Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
mir wollte keine bessere einfallen.
»Tatsächlich?«, sagte Ganesh sarkastisch. »Und welche Versicherung sollte das sein? Eine Unfallversicherung, falls sie von der Bühne kippt und sich den Hals bricht?«
Der Teppich unter unseren Füßen erzitterte von einer Serie heftiger Stöße von unten. Onkel Hari stieß mit einem Besenstiel gegen die Decke als Zeichen, dass er Ganesh unten brauchte.
»Ich muss gehen«, sagte Ganesh und erhob sich. »Ich nehme an, du wirst nach Oxford fahren, weil du dir Sorgen wegen Bonnie machst. Aber vielleicht ist das Mädchen gar nicht dort. Die einzige Erklärung, die mir einfällt, warum sie jemandem gesagt haben könnte, dass sie nach Hause zu ihren Eltern zurückgeht, ist, dass sie eine falsche Spur legen wollte. Das würde Sinn ergeben. Aber selbst wenn sie in Oxford ist, findest du sie vielleicht nicht gleich.«
»Mickey hat ein Zimmer in einem Hotel garni für mich gebucht«, sagte ich düster. »Es wird von einer ehemaligen Angestellten von ihm geführt.«
»Er denkt wirklich an alles, der gute Mickey Allerton, nicht wahr?«, grollte Ganesh. »Er hat dir keinen Stadtplan von Oxford in die Hand gedrückt, nehme ich an? Wie willst du dich zurechtfinden?«
»Ich kaufe mir einen am Bahnhof, sobald ich dort ankomme.«
Er runzelte die Stirn. »Hari hat vielleicht einen. Warte, ich sehe gleich nach.«
Ich folgte ihm zu dem alten Rolltop-Schreibtisch in der Zimmerecke. »Warum sollte Hari einen Stadtplan von Oxford haben? War er jemals in Oxford?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Ganesh. »Aber du kennst ja Hari. Er hebt alles auf, für den Fall, dass er es eines Tages noch einmal gebrauchen kann. Wir haben jede Menge Plunder im Haus, und die Chance, dass irgendwas davon noch mal nützlich sein könnte, ist gleich null. Hari ist wie ein verdammter Hamster. Er hat Dutzende von Stadtplänen. Ich hab nicht die geringste Ahnung, woher diese Dinger kommen.«
Er kramte in Onkel Haris Schreibtisch und brachte ein Paket abgegriffener Stadtpläne zum Vorschein, die in einem Fach gelagert hatten. »Da sind sie. Coventry … Bath … East Grinstedt …« Er ging den Stapel durch. »Ah, hier haben wir’s. Oxford, siehst du?« Er hielt ein mehrfach gefaltetes Blatt in die Höhe, das von vergilbendem Tesafilm zusammengehalten wurde.
Ich nahm den Plan ungläubig und entfaltete ihn vorsichtig. Er sah aus, als hätte Bonnie darauf herumgekaut. Das Preisschild auf dem Umschlag besagte fünfzehn Pence, und auf der Innenseite annoncierte ein Hotel in der Innenstadt von Oxford eine Übernachtung mit Frühstück zu einem Preis, zu dem man heutzutage höchstens noch ein Sandwich bekommt. Die Karte musste wenigstens dreißig Jahre alt sein. Doch es war ein Stadtplan von Oxford, kein Zweifel. Ganesh und ich breiteten ihn auf dem Tisch aus und suchten nach der Straße, in welcher das Hotel garni mit meiner Zimmerreservierung lag.
»Hier«, sagte Ganesh und zeigte auf die Stelle. »Eine kleine Seitenstraße, die von der Iffley Road abzweigt.«
»Danke«, sagte ich. »Ich müsste ihn flicken. Hat Hari was dagegen, wenn ich ihn ausborge?«
»Bestimmt nicht. Er wird höchst entzückt sein, weil es beweist, dass er recht damit hatte, ihn aufzuheben – und all die anderen mit. Warte, ich hab noch etwas, das du vielleicht gebrauchen kannst.«
Er verschwand in einem angrenzenden Zimmer und kam mit einem kleinen Gerät zurück, einem Mobiltelefon. Sicher, ich weiß, heutzutage läuft jeder mit so einem Ding rum, aber ich nicht, okay? Ich kenne niemanden, den ich damit anrufen könnte, und falls ich jemals telefonieren muss, gibt es im Flur des Hauses, wo ich wohne, einen Münzfernsprecher. Abgesehen davon hatte ich bis zu diesem Augenblick nicht gewusst, dass Ganesh ein Mobiltelefon besaß.
»Seit wann hast du das?«, fragte ich überrascht.
Er besaß den Anstand, verlegen dreinzusehen. »Sie sind inzwischen ganz billig geworden, weißt du? Es ist eins mit einer Prepaid-Karte, also sind ungefähr zehn Mäuse an Sprechzeit drauf. Es kostet dich keinen Penny, solange du es nicht brauchst. Und du kannst mich jederzeit anrufen, wenn es nötig ist. Sieh her, hier schaltest du es ein. Wenn dich jemand anruft, drückst du auf diesen Knopf, und wenn du fertigtelefoniert hast, drückst du ihn noch mal.«
»Weiß Hari, dass du so ein Ding hast?«, fragte ich unschuldig und nahm das kleine Gerät an mich.
»Na ja … eigentlich nicht.« Ganesh klang zunehmend gereizt wegen meiner Fragen. »Du weißt selbst, wie
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