Denn Gruen Ist Der Tod
Schließlich blieb Sam am Fenster stehen, schaute durch den Regen zu den Wäldern oben auf dem Berg hinüber und fasste einen Entschluss. Sie ging schnell in den Flur, nahm den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer.
Marcia wollte gerade einen der kleinen gläsernen Objektträger gegen einen neuen austauschen, als das Telefon am anderen Ende des Labors klingelte. Sogar das war eine willkommene Pause für ihre schmerzenden Augen. Sie sprang von ihrem Hocker, ging zum Telefon und nahm den Hörer ab. »Marcia Evans …« Sie erkannte die Stimme sofort. »So wahr ich lebe, das ist Doktor Ryan! Was kann ein armes Mädchen wie ich für dich tun?«
Sams Stimme verriet ihr, dass sie nicht gerade in bester Laune war. »Marcia, ich weiß, es mag merkwürdig klingen, aber waren im Fall James Efeuranken bei dem Beweismaterial?«
Marcia fand diese Frage zwar seltsam, aber sie war offensichtlich ernst gemeint. Sie ließ die Späße bleiben und ging das Material im Geiste noch einmal durch. »Ich glaube nicht, soll ich es nachprüfen?«
Sie ging zu ihrem Arbeitstisch, auf dem neben ihrem Mikroskop ein kleiner ordentlicher Stapel von Papieren lag, und kämmte ihn durch. Einige Blätter las sie vorsichtshalber zweimal durch, um sicherzugehen, dass ihr nichts entging, aber da war nichts. Sie ging zum Telefon zurück. »Nein, kein Efeu, keine Ranken oder so.«
Sam seufzte enttäuscht.
»War es wichtig?«, fragte Marcia.
»Ich bin nicht sicher. Vielleicht. War nur so ein Verdacht.«
»Wenn ich etwas Derartiges in die Finger bekomme, rufe ich sofort an.«
Sam antwortete mit einem abwesenden »Hmm«, aus dem Marcia schloss, dass sie mit ihren Gedanken schon wieder ganz woanders war, verstrickt in komplexe Theorien, um ein Problem zu lösen, das sie gerade beschäftigte. Als sie es geknackt zu haben schien, sagte sie endlich: »Ich habe mich gerade gefragt, ob du vielleicht Lust hast, morgen mit zum Medizineressen zu gehen. Ich habe noch eine Karte übrig.«
Das war natürlich eine große Versuchung für Marcia, aber angesichts der Berge von Arbeit, die sie noch vor sich hatte, musste sie morgen bestimmt länger arbeiten. Selbst wenn sie pünktlich Schluss machte, würde sie bestimmt zu müde sein und es lohnte die hohen Kosten nicht. »Eigentlich gern, aber ich bin diesen Monat etwas knapp bei Kasse.«
»Lass das meine Sorge sein. Außerdem gibt es da viele junge, gut aussehende …«
Marcia wurde plötzlich hellwach und ihr Gehirn suchte fieberhaft nach einer Idee, wie sie ihre Arbeitsverpflichtungen umorganisieren konnte. Sie fühlte sich wie Aschenputtel, das gerne einmal auf den Ball gehen will, aber jedes Mal durchkreuzt etwas ihre Pläne. »Ich habe nichts anzuziehen.« Sam entging nicht, dass Marcia schon fast entschlossen war, und zog ihren Trumpf aus dem Ärmel: »Richard wird auch da sein …«
Das wars. Marcia musste einfach mitkommen. »Okay, ich gebe mich geschlagen. Wo und wann?«
Sam wusste, dass sie beim nächsten Schritt vorsichtig sein musste, und sprach sehr schnell, in der Hoffnung, Marcia würde ihr Hintergedanke bei der Einladung entgehen. »Um vier Uhr auf dem Friedhof hinter St. Mary's, Drinks dann um sechs in der Master's Lodge. Zieh dein kleines Schwarzes an, falls du eins hast.« Aber sie war nicht schnell genug gewesen.
»Moment, Moment! Ich weiß nicht, ob ich richtig gehört habe. Hast du Friedhof gesagt?«
»Ja, ich habe gedacht, du könntest mir erst noch einen kleinen Gefallen tun.«
»Mit den wenigen erlesenen Klamotten, die ich habe, soll ich auf den Friedhof gehen? Keine Chance, wirklich absolut nicht drin.«
Obwohl es noch früh am Abend war, näherten sich bereits ein paar Leute Birds Club. Die beiden Polizisten, die den Club beobachteten, vermuteten, dass es die Angestellten waren, die zeitig kamen, um alles für den Abend vorzubereiten. Bird war bei den Ersten gewesen, die eintrafen. Er parkte seinen Porsche auf der Straße vor dem Club und ging hinein. Die Kamera von Jock McFadyed klickte; er machte zwei Fotos in schneller Folge. Auf dem ersten stieg Bird gerade aus seinem Auto, und das zweite zeigte ihn von hinten, als er zur Tür hineinging. Während McFadyed fotografierte, notierte sein Partner Peter Morant den Zeitpunkt, Nummer und Marke von Birds Wagen und alle anderen Details, die er für wichtig hielt. Als er alles aufgeschrieben hatte, legte er das Klemmbrett zu seinen Füßen ab, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte wieder durch die
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