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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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festgestanden, daß sie nie zusammenle ben würden. Schon während ihrer ersten Begegnung, bei der die Dinge klar und deutlich ausgesprochen wurden, die später ihre gesamte Beziehung charakterisieren sollten, sagte sie, daß sie niemals ihren Mann verlassen könnte. »Was Scheidungen angeht, bin ich katholisch«, sagte sie, »versuch nicht, mich zu verstehen, es ist nun einmal so.«
    Anfangs erleichterte ihn diese feierliche Erklärung sehr, aber es kamen Tage, an denen der Schmerz die Überhand gewann – wie sie es ihm von Beginn an prophezeit hatte. Ihre kurzen, zu kurzen Treffen – nie konnten sie einen ganzen Tag, eine ganze Nacht miteinander verbringen – verursachten in ihm das unerwartet starke Gefühl, etwas versäumt zu haben. Schließlich blieb nichts als die Trennung, und Michael gelang es manchmal damit fertigzuwerden, wenn er sich in seine Arbeit vertiefte. Maja – das hatte sie vorher angekündigt – führte ihn hin und wieder unbarmherzig in Versuchung. Er konnte niemals widerstehen.
    Bis jetzt konnte er neun versuchte Trennungen aufzählen. Die letzte hatte am längsten gedauert. Einen vollen Monat hindurch hatte er ihre Stimme nicht gehört. »Ich habe Sehnsucht«, sagte die heisere Stimme so schlicht, daß es ihm wehtat.
    »Was nun?« fragte Michael wie immer mit prompter Bereitschaft, als hätte er nicht beim letzten Mal gesagt, nun sei endgültig Schluß.
    »Nicht wichtig, Hauptsache, du lebst und liebst mich«, sagte Maja so glücklich, daß er ihre Augen vor sich hatte, die strahlten, wenn sie lachte.
    »Gut«, sagte er verzweifelt, »aber was machen wir mit dieser Liebe?«
    »Was immer wir wollen«, sagte Maja.
    Er mußte lächeln. Die Versuchung war unwiderstehlich, der Versuch, auf diese Frau zu verzichten, schien aussichtslos. »Am Ende bleibt mir keine andere Wahl, als auszuwandern«, sagte er.
    »Ja, nach Cambridge. Eines Tages wirst du fahren. Aber bis dahin?« Sie klang ungeduldig. Sie hatte noch seinen Hausschlüssel, und sie sagte ihm, daß sie am Abend kommen könne.
    Einen Augenblick überkam ihn der alte Ärger, der Wunsch, ihr zu sagen, daß er anderes zu tun habe, daß es andere Frauen gebe, ein anderes Leben, aber die Möglichkeit, sie wieder in die Arme zu nehmen, ihr Lachen wieder zu hören, ihr Weinen, ihre Seufzer, war stärker als alles andere. Damit erhob sich von neuem die Frage, was er eigentlich hier zu suchen hatte, in diesem Loch, auf diesem Posten, weshalb er nicht sein Studium wieder aufnahm, warum er nicht jetzt, sofort, zu Porath fuhr, dem Ordinarius für Geschichte, der damals einer seiner jungen Dozenten gewesen war.
    Immer, wenn Michael einem seiner ehemaligen Professo ren begegnete, insbesondere Professor Schatz, der seine Abschlußarbeit betreut hatte, wurde er ausdrücklich gefragt, weshalb er nicht seine Dissertation schreibe.
    Vor acht Jahren, kurz vor der Scheidung, hatte er Nira mehr als je zuvor gehaßt, vor allem, weil erst ihre Ehe und dann die Scheidung verhindert hatten, daß er das Cambridge-Stipendium erhielt. Er hätte nur zuzugreifen brauchen. Heute wußte er, daß er damals am Scheideweg stand, daß der Weg zurück nicht so einfach war. Damals wollte er das nicht begreifen.
    Bei einem der Gespräche mit Schatz versuchte der Profes sor, ihm die Bedeutung des Ausscheidens aus dem Wettbewerb klarzumachen. Michael hörte die Warnung nicht, er glaubte, daß seine künftigen glänzenden akademischen Aussichten einzig von seinen Fähigkeiten abhingen. Er versuchte Schatz – ein Ungar in mittleren Jahren, der ihn sehr mochte und in ihm seinen Nachfolger sah – zu überzeugen, daß, wenn ihm ein Stipendium einmal vorgeschlagen worden war, es auch ein zweites Mal ein oder zwei Jahre später nicht ausgeschlossen sei, »wenn ich meine Verhältnisse geordnet habe«.
    Ärgerlich sagte Schatz damals, daß Michael naiv sei, wenn er nicht begreife, daß andere nachkommen würden, nicht weniger begabt als er, und daß es keine zweite Gelegenheit mehr geben werde.
    Juval war damals sechs, und Michael erklärte, daß der Junge die Trennung vom Vater, der sich mehr um ihn kümmere als jeder andere und an dem er mehr als an jedem anderen hänge, nicht verkraften könnte.
    Schatz konnte das nicht einfach übergehen, er hatte selbst Kinder, versuchte aber, praktische Lösungen zu finden.
    Da schwieg Michael, der nicht wollte, daß jemand von Niras demütigenden Forderungen erfahre. Sie hatte schon angekündigt, daß sie ihm nicht gestatten werde, den Jungen mit

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