Denn niemand hört dein Rufen
Schauspielerin immer gewesen sei, wenn sie nach einem gemeinsamen Essen auf ihrem Handy nachschaute und unweigerlich einen Anruf oder eine SMS von Gregg vorfand, in der er sie bekniete, ihrer Ehe noch eine Chance zu geben.
»Ich habe einige Male miterlebt, wie sie in Tränen ausbrach«, sagte Lisa Kent aufgebracht, eine langjährige enge Freundin. »Sie mochte ihn sehr, mehr als das, ich bin sicher, dass sie ihn wirklich geliebt hat. Es war nur die Ehe, die nicht funktionierte. Sie hat gehofft, dass er weiterhin ihr Agent bleiben könnte, doch dann hat sie ziemlich schnell gemerkt, dass es ihnen viel zu naheging, ständig in Kontakt miteinander zu sein, selbst wenn es nur auf einer rein geschäftlichen Ebene war.«
Emily wusste, dass Kent eine gute Zeugin abgeben würde.
Am späten Freitagnachmittag, drei Tage, bevor der Prozess beginnen sollte, rief Ted Wesley an und bat sie in sein Büro. Schon auf den ersten Blick sah sie, dass er in Hochstimmung war.
»Schließen Sie bitte die Tür«, sagte er. »Ich habe Ihnen etwas mitzuteilen.«
»Lassen Sie mich raten«, sagte Emily. »Sie haben etwas aus Washington gehört?«
»Vor etwa einer Viertelstunde. Sie sind die Erste im Büro, der ich es erzähle. Der Präsident wird morgen verkünden, dass er mich als neuen Generalbundesanwalt nominieren wird.«
»Ted, das ist ja wundervoll. Was für eine Ehre! Und niemand hat den Posten mehr verdient als Sie.« Sie freute sich aufrichtig für ihn.
»Ganz so schnell bin ich noch nicht weg. Die Anhörung
im Senat wird in den nächsten Wochen stattfinden. Es ist mir eigentlich ganz recht, dass es noch etwas dauert. Ich möchte in der Nähe sein, solange der Aldrich-Prozess läuft. Ich möchte miterleben, wie der Kerl untergeht.«
»Das möchte ich auch. Es ist ein Glücksfall, dass sich Easton an so viele Einzelheiten aus Gregg Aldrichs Wohnzimmer erinnern kann. Selbst mit Eastons Hintergrund sehe ich nicht, wie Moore dafür eine plausible Erklärung finden will.«
»Und Sie haben diesen Anruf von Aldrichs Handy zu Eastons Handy. Da weiß ich auch nicht, wie Moore das erklären will.« Wesley lehnte sich zurück. »Emily, Sie müssen wissen, dass einige in diesem Büro nicht sehr zufrieden waren mit meiner Entscheidung, Ihnen diesen Fall zu übergeben. Ich habe es getan, weil ich glaube, dass Sie das Zeug dazu haben, dieses Verfahren zielbewusst durchzubringen und die Geschworenen zu überzeugen.«
Emilys Lächeln war etwas verzagt. »Wenn Sie mir nur sagen könnten, wie ich diesen Jimmy Easton, der aussieht wie ein Gauner, in einen glaubwürdigen Zeugen verwandeln soll, wäre ich Ihnen zu ewigem Dank verpflichtet. Wir haben ihm einen dunkelblauen Anzug für seinen Auftritt vor Gericht gekauft, aber natürlich wird er in dieser Verkleidung wirken wie ein Fisch auf dem Trocknen. Immerhin konnte ich bei meinem letzten Besuch im Gefängnis zu meiner Erleichterung feststellen, dass die Schuhcremefarbe allmählich aus Jimmys Haaren verschwindet, doch im Grunde genommen hat sich sein Aussehen dadurch um keinen Deut verbessert.«
Wesley zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. »Emily, es ist mir völlig egal, wie Easton aussieht. Sie haben Aldrichs Anruf auf seinem Handy, und Sie haben seine Beschreibung
des Wohnzimmers. Selbst wenn er noch so unsympathisch aussieht, kommt die Verteidigung um diese beiden Tatsachen nicht herum.«
»Aber warum lässt es Moore dann auf einen Prozess ankommen? Sie haben sich immer geweigert, über einen Deal zu verhandeln, selbst als Easton aufgetaucht ist. Ich weiß einfach nicht, worauf sie es angelegt haben und ob Easton dem Kreuzverhör von Moore gewachsen sein wird.«
»Das werden wir bald herausfinden«, sagte Wesley, nunmehr in mildem Ton.
Emily nahm die Veränderung in seiner Stimme wahr und meinte, seine Gedanken zu durchschauen. Die Vorstellung, Aldrich könnte freigesprochen werden, macht ihn nervös, dachte sie. Das wäre nicht nur ein Fehlschlag für mich. Für ihn würde es bedeuten, dass man ihm eine Fehleinschätzung vorwerfen wird, weil er mir den Fall überlassen hat. Und das wiederum wäre nicht gerade der günstigste Start für seine Anhörung im Senat.
Nachdem sie Wesley noch einmal zu seiner Nominierung gratuliert hatte, ging Emily nach Hause. Doch früh am nächsten Morgen saß sie schon wieder in ihrem Büro, um ihre Prozessnotizen durchzugehen, und am Ende verbrachte sie den größten Teil des Wochenendes dort.
Ein Glück, dass es Zach gibt, dachte sie öfter in
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