Denn am Sabbat sollst du ruhen
etwas weniger, wirkte aber noch immer aufgeregt und weigerte sich, Michael innerhalb des Gebäudes zu sprechen.
Sie setzten sich in einem kleinen Cafe in der Jaffastraße an einen Ecktisch und unterhielten sich flüsternd. Balilati hob jeden Augenblick den Kopf und sah sich prüfend um, um sich zu vergewissern, daß ihnen niemand zuhörte.
Er habe zwei Dinge zu sagen, begann Balilati. Erstens, daß Frau Silber eine schreckliche Lügnerin sei, und zweitens, sagte er und senkte die Stimme noch mehr, habe er einiges über Oberst Joav Alon in Erfahrung gebracht. »Womit wollen wir beginnen?« fragte er und wischte den Schaum, den der türkische Mokka auf seiner Oberlippe hinterlassen hatte, ab.
Michael wollte mit Joav Alon beginnen. Er steckte sich eine Zigarette an und riß die Augen auf, nachdem er Dani Balilatis Worte gehört hatte. Ungläubig fragte er: »Woher kannst du so etwas wissen? Hast du unter seinem Bett gelegen?«
Nur ein einziges Mal, sagte Balilati, werde er Michael in seine Untersuchungsmethode einweihen. Diesmal, aber nur dieses eine Mal, und nur weil er so schwer gearbeitet habe, und während er sprach, leuchteten seine Augen.
Dani Balilati, ein untersetzter, glatzköpfiger, nachlässig gekleideter Mann Mitte Dreißig, ein Mensch mit groben Manieren, hatte einen schweren Schlag beim weiblichen Geschlecht, wie er Michael einige Jahre zuvor versichert hatte. Woran das lag, konnte Michael nie begreifen, aber er wußte, daß Balilati die Wahrheit sagte, wenn er auch nie bescheiden war. Er habe keinerlei Schuldgefühle wegen seines Doppellebens, erklärte er einmal. Seine Frau sei gut und warmherzig und stelle an das Leben keine hohen An sprüche, sie interessiere sich hauptsächlich für das Haus und die Kinder, und er liebe sie sehr. »Nicht, daß du mich falsch verstehst«, sagte Balilati damals begeistert, »ich führe eine glückliche Ehe.« Aber er könne nun einmal nicht auf seine außerehelichen Aktivitäten verzichten. Wann immer eine Affäre zu eng zu werden drohte, brach er schnell die Verbindung mit der betreffenden Frau ab, weder auf aggressive noch auf gewalttätige Art, sondern so, daß sie stets in freundschaftlichem Kontakt blieben, behauptete er.
Jetzt steckte er mitten in einer neuen Affäre, die ihn zu Tode ängstigte, wie er sagte. Zum ersten Mal machte er einer unverheirateten Frau den Hof. Immer hatte er sie gemieden wie das Feuer. »Und diese ist nicht nur unverheira tet, sie ist gerade erst zwanzig, eine Blume, und das Schreck liche ist«, sagte er mit gewinnender Aufrichtigkeit, »daß ich mich verliebt habe. Diesmal habe ich mich wirklich in etwas verstrickt. Und alles deinetwegen.«
Michael hob überrascht die Augenbrauen und öffnete den Mund, um zu protestieren, aber vor dem Glanz in Balilatis Augen verstummte jeder Protest.
»Sie war die einzige Quelle, von der ich Informationen erhalten konnte, ohne daß es jemand mitbekommt. Und nur das habe ich beabsichtigt. Aber ich bin hereingefallen. Was kann man da machen, in solchen Dingen gibt es niemanden, der eine Garantie übernimmt.«
Michael steckte sich eine neue Zigarette an und wagte nicht, sich noch einen Kaffee zu bestellen. Balilati war nicht aufzuhalten. Erst nach einigen langen Minuten begriff Michael, daß der Nachrichtenoffizier die Privatsekretärin von Oberst Joav Alon, dem Truppenkommandanten des Bezirks Edom, verführt hatte. Sie wurde seine Geliebte, und niemand auf der Welt, so hoffte Balilati, würde je etwas davon erfahren. »Aber ich bin nicht ihr erster. Ältere Männer ziehen sie an«, sagte er verlegen. »Das beste ist, daß sie vorher etwas mit Alon hatte.«
Michael bestellte zwei Mokka, sie wurden gebracht, und Balilati wartete, bis die Kellnerin sich entfernte. Dann sagte er: »Und sie erzählte mir, daß er nicht konnte, es war schrecklich, sie schilderte es in allen Einzelheiten. Jetzt ist die Situation zwischen ihnen unerträglich, er spricht mit ihr nur noch über die Arbeit. Es herrscht eine Riesenspannung. Sie ist für ihr Alter sehr reif, trotzdem, es war eine große Erniedrigung für sie.«
»Wann ist das alles passiert?« fragte Michael.
»Sie ist dort schon seit zwei Jahren, als Berufssoldatin. Wird in zwei Monaten entlassen. Es geschah nach einem halben Jahr. Sie ist nicht hübsch, hätte nicht gedacht, daß es mich so packen wird. Ich dachte, wenn ich mit ihr ein wenig ausgehe, werde ich schon etwas erfahren.«
Michael interessierte sich nicht für Balilatis Liebesleben. Es fiel
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