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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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richtiger Schurke ist, doch dass er in diesem Fall die Wahrheit sagt.«
    Emily nahm schnell ein paar Bissen von ihrem Sandwich und wickelte den Rest ein. »Danke, Ted, ich hatte gehofft, dass Sie so denken.« Sie zögerte, schluckte, weil sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. »Und danke für alles andere … Ihre Unterstützung, als ich Mark verloren habe … als ich krank wurde … Und dann, dass Sie mir diesen Fall übertragen haben. Ich werde Ihnen das nie vergessen.«
    Ted Wesley erhob sich. »Sie haben jede Unterstützung verdient, die ich Ihnen gegeben habe«, sagte er in herzlichem Ton. »Und glauben Sie mir, Em, wenn Sie es schaffen, dass dieser Aldrich schuldiggesprochen wird, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, dass der neue Staatsanwalt Ihnen den Posten des Ersten Assistenten anbieten wird. Das ist nicht weit hergeholt. Gehen Sie zurück in den Saal und verkaufen Sie Easton so gut es geht an die Geschworenen! Reden Sie ihnen meinetwegen ein, was für ein Ausbund an Redlichkeit er ist.«
    Emily lachte, als sie sich von ihrem Stuhl erhob. »Wenn mir das gelingt, dann könnte ich tatsächlich, wie mein Großvater immer von mir behauptet hat, einem berittenen Polizisten ein totes Pferd verkaufen. Bis später, Ted.«

19
    O bwohl er das nicht wissen konnte, bekam Jimmy Easton haargenau dasselbe zu Mittag wie Emily, ein Sandwich mit Schinken und Käse und schwarzen Kaffee. Der einzige Unterschied war, dass er sich beim Zellenwärter beschwerte, es hätte ruhig etwas mehr Senf dabei sein können.
    »Wir werden uns das unbedingt für morgen merken, falls du dann noch da bist«, sagte der Wärter bissig. »Wir wollen auf keinen Fall, dass du mit unserer Küche unzufrieden bist.«
    »Du wirst bestimmt mit dem Küchenchef reden«, brummte Jimmy. »Und sag ihm, er soll nächstes Mal noch eine Scheibe Tomate dazutun.«
    Der Wärter gab keine Antwort.
    Abgesehen vom mangelnden Senf war Jimmy eigentlich ziemlich zufrieden mit seinem bisherigen Auftritt. Seine gesamten Verbrechen der Vergangenheit aufzuzählen, war ein bisschen so gewesen, als wäre er zur Beichte gegangen. »Vergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt. Es ist dreißig Jahre her, mehr oder weniger, dass ich das letzte Mal zur Beichte gegangen bin. Ich wurde achtzehn Mal verhaftet, war drei Mal im Gefängnis, insgesamt zwölf Jahre. Und dann habe ich vor einem halben Jahr vier Häuser innerhalb einer Woche ausgeraubt und war so dämlich, mich beim letzten erwischen zu lassen. Aber ich habe immer gewusst, dass ich noch ein Ass im Ärmel habe.«

    Selbstverständlich hatte er diese Geschichte keinem Priester anvertraut. Stattdessen hatte er sein gesamtes Wissen über Aldrich diesem Kerl von der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, weshalb er jetzt so dämlich zurechtgeschniegelt hier saß, statt längst eine Strafe von zehn Jahren abzusitzen.
    Jimmy trank seinen letzten Tropfen Kaffee. Vielleicht sollte er dem Klugscheißer, der ihm das Sandwich gebracht hatte, noch sagen, dass er morgen einen größeren Becher haben wollte. Und eine Essiggurke, dachte er mit einem Grinsen. Er warf einen Blick auf die Wanduhr. Es war fast ein Uhr. Der Richter würde in einer halben Stunde wieder dort draußen sein. »Das hohe Gericht kommt, bitte erheben Sie sich.« Warum nicht gleich »Jimmy Easton kommt, bitte erheben Sie sich«? Später würden einige Leute aus dem Gefängnis die Sendung Vor Gericht sehen, mit ihm als Hauptfigur. Er würde sich anstrengen, um einen guten Auftritt für sie hinzulegen.
    Jimmy stand auf und rüttelte am Gitter der Haftzelle. »Ich muss mal!«, brüllte er.
     
    Pünktlich um halb zwei war er wieder im Zeugenstand. Als er sich setzte, erinnerte sich Jimmy an die Anweisungen von Emily Wallace. »Sitzen Sie aufrecht. Schlagen Sie die Beine nicht übereinander. Schauen Sie mich an. Und fangen Sie auf keinen Fall an, den Geschworenen etwas vorzuspielen.«
    Aber ich möchte wetten, sie hatte nichts gegen meinen Kommentar einzuwenden, dass ich noch nie jemandem ein Haar gekrümmt habe, dachte Jimmy. Er setzte eine ernsthafte Miene auf und blickte Emily an. Als sie ihn im Gefängnis befragt hatte, hatte sie das Haar manchmal
hochgesteckt getragen. Heute fiel es ihr offen auf die Schultern, aber nicht irgendwie unordentlich lose, nein, alles gerade und sauber gekämmt, ein bisschen wie ein Wasserfall. Sie hatte einen schicken Hosenanzug an, eine richtig schöne Farbe, so ein tiefes Blau, fast derselbe Farbton wie ihre Augen. Keine Frage, sie war

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