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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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sich durch ihr jungenhaft kurz geschnittenes Haar fuhr.
    »Linder hat also ein Alibi«, sagte Schorr und zerbrach das letzte Zündholz über dem Blechaschenbecher. Michael fragte ihn leise, ob er die richterliche Anordnung besorgen werde. »Ja«, antwortete Schorr, »aber zusammen mit Bachar, der soll mit mir kommen und zur Bank sausen, bevor uns jemand zuvorkommt.«
    Als Michael Schorr mißtrauisch angesehen hatte, meinte Schorr: »Schon gut, war nur ein Scherz. Ist etwas mißglückt.«
    Dann berichtete Menni über das Verhör von Rosenfeld und Oberst Joav Alon, dem Militärgouverneur des Bezirks Edom.
    »Ein attraktiver Bursche, was?« sagte Zila, doch Menni ignorierte die Frage und sprach weiter. Aber mit einer Hartnäckigkeit, die Michael aufbrachte, bohrte Zila weiter: »Man sagt, er sei der große Star, er werde einmal Generalstabschef. Und dabei sieht er so jung aus, nicht älter als fünfunddreißig.«
    Menni sah sie zornig an und fragte, ob er fortfahren könne.
    Michael legte seine Hand auf ihren Arm und sagte ruhig: »Sitz still, trink deinen Kaffee und hör einen Augenblick zu, gut?« Sie schwieg, und Inspektor Menni Esra setzte seinen Bericht fort. Der Verhörte habe unter Druck gestanden. Michael fragte, was er damit meine und betrachtete lange die Fahndungszeichnung des Mannes, der die Steuerakte an sich genommen hatte.
    »So genau kann ich es auch nicht sagen. Ich erwarte von einem Oberst mit so einem Posten, daß er kooperativer ist, weißt du, entgegenkommender. Aber er sah auf die Uhr, sagte, er habe keine Zeit, wirkte angespannt ...« – Mit einem Male herrschte eine konzentrierte Stille in dem Raum. Es entstand wieder jene charakteristische Spannung, die eine neue Entdeckung, eine zusätzliche Fährte hervorbrachte.
    Alle blickten auf Menni, als Michael sagte: »Sieh dir mal eben die Fahndungszeichnung an, klingelt da nicht etwas bei dir?« Alle betrachteten die Fahndungszeichnung. Zila schüttelte ungläubig den Kopf, aber die Augen der anderen wanderten zwischen der Fahndungszeichnung und Menni hin und her, der sagte: »Ich weiß nicht. Habt Ihr wirklich nicht mehr aus dieser Sekretärin herausholen können? Vielleicht, wenn man die Brille abnimmt, hier sieht man nicht einmal den Schnitt der Augen. Ich weiß nicht, aber sagen wir, es ist nicht ausgeschlossen.«
    »Sag mal«, wandte sich Balilati an Menni, »vielleicht hast du ihn zufällig gefragt, was er gestern früh gemacht hat, als die Sache mit dem Steuerberater war?«
    »Du wirst dich wundern«, entgegnete Inspektor Menni Esra und wischte sich die Stirn, »aber gerade danach habe ich ihn gefragt, und tatsächlich sagte er, er sei zu spät zur Arbeit gekommen wegen einer Autopanne auf dem Weg nach Bethlehem, in der Nähe von Beth Dschalla, und er habe eine Stunde gewartet, bis er abgeschleppt wurde. Und damit ihr's wißt: Ich habe alle danach gefragt, auch Rosenfeld. Denkst du, daß du der einzige Schlaue bist, der seinen Kopf gebrauchen kann?« Seine Hände zitterten vor Zorn, als er die Mappe auf den Tisch legte und fragte, ob noch jemand Kaffee wolle.
    Michael blickte erst ihn erstaunt an, dann Balilati, der die Zipfel seines Hemdes in den Hosengürtel unter dem Bauchansatz stopfte und sich verlegen umsah. Schorr unterbrach das betretene Schweigen, indem er fragte, ob eine Verbin dung zwischen Oberst Alon und der Verstorbenen bestan den habe.
    »Keine Verbindung«, sagte Menni, der auf halbem Weg zur Kaffeenische neben der Tür stand.
    »Moment, Moment, keinen Kaffee jetzt, ich will Einzel heiten«, sagte Schorr. »Mein Herr«, Menni kehrte auf sei nen Platz zurück, »jeder hier kann das Tonband abhören, es gab keine Verbindungen. Oberst Alon ist ein enger Freund Linders, den er schon zwanzig Jahre kennt. Er ist wirklich derjenige, der ihm den Revolver gekauft hat. Er hat ihn identifiziert. Und er kennt auch die, für die diese Party gegeben wurde, Tami Zvi'eli. Sie ist eine Jugendfreundin von ihm, daher ist er zur Party gekommen. Aber Neidorf, sagte er, hat er nicht gekannt.«
    »Und wie ist sein Alibi für Freitag und Sabbat?« fragte Schorr, und die Spannung im Raum wuchs. Die Zeiger der Uhr zeigten fünf Minuten vor neun, Dina Silber wird im Flur vor dem Zimmer warten, dachte Michael, als er das Fenster des Sitzungsraums öffnete, das auf den Hinterhof führte. Er blickte auf den blauen Himmel – die Helligkeit tat seinen Augen weh –, und keines von Mennis Worten entging ihm.
    »Freitag Nacht«, erzählte Menni, »ging Oberst

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