Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
mich ergehen zu lassen?«, sagte Ganesh gereizt. »Jeden Augenblick brüllt Hari die Treppe hoch, dass ich wieder in den Laden kommen und weiterarbeiten soll. Also komm zur Sache.«
»Es ist die Wahrheit, Ganesh, ehrlich!« Ich erklärte ihm, was sich an diesem Morgen ereignet hatte.
Er lauschte meinem Bericht, trank von seinem Kaffee und meinte schließlich: »Die Sache stinkt zum Himmel.«
»Ja, das tut sie. Ich schätze, ich kann darauf vertrauen, dass Harry sich anständig um Bonnie kümmert, aber ich traue diesem Ivo keinen Schritt über den Weg. Du hättest ihn sehen sollen, Gan. Er sieht aus wie ein Androide. Und warum hat Mickey mir das angetan? Es ist ein gemeiner, verabscheuenswerter Trick!«
»Ich meinte nicht den Hund«, unterbrach mich Ganesh.
Ganesh teilt die Begeisterung seines Onkels Hari nicht, was Bonnie angeht. Es liegt nicht daran, dass er etwas gegen sie im Speziellen hätte, sondern vielmehr daran, dass er allen Hunden dieser Welt misstraut. Sie neigen dazu, ihn giftig anzubellen. Ich sage ihm immer wieder, das kommt daher, dass sie seine Angst riechen. Er sagt, er hätte keine Angst vor ihnen; er mag sie eben einfach nicht, und das wäre alles, okay?
»Ich meine die Geschichte, die Allerton dir erzählt hat. Sie stinkt zum Himmel, Fran. Lass bloß die Finger davon, hörst du?«
»Ich hab keine Wahl, oder?«, entgegnete ich bitter.
Wir schwiegen lange Zeit. Ich trank meinen Kaffee aus. »Was kommt dir im Einzelnen daran spanisch vor?«, fragte ich schließlich.
»Alles«, erwiderte Ganesh entschieden. »Aber nehmen wir ruhig ein Beispiel: Wie kommt dieses Mädchen überhaupt dazu, für Mickey Allerton zu arbeiten, und wie lange hat sie schon für ihn gearbeitet, bevor sie weggelaufen ist? Er hat dir erzählt, dass sie nicht aus London stammt, sondern aus Oxford. Sie spricht ohne Akzent, und Allerton glaubt, dass sie auf einer guten Schule war. Was hatte sie in diesem Laden zu suchen, als Tänzerin für die schmuddeligen kleinen Perversen und die armen alten Säcke, die dort verkehren? Was hat sie überhaupt nach London geführt? Ich weiß, er behauptet, dass er noch nie Ausreißerinnen beschäftigt hat, aber es klingt in meinen Ohren ganz verdächtig nach so einem Fall.«
»Er sagt, sie wäre in meinem Alter«, entgegnete ich. »Zweiundzwanzig.«
»Er wird dir bestimmt nicht erzählen, dass sie erst sechzehn ist, oder?«, schnappte Ganesh.
»Mickey ist kein Dummkopf. Wenn sie erst sechzehn wäre, würde er nicht hinter ihr herjagen. Oder mich schicken. Es wäre zu gefährlich. Ich hab ein Bild von ihr.« Ich zog das Hochglanzfoto hervor, das Mickey mir gegeben hatte, und reichte es Ganesh.
Ganesh studierte die Fotografie, Cowboyhut, Strass, Lidschatten und alles Weitere. »Sie sieht aus, als wäre sie zweiundzwanzig«, räumte er widerwillig ein. »Nicht, dass man es mit alldem Make-up in ihrem Gesicht wirklich sagen könnte. Aber warum will er sie zurück? Sicher, ich weiß, er will einen Laden in Spanien aufmachen, jedenfalls behauptet er das. Wenn du mich fragst, das klingt wie eine Geschichte, die er sich für dich ausgedacht hat. Wenn es die Wahrheit ist, warum hat er ihr nichts gesagt, als sie noch in London war und in seinem Laden gearbeitet hat? Oder hat er ihr den Job angeboten, und sie hat abgelehnt? Warum hat sie ihn abgelehnt? Warum ist sie zurück nach Oxford gegangen, ohne Allerton ein Wort zu sagen? Wenn sie schon seit einer Weile für ihn gearbeitet hat – was hat sie so urplötzlich denken lassen, dass sie es nicht mehr aushält? Gab es Streit zwischen den beiden? Diese Geschichte hat mehr Löcher als ein Sieb, Fran.«
Er leerte seinen Kaffeebecher. »Und wieso hat er überhaupt ihre Heimatadresse? Selbst wenn sie einer Kollegin erzählt hat, dass sie nach Hause zurückkehrt, müsste sie ja verrückt sein, der anderen die Adresse ihrer Eltern zu geben. Sie muss sowieso verrückt sein, dem anderen Mädchen zu erzählen, was sie vorhat. Ich glaube das nicht. Ich glaube nicht, dass sie diesem anderen Mädchen erzählt hat, dass sie nach Hause zurückwollte. Wenn sie weggelaufen ist, ohne Mickey zu informieren, würde sie es bestimmt nicht jemand anderem erzählen, der für ihn arbeitet. Würdest du so etwas tun? Überleg mal!«
Er hatte natürlich recht, wie immer. »Vielleicht hat Mickey die Adresse ihrer Eltern, weil er den Namen der nächsten Verwandten brauchte? Wegen der Versicherung oder so?«, mutmaßte ich. Es war ein schwacher Versuch einer Erklärung, doch
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