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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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er ihr die Tür zu seinem Zimmer öffnete, der Impuls, ihre Selbstbeherrschung zu erschüttern, die Lang- samkeit ihres Sprechens, bei dem jede Silbe betont wurde, dieser Impuls begann sich in Worten Luft zu machen.
    Von vornherein wußte er, daß sie eine Erklärung für ihr Gespräch mit Hildesheimer am Sonntagnachmittag haben würde. Linder hatte erwähnt, daß sie bei dem Alten in Analyse gewesen war, damit würde sie den Wortwechsel auf der Straße begründen. Während er sich hinter den Tisch setzte, formulierte er für sich die Frage nach ihrer Beziehung zu dem Jungen. Er rauchte schweigend und versuchte, seine grundlose Aggressivität zu erklären. »Du hast keinen Anlaß«, warnte ihn seine innere Stimme. »Du weißt nichts, du hast keine Anhaltspunkte, du glaubst nur, daß sie vielleicht ein Motiv hatte. Aber das ist bedeutungslos. Da stand noch ein Kandidat zur Diskussion bei der Sitzung der Ausbildungskommission. Warte, bis du auch mit ihm gesprochen hast.« Je drängender seine Aggressivität wurde, desto bedächtiger und höflicher sprach er.
    In ihren glänzenden Augen – die eher grün als grau waren – las er Zorn und Furcht, als er sie fragte, was sie am Freitagabend gemacht habe. Mit gesenkter Stimme, Silbe für Silbe betonend, antwortete Dina Silber, sie sei früh schlafen gegangen.
    »Wie früh?« fragte Michael.
    »Nach dem Unterhaltungsprogramm, vor dem Spielfilm«, entgegnete sie, und ihre Spannung begann nachzulassen.
    »So früh? Gehen Sie immer so früh schlafen?« fragte er in aufgesetzt neugierigem Ton.
    »Nein, für gewöhnlich nicht.« Sie wollte etwas hinzufügen, aber Michael unterbrach sie: »Und noch dazu am Abend vor der Abstimmung?«
    Hier lächelte sie zum ersten Mal, nur mit den Lippen, in ihren Augen lag kein Lächeln, und sagte, daß sie deswegen tatsächlich nicht einschlafen konnte. »Aber ich wollte wenigstens ausgeruht sein, während der Vorlesung und bei der Abstimmung.« Ihre Hände waren mit dem Rollkragen ihres schwarzen Pullovers beschäftigt. Sie saß im offenen Mantel, einem weichen, langen Pelzmantel, und strömte eine Aura der Verwöhntheit aus.
    »Ich dachte, Kandidaten nehmen nicht an der Abstimmung teil«, sagte Inspektor Michael Ochajon und zündete nun doch eine neue Zigarette an.
    Ein Anflug von Furcht erschien in ihren Augen, als sie erklärte, sie habe beabsichtigt, vor dem Zimmer zu warten. Wenn die Abstimmung zu ihren Gunsten ausgefallen wäre, hätte man sie hereingebeten, und sie hätte das Ergebnis sofort erfahren.
    »Sie sind wohl am Ende doch eingeschlafen? Wann?« fragte Michael und zog den Rauch seiner Zigarette ein.
    »Spät, vielleicht nach zwölf«, sagte sie zögernd.
    »Und was haben Sie bis dahin gemacht?«
    »Was spielt das für eine Rolle?« begann sie, besann sich jedoch und sagte, sie habe versucht zu lesen, konnte sich aber nicht konzentrieren.
    »Was haben Sie zu lesen versucht?« fragte Michael, der bemerkte, daß ihre Selbstbeherrschung bröckelte. Er erwartete schon den Wutanfall.
    »Gioras Fallstudie, auch seine Aufnahme stand an diesem Tag zur Abstimmung. Wir sind die ersten vom Jahrgang und...«
    Mit scheinheiliger Naivität fragte Michael, ob sie die Studie ihres Kommilitonen noch immer nicht gelesen habe.
    Doch Dina Silber ging nicht auf diesen Einwurf ein.
    »Offiziell wurden die Studien noch nicht verteilt, nur die Mitglieder der Kommission haben Kopien. Giora gab mir die Broschüre erst am Donnerstag, auch ich habe meine Arbeit noch niemandem außer ihm gezeigt.«
    »Aha«, sagte Michael. »Und am Sabbatmorgen? Was haben Sie am Sabbatmorgen gemacht?«
    »Ich war im Institut, selbstverständlich«, sagte sie erstaunt.
    »Seit wie viel Uhr?« fragte Michael, »waren Sie um acht Uhr morgens bereits dort?«
    Dina Silber wurde noch bleicher. Ihr Gesicht war grau. Sie sei um zehn im Institut angekommen, um acht sei sie erst aufgestanden.
    »Ja?« fragte der Inspektor mit gespielter Ungläubigkeit, »an dem Morgen, an dem über Ihre Zukunft entschieden werden sollte, sind Sie erst um acht aufgestanden?«
    Sie erklärte, sie sei erst spät aufgewacht, da sie nicht einschlafen konnte, aber auf ihrem Gesicht zeichnete sich bereits Empörung ab, und als er fragte, ob sie allein zu Hause gewesen sei, brach es buchstäblich aus ihr heraus: »Was soll das? Ich war nicht allein, ich bin ver ... auch mein Mann war zu Hause.«
    »Haben Sie Kinder?« fragte Michael.
    »Ja«, sagte sie, »eine zehnjährige Tochter. Aber sie hat bei einer

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