Denn Gruen Ist Der Tod
Kleid. »Dieser Fleck ist nie rausgegangen. Einmal getragen und schon ruiniert. Und er hat nie angeboten, mir ein neues zu kaufen.«
Malcolm nickte zwar tapfer, aber mit seinen Gedanken war er irgendwo anders. Frances fiel wieder ein, dass er auch früher oft unter starken Stimmungsschwankungen gelitten hatte. Sie warf das Kleid zu den anderen Sachen auf ihrem Bett und wartete darauf, dass er zu reden begann.
»Morgen Abend kann ich nicht zu dem Elternkurs mitkommen, es tut mir Leid.«
Frances verbarg ihre Enttäuschung nicht. »Warum? Du weißt doch, wie wichtig es ist.«
»Es ist das letzte Mal, ich schwöre es. Bei einem meiner alten Fälle ist etwas schief gelaufen und ich muss nach London fahren, um nach dem Rechten zu sehen.«
Frances verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah enttäuscht zu Boden.
»Ich springe morgen kurz bei Hamleys rein und bringe euch beiden etwas Schönes mit.«
Sie schaute ihren Vater wieder an. »Versprichst du, dass es das letzte Mal ist?«
Er hob seine Hand. »Großes Pfadfinderehrenwort!«
Frances sah ihm in die Augen, um zu prüfen, ob er möglicherweise log, aber er schien es ernst zu meinen. »Wenn das so ist, dann geh besser bei Armani vorbei und kauf mir etwas Schönes!« Malcolm warf mit gespieltem Entsetzen seine Hände in die Luft.
»Aber nur der liebe Gott weiß, wie der Kurs morgen ohne seinen Star zurechtkommen soll.«
Malcolm lachte. »Ich bin sicher, ich werde das nächste Woche mehr als ausgleichen.«
»Das wirst du sicherlich«, pflichtete Frances ihm bei.
Er war überrascht gewesen, ihn abfahren zu sehen. Die Tatsache, dass er mitsamt einem Koffer von einem Taxi abgeholt wurde, ließ vermuten, dass er eine Weile weg sein würde, aber man konnte nicht wissen, wie lange. Nach all der langwierigen Planung schien es, als würden sie den Augenblick der Vergeltung doch nicht gemeinsam erleben. Wie würde sich Frances verhalten, jetzt, da ihr Vater verreist war? Sie machten ihm das Leben wirklich schwer und dafür sollten sie leiden. Ihm wurde klar, dass es nichts zu tun gab und er einfach nur abwarten und beobachten konnte und hoffen musste, nicht zu viele Unannehmlichkeiten beschert zu bekommen. In der folgenden Woche würde er sehr beschäftigt sein und er wollte die Sache schnell erledigt wissen, andernfalls dauerte es vielleicht Wochen, bevor er es wieder versuchen konnte.
Marcia Evans schaute auf die Uhr am anderen Ende des Labors. Sie blinzelte in das helle Neonlicht, bis sich ihre Augen vom Blick durch das Mikroskop auf die große Entfernung umgestellt hatten. Viertel nach zwei, nur zehn Minuten waren vergangen, seit sie zuletzt auf die Uhr gesehen hatte. Sie rieb sich vorsichtig die Augen, versuchte, sie zu entspannen und auf den nächsten Versuch vorzubereiten. Auch wenn sie erst vierundzwanzig war, machte sich bereits die stundenlange Belastung ihrer Augen bei der Arbeit am Mikroskop bemerkbar. Sie hasste die Vorstellung, eines Tages eine Brille tragen zu müssen. Ihr war ein Satz von Dorothy Parker in Erinnerung geblieben, der besagte, dass Männer sich nicht für Frauen mit Brillen interessierten. Aber sie könnte ja immer noch Kontaktlinsen tragen, tröstete sie sich. Trotz ihrer Sorgen schaute sie erneut durch das Mikroskop, stellte scharf und verlor sich in einer Welt der Fasern und Flecken.
Sam schritt besorgt in ihrem Wohnzimmer auf und ab und blieb gelegentlich vor dem Kamin stehen, um in dem prasselnden Feuer nach Inspiration zu suchen. Es knackte und zischelte vor sich hin und bildete gespenstische Formen in seinem heißen, lodernden Inneren. Nachdem sie in der letzten Zeit bereits einige Male mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt worden war, fand sie es nur gerecht, sich einen Nachmittag freizunehmen. Abgesehen davon brauchte sie Zeit zum Nachdenken. Farmer war an ihren wilden Theorien nicht interessiert, also musste sie irgendeinen Beweis zur Untermauerung ihres Verdachts finden, bevor sie noch einmal mit ihr sprach. Wie sehr sie auch versuchte, den Fall aus ihren Gedanken zu verbannen, gelang es ihr doch nicht, an etwas anderes zu denken. Sie steckte in einem riesigen Dilemma, mit dem sie sich allein gelassen fühlte. Nur ihr Kater Bernard stand ihr in ihrem inneren Aufruhr bei. Er beobachtete sie träge vom Sofa am anderen Ende des Zimmers aus, sein Kopf drehte sich nach links und rechts wie bei den Zuschauern eines Tennismatchs und nur ab und zu hielt er inne, um sich zu putzen oder sich ausgiebig zu räkeln.
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