Denn Gruen Ist Der Tod
hatte. Er trat auf die Bremse, brachte den Wagen zum Stehen und hielt durch die Windschutzscheibe Ausschau nach seinem Opfer. Er öffnete die Wagentür und konnte gerade noch sehen, wie ein Fuchs hinkend und winselnd unter einem Gatter hindurch aufs frisch gepflügte Feld rannte. Das Blut, das von seinem verletzten Bein auf den Boden tropfte, hinterließ eine Spur bis in das Feld. Weit konnte er in diesem Zustand nicht kommen, dachte Carver, er musste ihn finden und töten. Er zog seinen Schlagstock aus der Seitentasche und folgte der Spur. Im Schein der Taschenlampe schritt er vorwärts. Das Feld lag groß und schwarz vor ihm und kein Laut war zu hören. So würde er ihn nie finden. Wahrscheinlich war er in irgendeine Höhle oder unter einen Busch gekrochen, um friedlich zu sterben. Carver befestigte den Schlagstock wieder an seinem Gürtel und wollte schon umdrehen, als er das Auto sah. Es war dicht hinter einer Hecke geparkt. Er ging hinüber und ließ den Lichtkegel der Taschenlampe darübergleiten. Zuerst dachte er, er würde ein knutschendes Pärchen entdecken, aber dann sah er, dass der Wagen leer war. Er ging nach hinten und beleuchtete das Nummernschild, dann nahm er sein Funkgerät und hielt es sich dicht vor den Mund. »Sechzehnzweiunddreißig an Zentrale, over.«
»Zentrale an sechzehnzweiunddreißig, ich höre, over.«
»Ich habe hier ein Nummernschild, das überprüft werden muss, over.«
Die Stimme am anderen Ende klang nicht besonders begeistert. »Ist das jetzt unbedingt notwendig, angesichts der Lage?«
Er fand, es war nötig. »Ja, over.«
»Legen Sie los, over«, ertönte es barsch aus dem Funkgerät.
»Blauer Renault mit dem Kennzeichen L wie Leopold, sieben acht vier, Friedrich, Ypsilon, Otto. Over.«
»Bleiben Sie dran.«
Während er wartete, nahm er das Auto genauer in Augenschein. Der Auffahrschaden hinten wies darauf hin, dass es erst kürzlich in einen Unfall verwickelt war. Das betrübte ihn. Wahrscheinlich hatte man es nur hier abgestellt, um es später abholen zu lassen, überlegte er. Dann würde er etwas zu hören kriegen, wenn er zurück auf die Wache kam. Sein Funkgerät knackte. »Nicht als verloren oder gestohlen gemeldet. Eingetragener Besitzer ist ein Malcolm Purvis, Adresse: The Gables, Fereham.«
»Danke, Zentrale.«
Er beschloss, wenigstens Mister Purvis anzurufen und nachzufragen, was los war. Er stieg wieder in den Wagen und ließ ihn an, bevor er die Heizung voll aufdrehte und Gesicht und Hände in dem warmen Luftstrom wärmte. Er wollte gerade losfahren, als das Funkgerät wieder knackte. Diesmal war es sein Inspector, der sich meldete: »Zentrale an sech-zehn-zweiunddreißig, sind Sie noch bei dem Wagen, over?«
Er antwortete: »Ja, over.«
»Bleiben Sie dort. Wir schicken jemanden. Es kann sein, dass er in Verbindung mit dem Mord oben im Kloster steht.«
Constable Carver spürte, wie die Aufregung in ihm hoch stieg. Das Funkgerät knackte erneut. Es war wieder der Inspector: »Gut gemacht!«
Mit stolzgeschwellter Brust richtete Constable Carver seine Mütze, zog die schwarzen Lederhandschuhe an und ging auf das Feld zurück, um »sein« Beweisstück zu bewachen.
Als sie die Voruntersuchungen beendet hatte, packte Sam ihr Diktaphon weg und zog die Handschuhe aus. Sie sah auf die Uhr. »Obduktion um neun, wenns recht ist?«
Farmer nickte und weil sie allein den Ton angab, fasste Sam es als Bestätigung auf und verließ das Kloster. Farmer folgte ihr dicht auf den Fersen: »Was können Sie uns jetzt schon sagen?«
Sam ging weiter den markierten Pfad entlang. »Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Ich werde mehr wissen, wenn ich die Obduktion durchgeführt habe, aber ich nehme mit ziemlicher Sicherheit an, dass sie von derselben Person getötet wurde wie Mark James.«
»Das habe ich mir auch schon gedacht«, entgegnete Farmer patzig. »Wir sollten Bird noch heute Abend festnehmen.«
»Sie sind immer noch überzeugt, dass er es war?«
»Oh ja, es war Bird, und wenn Sie mit dem Beweis rübergekommen wären, als ich Sie danach gefragt habe, könnte das arme Mädchen da drin noch leben. Ich hoffe, dass Sie damit leben können!«
Sam blieb stehen und wandte sich empört zu Farmer um. »Wenn es einen Beweis gegeben hätte, hätte ich ihn auch gefunden. Aber es gab keinen und ich werde mir weder für Sie noch für irgendjemanden sonst einen ausdenken!«
Farmer schoss sofort zurück: »Auch wenn das zur Folge hat, dass ein unschuldiges junges Mädchen
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