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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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das Geld aufbewahrt, das er mir gegeben hat. Ich weiß nicht, ob die Schublade immer noch quietscht, aber damals hat sie jedenfalls ein ganz schönes Geräusch gemacht, als er sie geöffnet hat. Ich weiß noch, dass ich mir gedacht hab, die könnte der auch mal ölen oder so was.«
    Emily warf einen Blick auf Gregg Aldrich.
    Er war so blass geworden, dass sie dachte, er würde jeden Moment in Ohnmacht fallen.

21
    Z ach hatte Emily vorgelogen, seine Arbeitszeiten hätten sich geändert, also konnte er schlecht riskieren, dass sie ihn oder seinen Wagen sah, wenn sie vom Gericht nach Hause kam. Und jetzt, nachdem der Prozess begonnen hatte und die Verhandlung um vier Uhr nachmittags beendet wurde, kam sie immer früh nach Hause, zwischen halb sechs und sechs Uhr. Das bedeutete, dass er selbst nach der Arbeit nicht sofort nach Hause fahren konnte, sondern warten musste, bis es dunkel war, um dann hoffentlich unbemerkt in seine Garage zu fahren.
    Es gab noch einen weiteren Grund, wütend auf sie zu sein.
    Ziemlich bald, nachdem er ihr den Schlüssel zurückgegeben hatte, hatte sie sich einen Riegel an ihre Verandatür machen lassen. Das hatte er herausgefunden, als er heimlich in ihr Haus hatte eindringen wollen, ungefähr eine Woche, nachdem er aufgehört hatte, sich um Bess zu kümmern. Er hatte sich in der Arbeit krankgemeldet, weil er sich danach sehnte, Emilys Sachen zu berühren. Am nächsten Morgen hatte er in ihr Haus zu schlüpfen versucht, nachdem sie zur Arbeit gefahren war, und war von dem neuen Riegel aufgehalten worden. Die dumme Gans konnte natürlich nicht wissen, dass er einen Schlüssel angefertigt hatte, mit dem er die vordere Haustür aufsperren konnte, doch bis jetzt schreckte er noch davor zurück. Ihm
war klar, dass es äußerst riskant war, sich vor ihrer Haustür blickenzulassen. Es gab immer die Möglichkeit, dass eine neugierige Nachbarin ihn dabei beobachtete.
    Nur noch ein einziger richtiger Kontakt zu ihr war ihm geblieben, nämlich morgens, wenn er ihr Gespräch mit Bess in der Küche belauschte. Er hatte überlegt, ob er heimlich Mikrofone oder sogar eine Kamera an verschiedenen Orten im Haus installieren sollte, doch dann hatte er sich auch diesen Plan als zu gefährlich aus dem Kopf geschlagen. Wenn sie eines davon entdeckte, wären ihre Leute von der Staatsanwaltschaft sofort zur Stelle, und es würde vielleicht nur Minuten dauern, bis sie bei ihm auf der Matte stünden. Dagegen würde sie das winzige Mikrofon über ihrem Kühlschrank nie entdecken, gut versteckt, wie es war.
    Unauffällig bleiben, ermahnte sich Zach. Immer hübsch unauffällig bleiben. Das bedeutet, dass ich, wenn die Zeit gekommen ist, das tun kann, was ich tun muss, und danach verschwinde. Das hat schon in Iowa funktioniert, wie vorher in Minnesota und in Massachusetts. Charlotte, Lou und Wilma. Als er Lou und Wilma erledigt hatte, waren wenigstens keine lästigen Verwandten in der Nähe gewesen.
    Wenn Emily an die Reihe kam, würde er aus New Jersey verschwinden müssen. Er schmiedete bereits Pläne, wohin er diesmal gehen könnte.
    Als Zach eines Morgens gegen Ende der dritten Woche des Prozesses durch die Schlitze der Jalousie nach drüben blickte, sah er, wie Emily sich ihre erste Tasse Kaffee eingoss. Dann stand sie plötzlich auf. »Bess«, hörte er sie sagen, »wir müssen uns sputen. Heute ist der große Tag. Gregg Aldrich wird in den Zeugenstand treten, und ich werde ihn ins Kreuzverhör nehmen. Ich werde Hackfleisch aus ihm machen.«

    Dann, als sie auf dem Weg nach oben am Kühlschrank vorbeikam, verlangsamte sie ihre Schritte und fügte hinzu: »Bess, es ist wirklich total verrückt, aber irgendwie habe ich Mitleid mit ihm. Ich glaube, ich drehe allmählich durch.«

22
    R ichard Moore war sich ziemlich sicher, dass Emily an dem Tag, an dem Gregg Aldrich in den Zeugenstand gerufen werden sollte, früh an ihrem Arbeitsplatz erscheinen würde. Deshalb erwartete er sie bereits, als sie um sieben Uhr das Gerichtsgebäude betrat. Es war Freitag, der dritte Oktober.
    Als sie ihn erblickte, ahnte Emily sofort, weshalb er sie abgefangen hatte. Sie lud ihn in ihr Arbeitszimmer ein und bot an, ihm einen Kaffee zu holen. »Wenn er gerade frisch aufgebrüht wurde, ist er durchaus trinkbar«, versicherte sie ihm. »Aber wenn Ihnen nur das Allerbeste gut genug ist, dann lassen Sie es lieber sein.«
    Moore lächelte. »Bei einer solchen Empfehlung fällt es wirklich schwer, zu widerstehen, aber nein danke, Emily.« Das

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