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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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»Würden Sie mir zustimmen, dass es Ihnen in einer so lauten Umgebung wie in einer Bar gar nicht möglich war, zu verstehen, was Natalie Raines zu Gregg gesagt hat?«

    Worauf Jimmy antwortete: »Sie war Schauspielerin. Sie wusste, wie man eine Stimme zum Tragen bringt. Es ist gut möglich, dass die ganze Bar mitbekommen hat, was sie ihm an den Kopf geworfen hat.«
    Jimmy ist voll in seinem Element, dachte Emily. Er genießt es, im Rampenlicht zu stehen. Sie machte sich Sorgen, dass er allzu redselig werden könnte, und auch der zunehmend irritierte Richter Stevens ermahnte Jimmy immer wieder, seine Antworten auf die gestellten Fragen zu beschränken.
    »Und was den Anruf von Gregg Aldrichs Handy auf Ihr Handy betrifft: Ist es nicht so gewesen, dass Sie Gregg an der Bar erzählt haben, Sie hätten Ihr Handy irgendwo liegenlassen? Ist es nicht so gewesen, dass Sie ihn baten, Ihre Nummer anzuwählen, damit Ihr Handy klingeln würde und Sie es finden könnten? Ist es nicht in Wirklichkeit so abgelaufen?«
    »Überhaupt nicht. Ich habe mein Handy nirgendwo liegenlassen«, entgegnete Jimmy. »Ich trage es immer mit einem Clip am Gürtel. Ich hab es Ihnen doch schon gesagt, er hat mich angerufen, als ich mir auf dem Klo die Hände gewaschen hab.«
    Jimmys Bericht über seinen Besuch in der Wohnung war das, was Emily am meisten Sorgen bereitete, weil es der wackligste Punkt in der Argumentation der Anklage war. Der Portier hatte ihn nicht gesehen. Die Haushälterin hatte ihn nicht gesehen. Für die Tatsache, dass er dort gewesen und ihm das Geld übergeben worden war und dass er später aus der Vereinbarung wieder ausgestiegen war, stand nur sein Wort gegen das von Gregg.
    Es hatte eine Reihe von Zeitschrifteninterviews mit Natalie in der Wohnung gegeben, als sie noch dort gewohnt
hatte, und in einigen von ihnen waren Bilder vom Wohnzimmer abgedruckt worden. Emily war sich sicher, dass Moore die Existenz dieser Bilder benutzen würde, um zu beweisen, dass sich jedermann Kenntnisse über den Grundriss der Wohnung und das Mobiliar im Wohnzimmer hätte verschaffen können.
    Genau das war Moores Strategie. Er präsentierte Easton nacheinander die Seiten, auf denen das Wohnzimmer abgebildet war, und fragte ihn, was er darauf sehe.
    Eastons Antworten glichen Wort für Wort dem, was er vorher angeblich aus seiner Erinnerung über die Einrichtung gesagt hatte.
    »Sie haben Gregg Aldrich rein zufällig in der Bar kennengelernt«, hielt ihm Moore entgegen. »Sie wussten, wer seine Frau war. Und nachdem sie ermordet wurde, haben Sie sich diese Geschichte ausgedacht, damit Sie, falls Sie wieder mal bei einem Diebstahl erwischt werden, etwas zum Verhandeln haben!«
    Mit süffisanter Miene und Hohn in der Stimme fuhr Moore fort: »Und jetzt lesen Sie bitte einmal für die Geschworenen die unterstrichenen Sätze in diesem Artikel über Gregg Aldrich und Natalie Raines vor.« Er überreichte Jimmy eine Seite aus Vanity Fair .
    Völlig ungerührt von Moores Beschuldigungen zog Easton eine Lesebrille aus der Tasche. »Die Gucker sind auch nicht mehr das, was sie mal waren«, erklärte er. Er räusperte sich, bevor er laut las: »Weder Gregg noch Natalie wollten eine Haushaltshilfe, die mit in der Wohnung wohnt. Ihre Haushälterin kommt um acht Uhr und geht um halb vier. Wenn sie abends nicht ausgehen, essen sie im hauseigenen Club zu Abend oder lassen sich etwas von dort kommen.«
    Er ließ die Seite sinken und blickte Moore an. »Ja, und?«

    »Würden Sie mir zustimmen, wenn ich sage, jeder, der diesen Artikel gelesen hat, konnte wissen, dass die Haushälterin um vier Uhr nicht mehr da sein würde, also zu der Zeit, als Sie in Aldrichs Wohnung gewesen sein wollen?«
    »Sie glauben, dass ich Vanity Fair lese?«, fragte Jimmy ungläubig.
    Wieder wurde im Publikum gelacht, und wieder gab es Ermahnungen vom Richter. Dieses Mal war er äußerst verärgert und sagte, wenn es noch einmal vorkommen sollte, werde er die Personen, die gelacht hätten, des Saales verweisen.
    Moores Bemühungen, Easton als Lügner hinzustellen, wurde ein letzter Schlag versetzt, als er ihn bat, sich noch einmal die Fotos vom Wohnzimmer anzusehen und ihm einen einzigen Gegenstand zu nennen, von dem er nur hätte wissen können, wenn er selbst in der Wohnung gewesen wäre.
    Jimmy schüttelte zunächst den Kopf und sagte dann: »Warten Sie mal, da fällt mir was ein. Sehen Sie den kleinen Tisch neben der Couch?« Er deutete mit dem Finger darauf. »Da drin hatte Aldrich

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