in einer Wohnung, die der Vater angemietet hat, in Neve Sche'enan. Er studiert an der Universität«, Balilati schnitt eine Grimasse, »Theaterwissenschaft und Japanologie oder so was. Künstlertyp, wenn ihr versteht, was ich meine.«
Ja, er ist in psychologischer Behandlung, aber nicht bei Neidorf, sondern in einer Klinik, er habe noch nicht herausbekommen, bei wem. In der Akte bei der Einberufungsstelle befinde sich ein Gutachten vom Militärpsychologen, aber der wußte nicht, daß der Junge bereits in Behandlung ist. »In einer Klinik im Norden der Stadt haben wir ihn dann im Patientenregister gefunden, aber den Namen des Psychologen konnten wir nicht ermitteln, noch nicht.« Die beiden letzten Worte betonte Balilati besonders.
Zila fragte, ob das Gutachten des Militärpsychologen auf eine gefährliche Persönlichkeit schließen lasse.
»Also«, sagte Balilati, »es war mir nicht möglich, das Gutachten selbst zu lesen. Meine Quellen berichten von einer nicht anpassungsfähigen Persönlichkeit und von suizidalen Tendenzen. Mehrmals wurde darauf hingewiesen, man kenne das von Kindern, deren Eltern im diplomati schen Dienst stehen, und dergleichen mehr. Aber nichts, was auf eine Gefährdung anderer schließen läßt.«
»Und was hat er schon getan?« wandte sich Eli an Rafi. Rafi erzählte, daß Elischa Dina Silber weiter verfolgt und bis Mitternacht auf einem Stein vor ihrem Haus gesessen habe, dann schließlich nach Hause gefahren sei. Er habe einen Mitbewohner, auf dem Briefkasten stehe noch ein Name, über den Balilati aber noch nichts ermitteln konnte.
»Aber das wird er mit Sicherheit«, bemerkte Zila. »Es ist mir ein Rätsel, wie du alles so schnell herausbekommst. Ich möchte nicht in deine Hände geraten. Was ißt er gern, weißt du das auch?«
Balilati wollte etwas erwidern, seine kleinen Augen funkelten amüsiert, aber er fing Schorrs Blick auf, senkte die Augen und schwieg.
»Gut«, sagte Michael, »um neun habe ich eine Verabredung mit dieser Dame, Dina Silber. Mal sehen, was mit ihr los ist.«
»Da hast du nicht mehr viel Zeit«, sagte Zila.
Zu Beginn der Besprechung hatte Zila jedem eine Mappe gegeben, in der sich das Verzeichnis der bekannten Patienten und Kandidaten und der vermutliche Arbeitsplan Eva Neidorfs befanden – sie hatte sogar selbst mit der Putzhilfe gesprochen – sowie die Liste der Institutsmitglieder, die Gästeliste von Linder, eine Fotokopie des unterzeichneten Zettels, den Michael vom Steuerberater mitgebracht hatte, und die Fahndungszeichnung des Mannes, der die Steuerakte mit den Quittungen an sich genommen hatte. Zila hatte, indem sie von einem Stuhl zum anderen sprang, mit unerklärlicher Fröhlichkeit berichtet, daß Linder »sauber« sei, daß seine Frau das Menü des Abendessens mitgeteilt habe und auch der Babysitter der Gäste alles bezeugen konnte. Außerdem sei der Nachbar von oben am Sabbat früh wegen des Lärms aufgewacht. »Das alles steht auch in der Akte, und wer will und muß, kann auch das Band abhören«, sagte sie, als sie sich schließlich auf ihren Platz setzte und
Weitere Kostenlose Bücher