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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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»Wen hast du am Mor gen im Krankenhaus gesehen?«
    Nur das Personal, erwiderte Ali, den Arzt mit dem Schnurrbart, die Ärztin mit den Locken, deren Namen er nicht aussprechen könne, Tobol und später die dicke Schwester. Aber vor der fürchte er sich, er versuche immer, ihr aus dem Weg zu gehen, und sie hatte ihn nicht bemerkt. Das wär's. Die Ärzte habe er morgens gesehen, als er ins Krankenhaus gekommen sei, und Tobol sah er im Garten, gleich, nachdem er den Revolver gefunden hatte.
    Michael stand auf und rief den Polizisten, der draußen wartete. Dann verließen Michael und Eli das Zimmer. Im Korridor verständigten sie sich darüber, daß sie die wahre Geschichte gehört hätten. Eli fragte, wie lange sie ihn festhalten sollten, und Michael zuckte mit der Schulter. »Er soll seine Aussage unterschreiben und versprechen, daß er nicht verschwindet«, sagte Michael, »dann kann er gehen. Ich will ihn einfach nicht in Haft halten.«
    Sie kehrten in den Raum zurück, und Eli erklärte Ali, der die Bedeutung der Worte nicht sofort begriff, daß er freigelassen werde, wenn er alles tue, was man ihm sage.
    Ali unterschrieb und verpflichtete sich, in Dehejsche zu bleiben, er sei aber nicht bereit, vorläufig zur Arbeit zurückzukehren, dazu wolle er sich nicht verpflichten. Michael wollte wissen, weshalb, und erst nach einigem Zögern sagte Ali, er habe Angst, sie würden ihn bestrafen, dort.
    »Zur Zeit«, erklärte ihm Eli, »weiß nur der Verwalter von der Sache, und uns liegt daran, daß du zur Arbeit gehst und auf alles Außergewöhnliche achtest.«
    Also gut, er werde zurückkehren, sagte Ali, und alles tun, was sie verlangen. Wann er freigelassen werde?
    Heute noch, erwiderte Eli. Und erst in diesem Moment glomm Haß in den Augen des Verhafteten auf, denn er begriff zum ersten Mal, daß er trotz der Freilassung im Gefängnis blieb. In seinen Augen lag weder Erleichterung noch Freude, dachte Michael, als der Haß erfüllte Blick ihn streifte.
    Bis sie mit Zilas Hilfe den Papierkram erledigt hatten und geklärt war, was Menni der Presse sagen würde – Michael versuchte stets, einen direkten Kontakt mit den Journalisten zu vermeiden, es machte ihn verlegen, sein Bild auf den Titelseiten zu sehen –, war es bereits sechs Uhr abends. Es hatte aufgehört zu regnen. Michael wußte, daß er sich beeilen mußte, um mit Eva Neidorfs Angehörigen zu spre chen, aber eine kleine Pause, nur für eine Tasse Kaffee, hatte er verdient. Kaffee war für Michael immer ein guter Grund, etwas aufzuschieben.
    Aber Zila gab keine Ruhe. »Wir müssen alles für die richterliche Anordnung vorbereiten«, sagte sie stirnrunzelnd. »Ohne die Bestätigung vom Bezirksgericht sagen uns die Bankdirektoren, daß wir kein Recht haben, irgendwel che Konten einzusehen.«
    Michael seufzte. »Wir müssen auch beantragen, daß die Öffentlichkeit von der Gerichtsverhandlung ausgeschlos sen wird. Die Presse darf nichts erfahren.«
    »Es gibt einfach zu viele Beschränkungen, die ein Rechts staat der polizeilichen Ermittlung auferlegt. Ohne Gericht kommen wir nicht voran«, beklagte Zila sich.
    » Willst du denn, daß es hier wie in Argentinien zugeht? « erwiderte Michael streng. Später aber mußte er sich eingestehen, daß ihnen das alles erspart geblieben wäre, wenn er rechtzeitig einen Wachposten vor Neidorfs Haus gestellt hätte oder wenigstens früher zum Steuerberater gegangen wäre.
    Als Zila hinausging, um Schorrs Hilfe für die Beschleuni gung des Rechtsweges zu erbitten, blieb Michael allein, und sein Kaffee wurde kalt. Er starrte die Wand gegenüber und die aufsteigenden Rauchringe seiner Zigarette an, und noch bevor er sich fragen konnte, was ihn davon abhielt, aufzustehen und in die deutsche Kolonie zu fahren, klingelte das weiße Telefon: ein Gespräch von draußen.
    Als er das heisere »Hallo« am anderen Ende hörte, mußte er lächeln. Der Zeitpunkt, dachte er, war wieder vollkommen abgestimmt. Als wüßte sie, daß er von einer Beerdigung kam. Eine Beerdigung rief in ihm immer das starke Bedürfnis hervor, sich an die Wärme eines weiblichen Körpers zu schmiegen. Maja wiederholte ihr »Hallo«, und er sagte seufzend: »Ich dachte, wir hätten etwas abgemacht.« Der Satz wurde, wie immer, ohne die erforderliche Entschlossenheit gesagt, und sie hörte selbstverständlich die Sehnsucht heraus.
    Seit fünf Jahren gelang es Michael trotz angestrengter und wiederholter Versuche nicht, sich von ihr zu lösen. Es hatte von Beginn an

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