Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
hatte. Es gab monatliche Daueraufträge und regelmäßige Bareinzahlungen. »Das hätten wir alles viel einfacher haben können«, setzte er hinzu, nachdem seine Ausführungen begriffen worden waren. Sie hatten nur erfahren, daß alle ihnen bekannten Patienten und Kandidaten Neidorf wirklich bezahlt hatten.
    Bei Zila beklagte Eli sich über die Routine, in der er erstarrt war. Seit zwei Wochen fühle er sich wie ein Bankbe amter. »Jeden Morgen, wenn die Bank öffnet, begleitet mich der Direktor in den Keller, wo die eingelösten Schecks aufbewahrt werden. Und nachmittags treffe ich mich dann mit Michael und lege ihm die Früchte meiner Arbeit vor.«
    Der Computermann der Polizei, der zu Elis Hilfe mobilisiert wurde, machte auf eine allwöchentliche Bareinzahlung aufmerksam. Erst nach einer Woche entdeckte Eli, daß Neidorf einmal eine ähnliche Summe per Scheck von einem neuen Konto, das ansonsten nicht mehr erschien, erhalten hatte.
    Aus Gesprächen mit Hildesheimer und dem Steuerberater erfuhr Michael, daß die Patienten und Kandidaten zumeist einmal im Monat und manchmal auch wöchentlich bezahlten. »Aber es gibt Ausnahmefälle«, erläuterte Hildesheimer, »Patienten, die lieber jede Behandlung sofort bezahlen.«
    An dem Morgen, an dem Eli Bachar die auffällige Einzah lung per Scheck entdeckte, die in den vorherigen Wochen stets bar geleistet worden war, teilte er der Sonderkommission mit, daß er den Vormittag in einer Filiale der Nationalbank in Bet-ha-Kerem verbringen werde. »Dort war ich noch nicht«, sagte er bitter. Michael versuchte ihn aufzubauen und ihm klar zu machen, wie wichtig seine Arbeit sei, aber Eli beklagte sich nur über die stickigen Bankkel ler.
    Zila behauptete, sie sei überzeugt, daß sich noch an diesem Morgen herausstellen würde, daß der Scheck, dessen Betrag mit den Bareinzahlungen übereinstimmte, von dem noch unbekannten Patienten stamme.
    »Hör dir an, was sie sagt«, Michael schaute Eli an. »Auch ich habe das Gefühl. Geh schon!«
    Eli traf den stellvertretenden Direktor der Bank, einen nichts sagenden, mageren Mann, der ununterbrochen seine gestrickte Kippa, die herunterzufallen drohte, zurecht rückte. Der Direktor sei zum Reservedienst eingezogen, erklärte der Stellvertreter, der über diesen Umstand glücklich zu sein schien. Nach einem genauen Blick auf die Kontonummer zog er eine graue Schublade aus einem großen Schrank im Erdgeschoß der Bank, und Eli Bachars müde Augen wurden wach, als er den Namen des Kontoinhabers las.
    Ein dreißigjähriger Polizeiinspektor macht keinen Luftsprung vor Freude, wenn es sich herausstellt, daß seine Arbeit endlich Früchte trägt, dachte Eli Bachar, als er bat, telefonieren zu dürfen. Im Revier waren sie noch bei der Lagebesprechung; Rafi nahm den Hörer ab und reichte ihn schweigend an Michael weiter. Anfangs merkten die Leute von der Mannschaft nichts, doch dann erhob Michael sich von seinem Platz und sagte: »Es gibt doch einen Gott! Mach eine Kopie und komm her. Schnell.«
    Als er den Hörer auflegte, herrschte im Raum gespannte Erwartung. Michael war blaß geworden, schwieg aber. Es vergingen einige Sekunden, und seine Hände zitterten, als er mit heiserer Stimme sagte, daß die Schwierigkeiten erst jetzt begännen. »Ich weiß nicht, ob ihr die Bedeutung dieser Information begriffen habt«, sagte er, »versteht ihr, daß wir den Oberst jetzt als Verdächtigen vernehmen müssen? Macht euch klar, wer der Mann ist.«
    Zila protestierte natürlich zuerst und sagte: »Was soll's? Steht er über dem Gesetz?«
    Michael mußte daran erinnern, daß sie nur wüßten, daß der Mann Neidorf ein Honorar gezahlt hatte, aber die Leute der Sonderkommission spürten, daß er aufgeregt war wie sie und verlangten, daß er das auch zeige.
    Da erschien Balilati völlig unvermutet und wie aus dem Nichts. Er grinste so unschuldig wie die Katze, die eben die Sahne ausgeschleckt hat, und wollte nicht begreifen, daß Michael ungeduldig jemand anderen erwartete.
    Als Michael den deutlich unterzeichneten Scheck schließ lich mit eigenen Augen sah, und ihn an Zila weiterreichte, als handle es sich um einen Schatz, bat er, daß man diese Schrift mit der undeutlichen Unterschrift auf dem Zettel aus dem Büro des Steuerberaters vergleiche. Erst nachdem Zila mit der Spurensicherung gesprochen hatte und er Eli mit einem Schulterklopfen weggeschickt hatte, damit er »sich etwas in der Sonne ausruhe«, machte er sich für Balilati frei. Der lächelte schon

Weitere Kostenlose Bücher