Denn die Gier wird euch verderben - Thriller
Eimer, Wischlappen, Seife, einen großen Kessel, um das Wasser zu wärmen, und Bürsten. Flisan packt für Elina Butterbrote und ein Stück gedörrtes, gesalzenes Rentierfleisch aus. Mit einem Messer schneidet sie das fast schwarze Fleisch in dünne Scheiben.
»Es schmeckt seltsam, wenn man nicht dran gewöhnt ist, aber dieses Fleisch macht stark. Kau nur, dann merkst du es bestimmt. Du bist ja noch in deinen Reisekleidern, aber ich dachte, wenn ich hier sauber mache…«
Da lacht Elina. Glaubt Flisan etwa, sie sei eine feine Dame, die vom Putzen keine Ahnung hat? Die Kleider kann man doch waschen. Wenn sie nur erst eine Schürze bekommt, dann wird Flisan schon sehen.
Flisan lacht auch und sagt, im Putzen habe sie noch keine übertroffen. An diesem Abend werden die Hausmädchen sich um den Direktor kümmern. Sie hat einen Braten vorbereitet, und es werden keine Gäste erwartet, deshalb können Elina und sie bis Mitternacht putzen und schaffen.
Dann putzen sie. Sie haben nur eine Küche und eine Kammer, mit Hilfe des Mädchens schaffen sie das im Nu. Sie füllen den Kessel unten auf dem Hof mit Schnee, den sie auf dem Herd schmelzen. Sie scheuern die Decke mit einem Schrubber, wischen Wände und Türen ab und scheuern auf Knien den Boden mit einer Wurzelbürste; die Nachbarin kommt hoch und erzählt fröhlich, dass es in ihrer Wohnung unten jetzt regnet, sie könnten mit der Wasserflut also ein wenig behutsamer umgehen. Dann wischen sie mit vielen Stofffetzen und mehreren Runden sauberen Wassers nach. Sie polieren die Fenster mit Zeitungspapier. Boden und Kessel dampfen, die kleine Wohnung ist heiß wie eine Sauna. Sie reißen die Fenster sperrangelweit auf, und die frische Luft mischt sich mit dem Seifengeruch. Sie singen aus voller Kehle, Choräle, Gassenhauer und Küchenlieder über Kindsmörderinnen, unglückliche Liebe und arme Kinder, die aus allen möglichen Gründen sterben.
Am Nachmittag bringen zwei Burschen Flisans Möbel, eine Küchenbank zum Ausziehen, genau wie Elina sich das für die Küche vorgestellt hat, Polster, Decken und Kissen, einen kleinen Ausziehtisch, zwei Stühle, eine Kommode, Waschschüssel und Kanne. Einen großen Haufen Flickenteppiche und Tischtücher. Zwei Truhen, gefüllt mit allem Möglichen.
Flisan und Elina sitzen jede mit einer Tasse heißen Kaffees auf der Holzkiste. Jeder Muskel in ihren Körpern schmerzt nach all dem Putzen und Schleppen. Auf ihrer Haut liegt ein dünner Film aus salzigem verdunstetem Schweiß.
Aber sie wissen, wie sie mit den Burschen, die die Möbel heranschleppen, schöntun können. Sie werfen den Kopf in den Nacken, streichen sich die Haare aus dem Gesicht, bieten Kaffee mit Gebäck an, und schon haben die Männer ein breites Brett und Werkzeug geholt und zwei Böcke gezimmert, aus denen eine Bank gebaut werden kann. Darauf können die Schlafgänger in der Küche sitzen, wenn es Frühstück gibt, und wenn Brett und Böcke nicht gebraucht werden, kommen sie dann unter die Küchenbank.
Als sich die Männer die Treppe hinunterquetschen, kommen ihnen der Kutscherjunge und ein Freund entgegen, die Elinas Koffer schleppen.
Sie können den großen Koffer kaum die Treppe hochbugsieren, die Jungen mühen sich so damit ab, dass sie fast von der Treppe fallen und unter dem Koffer landen. Die Männer machen kehrt und kommen ihnen zu Hilfe.
»Was hast du denn da drin?«, fragt Flisan.
Alle schauen Elina an.
»Du hättest wirklich kein Erz mitbringen müssen«, sagt einer der Männer. »Wir haben doch den ganzen Berg voll davon.«
»Das sind Bücher.«
Flisan macht runde Eichhörnchenaugen.
»Bücher! Du meine Güte! Wo sollen die denn hin?«
»Ich dachte, wir könnten ein Bücherregal haben.«
Flisan starrt Elina an, als ob die soeben vorgeschlagen hätte, Tiger und Elefanten in die Wohnung aufzunehmen. Ein Bücherregal? So was haben doch nur Herrschaften!
Die Männer lachen herzhaft und versprechen, bald mit mehr Brettern und Nägeln zurückzukommen. Aber dann muss Flisan ihrerseits versprechen, ihnen etwas zu essen zu geben, denn sie haben von ihren Kochkünsten gehört. Flisan nickt zerstreut, kann die Augen aber nicht von dem Koffer losreißen.
O BERSTAATSANWALT A LF B JÖRNFOT schaute auf das Display seines Telefons. Rebecka Martinsson. Er unterdrückte einen Fluch. Er hätte sie anrufen müssen. Er verspürte den Impuls, sich nicht zu melden. Aber so feige war er nun auch wieder nicht.
»Hallo, Rebecka«, sagte er. »Ja, verdammt
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