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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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ihm schwer, Interesse vorzutäuschen, obwohl er genau merkte, daß Balilati die Ereignisse erzählen mußte, um sie zu verarbeiten. Langsam setzten sich die Teilchen in Michaels Gehirn zu einem Bild zusammen. Er erzählte Balilati von dem Scheck, von den Zahlungen an Neidorf, und Balilati wurde plötzlich ernst, die ganze Begeisterung eines verliebten Mannes verschwand, als sei sie nie dagewesen. »Ja«, sagte er zögernd, »sogar ein Oberst geht zu einem Psychologen, wenn er nicht steht. Und er wird das auch mit allen Mitteln geheim halten. Man wird nicht Generalstabschef, wenn man einen Seelenklempner braucht. Darum geht es, was?« Michael nickte. Beide empfanden keinerlei Sieges freude, und sie sahen große Schwierigkeiten auf sich zukommen.
    »Eins paßt zum anderen«, sagte Balilati. »Er war auf der Party, er hatte den Revolver sogar gekauft, er war Eva Neidorfs Patient, und er hat ein Motiv, alles, alles was man verlangt. Was für eine Geschichte!«
    Aber Michael spürte verwundert, daß dieser Durchbruch nicht wie üblich eine große Erleichterung brachte, sondern nur Unbehagen, das wuchs, bis es ihn völlig beherrschte und keinen Raum für irgendein anderes Gefühl ließ. »Dennoch verstehe ich nicht, weswegen sie sterben mußte«, sagte er. «Sie hätte doch niemals öffentlich über seine sexuellen Probleme gesprochen, nicht einmal über die Tatsache, daß er bei ihr in Behandlung war. Das Motiv leuchtet mir nicht ein.«
    Balilati zuckte mit den Schultern. »Wer weiß, was er ihr noch erzählt hat. Sicher hatte sie ihn ganz in der Hand, und wenn sie an ihm etwas beweisen wollte, das heißt, während des Vortrags, dann hätte er mit seiner Karriere einpacken können.«
    »Und was ist mit Dina Silber?« fragte Michael, »warum ist sie eine Lügnerin?«
    »Balilati wird's dir sagen. Vor allem hat sie das Diploma tensöhnchen getroffen, den Gigolo, wenigstens zweimal vor der Beerdigung, und zwar – frag nicht, woher ich das weiß – bei sich zu Hause und im Institut. Außerdem: Wer sagt, daß sie nicht mit einem Revolver umgehen kann? Sie haben einen Revolver im Haus, er ist auf den Namen des Herrn und Meisters eingetragen, aber sie ist eine großartige Schützin und war sogar auf der Jagd, im Bologner Wald. Sie fürchtet sich so vor Waffen wie ich mich vor hübschen Mäd chen. Deshalb ist sie eine Lügnerin. Außerdem schläft sie auch nicht mit ihrem Mann, wenn es dich interessiert: Sie haben getrennte Schlafzimmer, und diese Ehe sieht – wenn du mich fragst – ziemlich merkwürdig aus. Schade, daß ich den Mitbewohner vom kleinen Naveh noch nicht fassen konnte. Er ist im Ausland, alle sind im Ausland, nur wir sind hier. Ich bin sicher, er könnte mir noch von anderen Rendezvous erzählen, die der Schönling mit dieser Frau hatte, die seine Mutter, sein könnte.«
    Balilati machte eine kurze Pause und kam dann auf sein eigentliches Thema zurück. Er erzählte, daß Orna, wie die Sekretärin des Truppenkommandanten hieß, viel über dessen Schwierigkeiten in seinem Amt geplaudert hatte. »Er ist offensichtlich ein guter Junge, zu gut, um diesem Job gerecht zu werden.« Er lächelte halb stolz und halb mitleidig. »Wer weiß, vielleicht hat er eine Geschichte vom Generalstab weitergegeben, etwas, was Neidorf nur schwer schlukken konnte, ich brauch dir nicht zu sagen, daß da alles mögliche vorkommt.«
    Michael bezahlte den Kaffee, und als er endlich wieder alleine in seinem Büro saß, erwog Michael seine nächsten Schritte.
    Er würde Schorr benachrichtigen müssen und auch den Generalstabschef. Man konnte Alon unmöglich im Kommissariat vernehmen, man müßte ihn an einen abgelegenen Ort bringen und alles geheim halten, wenigstens bis Beweise vorlagen, dachte er müde. Ungewöhnlich schwerfällig ging er auf Schorrs Zimmer zu, der, wie es seine Gewohnheit war, über Akten und Papieren gebeugt saß und Ochajon entgegenlächelte.
    »Was Neues?« fragte er in einem Ton, als erwarte er gar keine Antwort, und er war beinahe verärgert, als er hörte, daß es tatsächlich etwas Neues gab.
    Schorr wurde zusehends ernster, und die Anzahl der zerbrochenen Streichhölzer auf dem Tisch mehrte sich, je weiter Michael in seinem Bericht gelangte. Er hörte sich die Geschichte über den Oberst an, fragte mehrmals nach dem Alibi und sagte schließlich: »Wurde auch Zeit. Das ist unsere erste vernünftige Spur nach zweieinhalb Wochen Ermittlung. Wir müssen den Polizeichef verständigen, ich übernehme für ein solches

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