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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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in ihrem Mißtrauen? Wie können sie gemeinsam trauern, wie kön nen sie zusammen in einem Auto sitzen, ohne zu wissen, wer es getan hat? Dann fragte er das auch laut.
    Zila, die den Wagen steuerte, war die erste, die antwortete. »Die Leute haben ihre Mechanismen«, sagte sie nachdenklich, »jeder verdrängt die Möglichkeit, daß einer von denen, die er liebt, ein Mörder ist. Diejenigen, die er liebt und zu kennen glaubt, verdächtigt er nicht.«
    Eli schwieg anfangs, doch später sagte er, daß die Leute auf ihn eher einen deprimierten und traurigen als mißtrauischen Eindruck gemacht hätten. »Vielleicht brauchen sie Zeit, um zu begreifen. Ein Begräbnis ist nicht der Ort für Verdächtigungen«, seufzte er auf seinem Rücksitz.
    Michael schützte das Streichholz für die Zigarette mit den Handflächen und sagte, er habe das Gefühl, daß der Zorn dominiere. »Sie wirkten traurig und verängstigt, vor allem aber zornig.«
    Dann war es still bis zu der gewundenen Straße, die zum Friedhof führte. Feiner Regen setzte ein. Zila betätigte die Scheibenwischer, die, nachdem die Scheiben trockener wurden, ein quietschendes Geräusch machten, das Michael eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Zila schaltete die Wischer ab und wieder an, als die Sonne hervorkam und durch die Tropfen blendete. Sie beklagte sich über die schlechte Sicht und die schlechte Straße.
    Erst als sie an dem Krankenhaus Esrat Naschim vorbei fuhren, erwähnte Michael den Jüngling und beschrieb ihn so genau, daß Zila erstaunt war, ihn nicht bemerkt zu haben.
    Wieder herrschte Schweigen, dann kam Eli auf das Verhör in Bethlehem zu sprechen. »Warum lassen wir den Gärtner nicht aufs Revier bringen, weshalb müssen wir beide dorthin?«
    Michael fürchtete, daß sein Arabisch nicht ausreichte. »Das ist nicht der Ort, um in einem Gemisch aus marokkanischem und jordanischem Arabisch zu stottern, bei einem Verhör muß man fließend sprechen.«
    Eli gab nicht nach. »Weshalb kann ich dann nicht allein fahren, zu zweit, das ist doch nur Zeitverschwendung.«
    Ja, pflichtete Michael ihm bei, vielleicht. Aber es sei ihm wegen Gidoni unangenehm. »Er wartet mit dem Kaffee.«
    Zila blies verächtlich durch die Nase und sagte: »Na, wirklich, ein ernsthafter Grund«, aber mehr wagten beide nicht zu sagen. Dem Anschein nach wahrte Michael keinen Abstand zu seinen Leuten, aber sie wußten immer, wo die Grenze lag.
    Zila parkte das Auto so nahe wie möglich an der Mauer, die den Friedhof vom Weg trennte.
    Es regnete stärker, und als sie am Grab standen, fiel der Regen sintflutartig. Michael konnte nicht zwischen Regentropfen und Tränen unterscheiden. Kein einziger Regenschirm war zu sehen, und Michael dachte, daß die Leute sich mit Absicht dem Regen aussetzten, daß sie die Regenschirme vorsätzlich in den Autos gelassen hatten. Er sah zum Himmel, sie befanden sich genau unter einer großen, grauen Wolke. Trotz der frühen Stunde war es beinahe dunkel. Um sie herum zahllose Gräber, manche frisch, andere mit Grabsteinen. Er dachte an seine Mutter, die in den Dünen Holons begraben lag, hörte ihre tiefe, warme Stimme und sah Hildesheimer an, der etwas von ihm entfernt stand, ernst und zornig. Der Sohn sprach das Totengebet. Er war ganz ruhig, man hörte nicht einmal ein Schluchzen.
    Und dann wurde die Stille von einem einzigen schrecklichen Schrei zerrissen. Sekunden vergingen, bis er das Wort erkannte: »Mutter.«
    Kein Mensch rührte sich, man hörte nur das Rauschen des Regens. Anschließend wurden Steine auf das Grab gelegt, und wie es Brauch war in Jerusalem, ging der Sohn durch zwei Reihen von Männern hindurch. Die Frauen warteten an der Seite. Einige traten zu Eva Neidorfs Tochter Nava, die dicht am Grab stand, den Kopf tief gebeugt. Sie wurde von einer Frau gestützt, die Michael nicht kannte. Die Männer begannen durch den Morast auf die Autos zuzugehen. Keiner blieb stehen, niemand sprach, es war nichts zu hören. Einige berührten Navas Arm, andere blickten Hildesheimer an, aber ihn berührte niemand. Linder näherte sich ihm und bot ihm seinen Arm an, der Alte stützte sich auf ihn, als er schwerfällig durch den Matsch zu einem der Autos schritt. Rosenfeld saß neben dem Fahrer, stellte Michael fest, der sich hinter ihnen befand, und auf dem Rücksitz saß der Gutaussehende aus der Ausbildungskommission.
    Zila wartete am Steuer des Dienstwagens, Michael stieg ins Auto und betrachtete Elis trauriges Gesicht. »Also, was schlägst du vor«,

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