Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Denn Gruen Ist Der Tod

Titel: Denn Gruen Ist Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
Vom Netzwerk:
schick, aber praktisch, mit nur einer Spur von Make-up. Sie erinnerte sich noch gut daran, einmal wie eine wiedererweckte Leiche ausgesehen zu haben, als sie an einem Fundort erschienen war. Sie war am Abend zuvor lange aus gewesen und konnte sich nicht mehr der üblichen Morgentoilette widmen, als sie um fünf Uhr morgens aus dem Bett geklingelt wurde. In ihrem noch nicht sehr wachen Zustand war sie nur darauf fixiert gewesen, schnell zum Fundort zu kommen. Unglücklicherweise hatte schon jemand der Presse Bescheid gesagt und überall liefen Reporter, Fotografen und Fernsehteams herum. Sie hatte sich durch Blitzlichtgewitter und eine Mauer unbeantwortbarer Fragen kämpfen müssen, bevor sie überhaupt zur Leiche hatte vordringen können. Am nächsten Tag war sie sowohl in den lokalen als auch in den landesweiten Nachrichten zu bewundern gewesen: Sie hatte furchtbar ausgesehen, wie eine alte Schreckschraube, blass und ungepflegt. Aber am meisten hatten sie die hämischen Anrufe von Freunden gedemütigt, die sie im Fernsehen gesehen hatten. Farmer hingegen hatte wie immer cool und selbstbewusst ausgesehen in ihren schicken Hosen und ihrem teuer wirkenden schwarzen Wintermantel. Sam hatte sich in diesem Moment geschworen, dass nie wieder jemand sie so zu Gesicht kriegen würde, auch wenn das bedeutete, ein paar Minuten später zu kommen.
    Richard Owen kam auf sie zu. Er war in seiner dunklen Wolljacke und den grünen Gummistiefeln das getreue Abbild des typischen Landarztes, für den sie ihn auch eigentlich hielt. Die Hauptaufgabe eines Polizeiarztes bestand nach Sams Meinung darin, den Tod zu bestätigen und sich ansonsten möglichst zurückzuhalten. Sie fand, einige von ihnen gefielen sich allzu sehr darin, sich wie ein moderner Sherlock Holmes aufzuführen; sie mischten sich in alles ein und – was noch ärgerlicher war – sie überschritten ihre Kompetenzen. Owen hatte gelernt, seine Meinungen und Diagnosen auf ein Minimum zu beschränken, wenn er es mit Sam zu tun hatte. Überrascht registrierte sie, dass er keinen weißen Schutzanzug trug. Sie fragte sich, wie er die Spurensicherung hatte umgehen können, denn in der Regel hielt man sich peinlich genau an die Vorschriften. Er begrüßte sie mit einem zaghaften Lächeln. »Guten Abend, Sam. Haben Sie es also geschafft, sich durch den Zirkus durchzukämpfen?«
    Sam nickte. Sie strich mit den Fingern über das Revers seiner Jacke. »Schick, Richard, genau das Richtige für diesen Anlass.«
    Owen sah an seiner Jacke hinunter und rieb mit der Hand einen kleinen Schlammspritzer ab.
    »Gefällt es Ihnen? Geschenk von der Memsahib. Man muss ja tun, was man kann, nicht wahr?«
    »Sie hätten passend dazu noch den weißen Schutzanzug nehmen sollen. Das ist das Erste, was ich meinen neuen Studenten erkläre.«
    Richard zeigte keine Reue. »Ach, kaum der Mühe wert, ich bin doch nur auf einen Sprung vorbeigekommen.«
    Sam versuchte zu verbergen, wie sehr sie sich über seine mangelnde Disziplin, was die Vorschriften anging, ärgerte, aber es fiel ihr schwer. »Haben Sie noch nie die Redensart gehört, dass ein Mensch nur einmal vernichtet werden kann, ein Tatort aber tausendmal?«
    Owen wechselte das Thema. »Ich dachte, Trevor Stuart hätte Bereitschaft?«
    »Hat er auch, aber man konnte ihn nicht erreichen. Wahrscheinlich hat er seinen Pieper wieder unter die Matratze irgendeines unglücklichen Mädchens gestopft.«
    »Sie hätten es in den Wohnblocks der Studentinnen versuchen sollen, das war zu seiner Collegezeit immer ein heißer Tipp.«
    »Na ja, höchste Zeit, dass er erwachsen wird. Wie dem auch sei, was gibt's hier?«
    »Weiß, männlich, um die zwanzig. Ich denke, er ist schon ein paar Wochen tot.«
    Sam hörte höflich, aber nicht sehr aufmerksam zu, denn sie zog es vor, sich vor Ort ein eigenes Bild zu machen.
    »Der Totengräber hat ihn vor ein paar Stunden gefunden«, fuhr Owen fort. »Er ist erdrosselt worden. Das Seil ist noch um seinen Hals geschlungen. Er ist in keinem besonders guten Zustand mehr, die Tiere waren schneller als wir.«
    »Weiß man, wer er ist?«
    »Leider nein. Er ist nackt und wir haben seine Kleider noch nicht gefunden.«
    Sam dachte kurz nach über das, was er gesagt hatte. »Ein Sexualdelikt?«
    »Ich weiß nicht, da sind Sie die Expertin. Ich bin nur ein kleiner Polizeiarzt.«
    Er kannte offensichtlich ihre Meinung über Polizeiärzte und sie lächelte beschwichtigend.
    »Ich habe denen gesagt, sie können die Leiche aus dem Grab

Weitere Kostenlose Bücher