Denn niemand hört dein Rufen
richtig
wütend. Er wurde ganz rot im Gesicht und hat sein Handy auf die Theke geknallt, aber ich hab immer noch geglaubt, dass er das nur so dahingesagt hat. Und da hab ich so im Scherz gemeint: ›Ich bin pleite. Für zwanzigtausend Dollar könnte ich die Sache für Sie erledigen.‹«
»Was geschah dann?«
»Irgend so ein Kerl, der gerade hereingekommen war, hat Aldrich entdeckt und ist geradewegs auf ihn zugegangen.«
»Hat Mr Aldrich Ihnen diesen Mann vorgestellt?«
»Nee. Der Kerl blieb nicht lange, er meinte nur, dass er Natalie in Endstation Sehnsucht gesehen hat und dass sie brillant gewesen war. Das war das Wort, das er benutzt hat: ›brillant‹.«
»Wie hat Mr Aldrich darauf reagiert?«
»Er sagte in ziemlich genervtem Ton, dass Natalie in allen ihren Rollen brillant wäre, dann drehte er dem Kerl den Rücken zu. Der Typ hat dann bloß mit den Achseln gezuckt und ist in den Speisesaal gegangen, wo er sich zu ein paar Leuten an einen Tisch gesetzt hat.«
»War Ihnen klar, dass dieser Mann von Natalie Raines sprach?«
»Das habe ich mir gleich gedacht. Ich gehe ziemlich oft ins Kino, und ich hab sie in dem Streifen gesehen, für den sie für den Oscar nominiert wurde. Und ich hatte die Anzeigen für Endstation Sehnsucht gesehen.«
Emily nahm einen Schluck Wasser. »Mr Easton, was hat Mr Aldrich nach dieser kurzen Unterbrechung zu Ihnen gesagt?«
»Ich hab gesagt, nur so aus Jux, Sie wissen schon: ›Hey, Ihre Frau ist also Natalie Raines. Wenn das so ist, muss ich natürlich ein bisschen mit dem Preis raufgehen.‹«
»Wie hat Mr Aldrich auf diese Bemerkung reagiert?«
»Er hat mich so angeguckt und erst mal eine Minute lang gar nichts gesagt. Dann hat er gesagt: ›Und wie hoch ist Ihr Preis jetzt, Jimmy?‹«
»Was haben Sie auf diese Frage geantwortet?«
»Ich hab gesagt, immer noch im Scherz: ›Fünftausend sofort und zwanzigtausend, wenn die Sache erledigt ist.‹«
»Und was hat Mr Aldrich darauf gesagt?«
»Er hat gesagt: ›Ich werd’s mir überlegen. Geben Sie mir Ihre Handynummer.‹ Also hab ich sie ihm aufgeschrieben, und danach wollte ich aufbrechen, vorher aber nochmal aufs Klo. Er hat wohl gedacht, dass ich weggegangen bin, denn keine fünf Minuten später, als ich gerade beim Händewaschen war, klingelte mein Handy. Aldrich war dran. Er hat gesagt, dass er mein Angebot annimmt, und ich soll am nächsten Tag in seine Wohnung kommen und mir die fünftausend in bar abholen.«
»Mr Aldrich hat Sie gebeten, am nächsten Tag zu ihm zu kommen? Das wäre dann am dritten März gewesen?«
»Genau, gegen vier Uhr. Er meinte, die Haushälterin wäre dann nicht mehr da. Er hat gesagt, er würde vor dem Gebäude an der Ecke stehen und mich persönlich nach oben bringen, damit der Portier mich nicht ankündigen muss. Er hat gesagt, ich soll eine Sonnenbrille und eine Mütze tragen. Das hab ich dann auch gemacht, und wir haben uns an der Ecke getroffen. Dann hat er gewartet, bis irgendwelche Leute aus einem Taxi gestiegen und ins Gebäude gegangen sind, und dann sind wir mit ihnen zusammen im Aufzug nach oben gefahren.«
»Sie sind in seine Wohnung gegangen, und er gab Ihnen einen Vorschuss von fünftausend Dollar, damit sie Natalie Raines umbringen?«
»Genau, und er hat mir gesagt, wo sie in New Jersey wohnte und wie ihre Arbeitszeiten beim Theater waren.«
»Können Sie die Wohnung von Mr Aldrich beschreiben, Mr Easton?«
»Die ist im vierzehnten Stock. Alles richtig nobel. Nur zwei Wohnungen je Stockwerk. Große Diele. Das Wohnzimmer war weiß gestrichen, und in der Mitte war ein großer offener Kamin aus Marmor, mit so reichen Verzierungen und Schnörkeln. Der Teppich war Orient, bestimmt echt, hauptsächlich in blauen und roten Tönen. Ich erinnere mich, dass gegenüber vom Kamin eine blaue Couch stand und zu beiden Seiten Sessel ohne Armlehnen. Dann war da noch eine kleine Couch unter dem Fenster und viele Bilder an den Wänden.«
»Wie lange waren Sie dort?«
»Nicht lange. Er hat mich gar nicht erst gebeten, mich zu setzen. Er war sehr nervös, das hat man gesehen. Dann hat er die Schublade von einem kleinen Tisch neben der Couch aufgezogen und Geld rausgenommen, und dann hat er fünftausend Dollar abgezählt.«
»Was haben Sie danach gemacht?«
»Ich hab ihn gefragt, wie ich an das restliche Geld komme, wenn ich den Job erledigt habe. Er hat gesagt, die Bullen würden ihn wahrscheinlich ausfragen, wenn ihre Leiche gefunden wird, weil sie mitten in einer Scheidung
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