Denn die Gier wird euch verderben - Thriller
dem Boden und ließ sich majestätisch die Brust kraulen, während sie eine Lefze etwas hochzog, um dem jüngeren Roy klarzumachen, dass er noch zu warten habe. Rotzwelpe war in ihren Augen nur ein kleiner Fliegenschiss, auf den achtete sie also gar nicht erst; er kroch um Rebecka herum, fiepte und versuchte ab und zu, ihr das Gesicht zu lecken. Sein Frauchen, sein feines Frauchen, wo hatte es so lange gesteckt? Vera sagte kurz hallo, ehe sie in die Küche zurückkehrte. Rebecka folgte ihr. Krister briet in Streifen geschnittenes Rentierfleisch, dass die Pfanne nur so spritzte.
Marcus krabbelte auf allen vieren auf sie zu.
Er trug einen Pullover, der ganz neu aussah.
Frisch gekauft, dachte Rebecka.
Die blonden Haare hingen dem Jungen in die Augen. Dünne Arme und Beine.
Es ist so schwer mit Kindern, dachte Rebecka. Einen Erwachsenen könnte man fragen, wie es geht. Ob man irgendwie helfen kann. Man kann Beileid aussprechen. Aber was macht man mit einem Kind, das auf allen vieren angekrabbelt kommt?
»Hallo, Marcus«, sagte sie schließlich
Als Antwort bellte er auffordernd.
»Also wirklich«, sagte Rebecka zu Krister.
Sie lachte.
»Hast du dir einen neuen Hund zugelegt?«
»Na klar«, lachte Krister. »Einen Wildhund, den Vera im Wald gefunden hat. So war das doch?«
»Wuff«, antwortete Marcus und nickte.
»Aber er hat noch keinen Namen«, sagte Krister. »Was meinst du?«
Rebecka streichelte Marcus den Kopf und dann den Rücken.
Was für ein Glück, dachte sie. Mit Hunden kenne ich mich immerhin aus.
Der Junge krabbelte ins Wohnzimmer und kam mit einem Tennisball zurück. Der war so groß, dass er ihn nicht zwischen den Zähnen halten konnte, deshalb hielt er ihn sich mit einer Hand vor den Mund.
»Guter Hund. Los.«
Sie warf den Tennisball. Rotzwelpe und Marcus jagten hinterher.
Sie nahm die Einladung zum Essen an. Rentierstreifen mit rohgerührten Preiselbeeren, Kartoffelpüree und Bratensoße. Marcus aß aus einer Schale auf dem Boden. Vera saß geduldig daneben und hoffte auf die Reste.
Nach dem Essen verschwand Marcus in den mit Maschendraht umzäunten Garten. Krister setzte Kaffee auf. Während die Kaffeemaschine gurgelte, begann er mit dem Abwasch.
»Er fühlt sich draußen in der Hundehütte wohl«, sagte er. »Ich dachte, wenn er ein Hund sein will, wenn er sich dabei geborgen fühlt, ja, dann soll er doch.«
»Das ist bestimmt gut so. Morgen kommt eine Polizistin aus Umeå, die Erfahrung im Vernehmen von Kindern hat. Vielleicht kann sie ihn dazu bringen, sich zu erinnern.«
»Wer wird sich um ihn kümmern? Habt ihr das schon entschieden?«
»Die Kusine seiner Großmutter nimmt ihn, Maja Larsson. Sie wohnt gerade in Kurravaarra. Ihre Mutter liegt im Krankenhaus. Ich gebe ihr deine Telefonnummer.«
Krister Eriksson nickte.
»Er kann hierbleiben. Ein Hund mehr oder weniger! Aber du, ich habe das von der Pest gehört.«
Rebecka zerdrückte mit den Fingernägeln ein paar Knäckebrotkrümel auf dem Tisch.
»Ich wurde von dem Fall abgezogen«, sagte sie. »Alf Björnfot hat die Voruntersuchung von Post übertragen.«
»Huch, wieso das denn?«
»Er sagt, weil er Angst vor Befangenheit hat, da wir im selben Ort gewohnt haben. Aber ich glaube, die Pest wollte den Fall einfach haben. Und Alf hat nur …«
Sie beendete den Satz mit einem Achselzucken.
»Hast du mit ihm geredet?«
»Nur ganz kurz.«
Sie ließ sich von Krister einen Becher hinstellen und mit Kaffee füllen, ehe sie hinzufügte:
»Ich habe ihn einen Schwanzlutscher genannt.«
Er prustete los.
»Wie gut. Dass du nicht unhöflich geworden bist.«
Rebecka grinste und pustete in ihre Tasse.
»Man darf das nicht persönlich nehmen«, sagte sie mit zuckersüßer Stimme. »Ich habe ein Herz um sein Verhalten gemalt und versucht, es aus seiner Sicht zu sehen.«
»Aus der Schwanzlutschersicht.«
Krister sah Rebecka an. Er hatte sie in gute Laune versetzt. Das wollte er immer tun. Sie fröhlich machen, wenn sie missmutig war. Sie lächelte mit offenem Mund. Er konnte ihre Zunge sehen. Ihre Lippen waren rot. Ohne Vorwarnung hatte er solche Bilder im Kopf. Er musste sich vom Tisch abwenden, sich mit dem Abwasch beschäftigen. Musste sie sich die ganze Zeit bewegen? Den Kopf schütteln? Die Schultern heben, so dass sich ihre Brüste unter dem Pullover bewegten?
»Ich weiß nicht, was in mich gefahren war«, sagte sie. »Ich war so wütend. Und es ging so schnell. Aber jetzt …«
Sie zuckte mit den Schultern und sah traurig
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