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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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ins Ausland zu nehmen, nicht einmal für einen Monat im Jahr. Wenn sie nicht mitkomme, sagte sie, wenn sie seine glänzende akademische Karriere nicht mit ihm teilen könne, dann werde er nur fahren, wenn er sich von dem Kind trenne.
    Cambridge und das Stipendium wären nur zusammen mit Nira oder durch den Verzicht auf das Kind möglich gewesen. Beides kam nicht in Frage. Die Ehe war unerträglich, und er wußte, daß auch Nira das erkannt hatte. Aber den Gedanken, daß er seine Pläne ohne sie verwirklichen würde, könne sie nicht ertragen. Und den Jungen verlieren? Von Anfang an war er nachts aufgestanden, er hatte seine Fläschchen aufgewärmt, ihn gewickelt, er wiegte ihn auf seinen Armen, nächtelang, als noch niemand von der Emanzipation der Frau sprach, als seine Kommilitonen von ihren Frauen gefördert wurden und sich vorsahen, keine Kinder zu bekommen. Sein Kind konnte er nicht aufgeben. Josek bot natürlich finanzielle Hilfen an. Was tut man nicht, um einen Akademiker zum Schwiegersohn zu haben? War er auch ein armer marokkanischer Jude, einen Doktortitel soll er haben. Das warf Michael Nira vor, als sie ihn eindring lich bat, die Hilfe ihrer Eltern anzunehmen.
    Inzwischen wußte er, daß er damals ein junger Hitzkopf gewesen war. Er hätte die Hilfe ihrer Eltern annehmen sollen, dann wäre vieles einfacher gewesen. Er hätte mit Nira nicht wegen jedem neuen Kleid, das sie auf Kosten ihrer Eltern kaufte, Streit anfangen sollen. Aber damals hatte er Grundsätze, die sein Leben täglich belasteten. Es bestand keine Aussicht, ihre Ehe zu retten, sie war von vornherein gescheitert gewesen. Er hatte Nira nie geliebt. Ihr wachsender Bauch während ihres ersten Ehejahres war ihm ein Symbol gewesen für den Preis der Verpflichtung, in die ihn sein Verantwortungsgefühl gedrängt hatte. Er er zählte niemandem, wie sehr ihn die Situation anekelte. Nicht einmal seine Mutter wußte wirklich, wie sehr ihr jüngster Sohn litt, seitdem er dieses verwöhnte Mädchen geheiratet hatte, dieses Einzelkind. Sie ahnte nur etwas, als sie zu Juvals Geburt kam, denn sie kannte das Benehmen ihres Sohnes in kritischen Situationen gut – seine kühle Höflichkeit und Zurückhaltung und die seltenen Ausbrü che, die ihr, seit er das Haus verlassen hatte, erspart blieben.
    Niras Vorschlag, gemeinsam zur Eheberatung zu gehen, lehnte Michael entschieden ab. Damals glaubte er noch, er könne seine Doktorarbeit im Lande schreiben. Er lehnte eine Stelle als Hilfsdozent ab, weil das Gehalt nicht ausreichte, um getrennte Mieten und Alimente zu bezahlen, die Nira unbarmherzig forderte. Er erhielt damals sein Gehalt von der Polizei, wurde zu einem Kursus für Ermittlungsbeamte und dann zu einem für Polizeioffiziere geschickt, und anschließend fand er sich in der Abteilung für Schwerverbrechen bei der Aufklärung von Mordfällen wieder, während seine Doktorarbeit in immer weitere Fernen rückte.
    Der neue Job ließ ihm keinen Raum für seine Doktorarbeit. Die Zunftgilden der Renaissance schienen ihm nebensächlich, insbesondere dann, wenn er gerufen wurde, eine Leiche anzuschauen, nachdem er Leid und Unglück, Schmerz und Schmutz aus solcher Nähe gesehen hatte. Er verstand, was mit dem Begriff »Elfenbeinturm« gemeint war. Er wußte, daß er die Polizei hätte verlassen müssen, um sich seiner Doktorarbeit zu widmen und um wieder in den akademischen Betrieb einzutreten. Häufig hatte er das Gefühl, daß die Sehnsucht, an die historische Fakultät zurückzukehren, etwas Verlogenes hatte. Was hatte er dort zu suchen? Doch dann wieder schien ihm sein Leben bei der Polizei sinnlos, die Zünfte der Renaissance, die historische Fakultät und die Bibliothek waren seine eigentliche Bestimmung.
    Der Kaffee, den er jetzt austrank, war völlig kalt geworden. Es war bereits halb sieben, als er sich zur Ordnung rief und langsam und schwerfällig aufstand, um sich zu Nei dorfs Haus zu begeben. Er konnte die Tochter unmöglich am Tag der Beerdigung ins Kommissariat laden. Zumal sie über jeden Verdacht erhaben war, niemand hatte ein sichereres Alibi. Er empfand einen Widerwillen dagegen, in das elegante Haus in der deutschen Kolonie zurückzukehren, zu den abstrakten Bildern an den weißen Wänden.
    Da ging die Tür auf, und Zila verkündete mit der Begeisterung eines Menschen, der vollkommen in seiner Arbeit aufgeht, daß sie bereits morgen die richterliche Anordnung zur Offenlegung der Unterlagen erwirken könnten. »Schorr wird alle seine

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