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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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diesen Tagen. Sie erinnerte sich, wie es ihr anfangs widerstrebt hatte, nähere Bekanntschaft mit ihm zu schließen, und wie erleichtert und dankbar sie jetzt war, dass er Bess fütterte und mit ihr spazieren ging. Er hatte sich sogar während ihres zweifachen kurzen Urlaubs um Bess gekümmert und darauf bestanden, sie nicht in eine Hundepension zu geben.

    »Wir haben uns angefreundet«, hatte Zach in seiner schüchternen, zurückhaltenden Art gesagt. »Ich werde gut auf sie aufpassen.«
    Als Emily aber am Sonntagabend gegen zehn Uhr nach Hause kam, war sie doch einigermaßen befremdet, Zach in ihrer Veranda vor dem Fernseher vorzufinden, mit Bess auf dem Schoß.
    »Wir wollten uns nur gegenseitig ein bisschen Gesellschaft leisten«, erklärte Zach lächelnd. »Ich vermute, Sie sind mit Freunden zum Essen ausgegangen.«
    Emily wollte schon antworten, dass sie sich ein Sandwich und Obst mit ins Büro genommen hatte, weil sie heute länger arbeiten wollte, doch sie hielt sich gerade noch zurück. Schließlich war sie Zach keine Erklärung schuldig. Und in diesem Augenblick begriff sie plötzlich, dass Zach, dieser etwas verschrobene Einzelgänger, auch wenn es ihm vielleicht selbst nicht bewusst war, nicht nur auf den Umgang mit Bess aus war, sondern dass seine Annäherungsversuche ihr selbst galten.
    Es war ein unheimliches Gefühl, das sie für einen Moment schaudern ließ.

11
    A m Sonntagabend vor Prozessbeginn trafen sich Richard Moore und sein Sohn Cole, der mit ihm zusammen die Verteidigung vorbereitet hatte, mit Gregg Aldrich und Katie zum Abendessen in dem Dining Club, der sich in Greggs Wohngebäude befand. Sie hatten eines der kleinen Separées reserviert, damit sie ungestört reden und zugleich Gregg vor den neugierigen Blicken anderer Gäste abschirmen konnten.
    Moore, ein versierter Anekdotenerzähler, brachte es fertig, ein Lächeln und sogar hier und da ein Kichern aus Gregg und Katie hervorzukitzeln, während die Salate und Vorspeisen serviert wurden. Eine sichtlich entspannte Katie stand schließlich auf und empfahl sich vor dem Nachtisch. »Dafür, dass er mir erlaubt, während des Prozesses hierzubleiben, habe ich Dad versprechen müssen, alle Aufgaben zu machen, die sie mir geschickt haben. Also werde ich jetzt gleich damit anfangen.«
    »Was für ein starkes und reifes Kind sie ist«, sagte Moore zu Aldrich, nachdem Katie fort war. »Sie haben sich wirklich großartig um sie gekümmert.«
    »Sie versetzt mich immer wieder in Erstaunen«, sagte Aldrich. »Sie wollte nicht bis zum Nachtisch bleiben, weil wir sicherlich noch ein paar letzte Dinge vor dem Prozess besprechen müssen. Und ich nehme an, dass sie Recht hat, nicht wahr?«

    Richard Moore sah seinen Mandanten über den Tisch hinweg an. In dem halben Jahr seit der Anklageerhebung war Gregg um zehn Jahre gealtert. Er war abgemagert, und obwohl er immer noch gut aussah, wirkte er müde, und unter seinen Augen zeigten sich tiefe Schatten.
    Cole, eine jüngere Version von Richard, hatte sich in diesen Fall versenkt und seinem Vater mitgeteilt, dass er größte Sorgen hinsichtlich des Prozessausgangs habe. »Dad, er muss einfach verstehen, dass es in seinem ureigensten Interesse ist, sich schuldig zu bekennen. Warum hat er uns eigentlich nie gestattet, mit der Staatsanwaltschaft zu verhandeln?«
    Das war eine Frage, die sich Richard Moore auch schon öfter gestellt hatte, und mittlerweile glaubte er, eine Antwort darauf gefunden zu haben. Gregg Aldrich wollte nicht nur den Geschworenen, er wollte sich selbst beweisen, dass er unschuldig war. Einmal hatte Gregg ihm gegenüber erwähnt, wie erstaunt, ja entsetzt er gewesen sei, als er am Tag des Mordes vom Joggen nach Hause gekommen war und festgestellt hatte, dass er mehr als zwei Stunden unterwegs gewesen war. Man konnte ihm die Zweifel deutlich ansehen, erinnerte sich Moore. Hatte er vielleicht einen partiellen Gedächtnisverlust erlitten? Hatte sein Bewusstsein, das den Mord kategorisch leugnete, diesen Teil seines Gedächtnisses vollkommen abgekapselt und unzugänglich gemacht? Es wäre nicht das erste Mal, dass ich so etwas erlebe, dachte er. Und Cole und ich waren uns am Ende einig, dass er doch sehr wahrscheinlich Natalies Mörder ist …
    Der Kellner kam an den Tisch. Alle drei bestellten Espresso und ließen den Nachtisch aus. Dann räusperte sich Richard Moore. »Gregg«, sagte er leise, »ich müsste mir
vorwerfen, Ihre Sache nicht nach bestem Vermögen zu vertreten, wenn ich den

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