Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
steckten, deshalb würde er mich eine Woche nach der Beerdigung von irgendeiner Empfangslobby aus anrufen und ein Treffen beim Kino an der Ecke Fifty-seventh Street und Third Avenue ausmachen.«
    »So lautete die Verabredung, als Sie Gregg Aldrich verlassen haben?«
    »Ja. Doch dann hab ich drüber nachgedacht. Weil Natalie
Raines doch so berühmt ist – wenn der etwas zustößt, wird der Teufel los sein, und die Bullen werden überall ausschwärmen. Wenn es schiefläuft, könnten sie mich für den Rest meines Lebens ins Gefängnis schicken. Ich meine, schon als ich die fünftausend Piepen genommen habe, wusste ich, dass ich das wahrscheinlich nicht durchziehen werde. Schließlich bin ich kein Killer.«
    »Wie haben Sie Mr Aldrich mitgeteilt, dass Sie den Auftrag nicht ausführen werden?«
    »Ich hab ihm einen Brief geschrieben, da stand drin, ich hätte inzwischen gemerkt, dass ich nicht der Richtige für den Job bin, und ich danke ihm für den nicht erstattbaren Vorschuss.«
    Das daraufhin losbrechende Gelächter im Saal brachte den Richter in Rage, der noch einmal dringend mahnte, sich aller lauten Reaktionen zu enthalten. Dann forderte er Emily auf fortzufahren.
    »Was haben Sie mit den fünftausend Dollar gemacht, Mr Easton?«
    »Das Übliche. Ich hab alles verzockt.«
    »Wann haben Sie den Brief aufgegeben, in dem Sie von der Vereinbarung zurückgetreten sind, Natalie Raines zu ermorden?«
    »Am zwölften März vormittags. Ich habe ihn an die Wohnung von Gregg Aldrich adressiert und beim Postamt in der Nähe von meinem gemieteten Zimmer in Greenwich Village aufgegeben.«
    »Warum haben Sie ihm geschrieben?«
    »Weil er mir gesagt hat, ich soll ihn auf keinen Fall anrufen, und dass es ein Fehler war, als er mich das eine Mal angerufen hat. Und bei einem Brief war ich mir sicher, dass er ihn auch kriegen würde. Sie kennen doch den Spruch:
›Weder Regen noch Sturm noch nächtliche Dunkelheit können einen Briefträger davon abhalten, seiner Pflicht nachzukommen.‹ Und ich muss sagen, meine Rechnungen hat er auch immer zuverlässig zugestellt.« Jimmy konnte sich nicht enthalten, sich lächelnd zu den Geschworenen umzudrehen, hoffend, dass sie seinen kleinen Scherz goutieren würden. Er wusste, dass sie alles, was er sagte, gierig aufsaugten, und es war ein gutes Gefühl, einmal zur Abwechslung nicht derjenige zu sein, der unter Anklage stand.
    »Dieser eben erwähnte Brief wurde am zwölften März aufgegeben«, sagte Emily langsam und wandte sich den Geschworenen zu. Sie hoffte, dass sie selbst ihre Rechnung anstellen würden. Gregg Aldrich musste diesen Brief am Freitag, dem dreizehnten, oder Samstag, dem vierzehnten, erhalten haben.
    Sie hoffte, dass sie sich daran erinnerten, was sie ihnen in ihrem Eröffnungsplädoyer gesagt hatte. Am Freitag, dem dreizehnten, hatte er am Abend Natalies letzte Vorstellung besucht, und die Zeugen, die ihn im Theater gesehen hatten, hatten ausgesagt, dass er mit versteinerter Miene in der letzten Reihe gesessen habe und als Einziger nicht zum Schlussapplaus aufgestanden sei. Am Samstag, dem vierzehnten März, hatte er ein Auto gemietet und war seiner Frau nach Cape Cod nachgefahren.
    Sie ließ einen langen Augenblick verstreichen und sah dann zu Richter Stevens.
    »Keine weiteren Fragen, Euer Ehren«, sagte sie.

20
    R ichard Moore erhob sich langsam von seinem Platz. In den folgenden zwei Stunden ging er mit seinen Fragen zunächst noch einmal Jimmy Eastons lange Liste von Vorstrafen durch, doch danach schickte er sich an, seine Aussagen auseinanderzunehmen. Je länger Jimmy jedoch die Fragen beantwortete, desto mehr arbeitete er der Anklage in die Hände, wie Emily befriedigt feststellte.
    Moore versuchte unablässig, den Tatsachen eine andere Bedeutung abzugewinnen, der Tatsache, dass Gregg Jimmy im Vinnie’s-on-Broadway kennengelernt, dass er Natalie in Jimmys Anwesenheit angerufen, dass Walter Robinson, ein flüchtiger Bekannter, Gregg wegen Natalies Auftritt in Endstation Sehnsucht angesprochen und dass Gregg kurz danach Jimmy auf seinem Handy angerufen hatte.
    Doch obwohl Richard Moore ein äußerst gewandter Anwalt war, brachte er es nicht fertig, Jimmy aus der Ruhe zu bringen oder ihn bei einem Widerspruch zu ertappen. Als er fragte: »Ist es nicht eher so, dass Gregg Aldrich und Sie sich nur über belanglose Dinge wie Sport unterhalten haben?« , entgegnete Jimmy: »Wenn Sie den Auftrag, seine Frau umzubringen, belanglos nennen wollen, dann ja.«
    Moore fragte:

Weitere Kostenlose Bücher