Denn am Sabbat sollst du ruhen
Verbindungen einsetzen«, sagte sie stolz, »und er ist sehr zuvorkommend. Jetzt lade ich die restlichen Partygäste vor.« Menni befinde sich bereits mit dem ersten Kandidaten, Rosenfeld, im Verhörraum. »Was für ein Schmock«, sagte sie, »mit diesem Zigarillo.«
Michael wunderte sich, woher sie ihre Energie nahm, er fühlte sich alt und müde und wollte, mehr denn je, schlafen. Er verließ das Zimmer, zog den Regenmantel an, winkte Eli müde zu, der auf dem Weg zum Verhör eines anderen Partygastes war, vereinbarte mit ihm, daß das gesamte Material nach dem Arbeitstag zu Zila gebracht werden solle, und bat, für den folgenden Morgen eine Lagebesprechung der Mannschaft anzukündigen.
Er nehme das in die Hände, versprach Eli, nach dem Verhör, inzwischen werde er es Zila mitteilen. »Sie ist ja die Koordinatorin«, sagte er und lächelte ironisch, »von ihr bekomme ich meine Anordnungen, oder?«
Michael verlangte keine Erklärung, auch die Geheimnistuerei Elis und Zilas langweilte ihn. Alles war schal und dumm. Am Ende würden sie niemanden finden. Am Ende wird sich herausstellen, daß sie Selbstmord verübt hat, dachte er, und ein Engel hat den Revolver mitgenommen. Wen interessiert es überhaupt, fragte er sich, und er mußte seine letzten Kräfte mobilisieren, um die aufgeregte junge Reporterin abzuwimmeln, die in der Hoffnung auf ein Exklusivinterview für ihr Frauenmagazin neben seinem Auto stand. Sie habe verzweifelt versucht, ihn telefonisch zu erreichen, sagte sie flehentlich, sie warte schon Stunden hier draußen und wolle nur ein paar Worte. Michael entschuldigte sich höflich. Er sei in Eile, er könne nicht. Er verwies an den Sprecher, von ihm werde sie alles zum Fall erfahren.
»Aber ich interessiere mich doch nicht für den polizeilichen Aspekt des Falles, ich möchte gerade einen ausführlichen Artikel über Sie, wissen Sie, einen persönlichen. Sie scheinen ein interessanter Mensch zu sein, und die Leser wollen mehr wissen über die Psychologie eines Untersuchungsbeamten Ihres Ranges.«
»Bedaure«, sagte Michael und stieg in sein Auto, und während er kurz ihre langen Beine und Finger prüfte, fragte er sich, wieso sie nicht friere, in den leichten Schuhen, und wie es wohl im Bett mit ihr sei, mit diesem Energiebündel. »Ich darf während der Untersuchungen keine Interviews geben. Versuchen Sie's, wenn alles vorbei ist, wenn Sie wollen.« Er bemühte sich um Liebenswürdigkeit.
»Wann wird das schätzungsweise sein?« fragte die Reporterin und drückte auf den Knopf ihres winzigen Aufnahmegerätes, das sie in der Hand hielt.
Michael deutete auf die Decke des Autos, startete, und als er das Lenkrad drehte, meinte er: »Fragen Sie ihn, wenn Sie gut mit ihm stehen.« Er streckte die Hand aus dem Auto und wies zur Sicherheit noch einmal gen Himmel.
Zwölftes Kapitel
»In Ordnung«, sagte Nava Neidorf-Sahavi und schaukelte sanft das Baby an ihrer Schulter, während die andere Hand seinen Kopf stützte. Vorsichtig und ohne etwas zu sagen nahm Hillel das Baby auf seinen Arm und verließ mit ihm das Zimmer. Bis dahin waren alle seine Versuche, das Baby von seiner Mutter zu trennen, gescheitert.
»Sie klammert sich ganz und gar an ihn, und ich weiß nicht, ob Sie von ihr etwas zur Sache herausbekommen können«, hatte Hillel gesagt, als er Michael die Tür öffnete.
Erst als die Frage erörtert wurde, ob Eva Neidorf im Ausland mit jemandem Kontakt gehabt habe, begann Nava sich auf den Menschen vor ihr zu konzentrieren. Obwohl sie ihn höflich aufgenommen und geäußert hatte, der Polizei helfen zu wollen, »den zu finden, der das getan hat«, zeigte sie kein Interesse an den Einzelheiten, die Michael ihnen mitteilte.
Ihr Bruder Nimrod bestritt eigentlich das Gespräch. Auf die Nachricht vom Einbruch reagierte er zornig. Er habe sich nicht über die Unordnung gewundert, die er im Arbeitszimmer vorfand, denn er dachte, die Polizei habe das Haus durchsucht. »Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen nachzuprüfen, ob es sich um einen Einbruch gehandelt hat.«
Die oberflächliche Untersuchung ergab, daß keine Wertgegenstände oder Gemälde fehlten. Was den Schmuck angehe, sagte Hillel, werden sie im Safe nachsehen müssen, dort bewahrte sie ihre wertvollen Stücke auf.
Michael notierte genau all ihre Vermutungen über mög-liche Motive für den Einbruch. Erst nach einem einstündigen Gespräch erzählte Michael, daß die Patientenliste und der Stundenplan verschwunden seien. Die
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