Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
stand auf.
»Hör zu«, sagte er drängend, als wir unten waren und an der Tür standen. »Ich komme morgen Früh mit dir, ganz gleich, was mein Onkel sagt. Ich bin rechtzeitig bei dir und hole dich ab. Warte auf mich, okay? Und mach dir keine Gedanken wegen Hari.«
»Ich möchte aber nicht der Anlass für einen Familienstreit sein«, sagte ich.
»Es wird keinen Streit geben«, versicherte Ganesh mir. »Du weißt doch, wie er bei jeder neuen Idee reagiert. Er sagt immer zuerst Nein. Das einzige Mal, wo er sich ohne tagelanges Hadern zu irgendetwas durchgerungen hat, war, als er einverstanden war, diese dämliche Rakete vor dem Laden aufzustellen, und sieh dir an, was für ein elendes Ding das ist!«
»Erinnere ihn bloß nicht daran!«, sagte ich. »Sonst benutzt er es als Beispiel dafür, dass du keine voreiligen Schritte unternehmen sollst, die du für den Rest deines Lebens bereust. Apropos – kommt eigentlich irgendwann mal jemand, um diese Rakete zu reparieren? Hat sie schon jemals funktioniert?«
»Sie hat funktioniert, als sie aufgestellt wurde, allerdings nur die ersten vierundzwanzig Stunden. Sie wurde zwischenzeitlich einmal repariert, aber sie ist schon wieder kaputt.« Ganesh starrte die Straße entlang, die nun im Dunkeln lag. Das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich in den Schaufenstern und ließ sie glänzen wie silberne Spiegel.
»Was stimmt denn nicht mit dieser Rakete?«, fragte ich.
Er zuckte die Schultern. »Keine Ahnung.«
»Bist du sicher, Ganesh? Du hast nicht zufällig …?«
»Ich gehe jetzt besser wieder nach oben. Wir sehen uns morgen Früh, Fran.« Er warf die Tür eigenartig kurz angebunden vor meiner Nase ins Schloss.
Ich ging nach Hause, während ich mir vorstellte, was oben in der Wohnung passierte – nun, da ich endlich gegangen war. Kein Streit wahrscheinlich, doch ganz gewiss eine höchst lebhafte Diskussion. Ganesh würde seinen Kopf durchsetzen, schätzte ich – weil ich genau wusste, wann Ganesh sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Hari wusste es vermutlich ebenfalls, doch er würde trotzdem kämpfen und hinterher tagelang schmollen. Manchmal bin ich traurig, wenn ich daran denke, dass ich keine Familie habe, zu der ich gehen kann. Andererseits bin ich frei und kann meine eigenen Entscheidungen treffen, ohne jemanden zu fragen. Die meiste Zeit über, heißt das, vorausgesetzt, niemand vom Schlage eines Mickey Allerton mischt sich ein.
Es herrschte nicht viel Verkehr auf den Straßen, doch als ich das Haus erreichte, in dem meine Wohnung lag, parkte ein älterer Wagen davor. Irgendjemand im Haus hatte Besuch. Keiner von uns Mietern besitzt einen Wagen. Die meisten von uns haben kein Geld, und wer braucht in London schon ein eigenes Transportmittel? Ich ging an dem Fahrzeug vorbei, ohne weiter Notiz von ihm zu nehmen, doch dann hörte ich, wie jemand die Wagentür öffnete und eine weibliche Stimme meinen Namen rief.
»Fran Varady? Sind Sie Fran Varady?«
Ich wandte mich um. Ich erkannte nur einen dunklen, breiten Umriss neben dem Wagen. Nichts an ihm, ganz gewiss nicht die Stimme, klang irgendwie bekannt. Wäre es eine Männerstimme gewesen, wäre ich nervös geworden, doch eine Frauenstimme erschien weniger bedrohlich. Trotzdem, ich erwartete keinen Besuch von jemand Fremdem.
»Könnte sein«, antwortete ich ausweichend.
»Keine Sorge, meine Liebe«, sagte die fremde Frau. »Du musst keine Angst haben. Ich bin Cheryl. Ich bin die Frau von Harry, der als Rausschmeißer für Mr Allerton arbeitet, drüben im Silver Circle. Ich habe auf deine Hündin aufgepasst.« Sie schloss die Wagentür und kam näher. Jetzt konnte ich ihr Gesicht im Licht der Straßenlaterne erkennen. Sie hatte die Stirn in sorgenvolle Falten gelegt. »Ist sie schon wieder aufgetaucht, Liebes? Ich mache mir solche Sorgen um sie, ich weiß gar nicht, was ich tun soll. Es tut mir so leid …« Sie blinzelte mich an, während sie versuchte, meine Reaktion zu erkennen.
Ich war wütend gewesen über die meiner Meinung nach offensichtliche Sorglosigkeit, mit der diese fremde Frau meine Bonnie von der Leine gelassen hatte. Jetzt, wo sie mir gegenüberstand und ich ihren aufrichtigen Kummer erkannte, schmolz mein Zorn dahin.
»Sie ist noch nicht wieder aufgetaucht, nein. Möchten Sie mit reinkommen?«
Sie drehte sich um, schloss ihren Wagen ab und folgte mir in die Wohnung. Dort angekommen, schaltete ich das Licht ein, lud sie ein, sich zu setzen, und ging in die Küche, um Wasser
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