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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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auszuwickeln. Da ist etwas im Busch, dachte sie und blickte ihm fragend in die Augen.
    »Emily, ich möchte Ihnen einen guten Rat geben. Ihrem Wunsch gemäß sollte die Öffentlichkeit nichts davon erfahren, dass Sie sich vor zweieinhalb Jahren einer Herztransplantation unterzogen haben. Jeder in diesem Büro weiß, dass Sie am Herzen operiert wurden, und natürlich weiß jeder, dass Sie mehrere Monate krankgeschrieben waren. Doch weil Sie so verschwiegen waren, was die Einzelheiten betrifft, bin ich vermutlich der Einzige hier im Haus, der Bescheid weiß, dass Ihre Operation eine Herztransplantation war.«
    »Das stimmt«, sagte Emily leise, während sie das Senfpäckchen aufriss und den Inhalt auf dem Brot verteilte.
»Ted, Sie wissen, wie nahe mir Marks Tod gegangen ist. Ich war vollkommen am Ende. Alle Leute waren so nett zu mir, das viele Mitleid war erdrückend. Und als dann bei mir aus heiterem Himmel, nicht mal ein Jahr später, eine Herzklappenoperation nötig wurde, war ich praktisch wieder auf denselben Zustand zurückgeworfen. Alle haben erwartet, dass ich mindestens drei Monate weg sein würde. Und als die neue Herzklappe dann so schnell versagt hat und ich am Ende doch ein Spenderherz benötigte, hatte ich das riesige Glück, sofort eines zu bekommen. Daher bin ich einfach im Stillen wieder ins Krankenhaus gegangen und habe nur sehr wenigen Leuten, darunter Ihnen, etwas davon erzählt.«
    Ted ignorierte sein eigenes Sandwich, beugte sich vor und sah sie mit tief besorgter Miene an. »Emily, ich verstehe sehr gut und habe immer verstanden, warum Sie nicht darüber reden wollen. Ich erinnere mich gut an Ihre Reaktion, als ich Sie vor einem halben Jahr gefragt habe, ob Sie sich gut genug fühlen, um dieses Verfahren zu übernehmen. Ich weiß, dass Sie auf keinen Fall als schwach angesehen werden wollen. Doch lassen Sie uns den Tatsachen ins Auge blicken. Sie haben hier einen in der Öffentlichkeit stark beachteten Fall übernommen und sind auf dem Wege, sehr bekannt zu werden. Der Prozess wird jeden Abend in Vor Gericht aufgegriffen, und Ihr Name taucht dabei immer wieder auf. Es wird viel über Sie gesprochen. Es ist nur eine Sache von Tagen, und dann werden die Medien anfangen, richtig nachzubohren, und glauben Sie mir, sie werden es herausfinden. Das ist von großem Interesse für die Öffentlichkeit. Die Transplantation und die Tatsache, dass Mark im Irak gefallen ist, das ist genau das, wonach die Boulevardpresse giert, auch wenn die Medien vermutlich freundlich zu Ihnen sein werden.«

    Emily nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. »Und was raten Sie mir, Ted?«
    »Seien Sie darauf vorbereitet, wenn diese Fragen kommen, und lassen Sie sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, Sie sind zu einer öffentlichen Person geworden.«
    »Oh, Ted, ich hasse diese Vorstellung«, protestierte Emily. »Ich wollte nie darüber reden. Sie wissen ja, dass einige von unseren männlichen Mitarbeitern im Büro es einem als Frau schon schwer genug machen.«
    Besonders solche Männer wie dein Cousin, fügte sie im Stillen hinzu.
    »Emily, glauben Sie mir, ich habe Sie dafür bewundert, dass Sie es immer abgelehnt haben, wegen Ihrer gesundheitlichen Probleme etwas kürzerzutreten.«
    »Da ist noch etwas anderes«, sagte Emily leise. »Mark hat nie einen Gedanken daran verschwendet, dass er nicht wieder nach Hause kommen könnte. Er hatte so viele Pläne für unser gemeinsames Leben. Wir haben uns sogar über die Namen unterhalten, die wir unseren Kindern geben wollten. Und heute bin ich mir zu jeder Stunde bewusst, dass ich am Leben bin, weil jemand anders gestorben ist. Wer auch immer dieser Mensch gewesen ist, er oder sie hatte sicherlich auch Pläne und Hoffnungen für die Zukunft. Es war nicht einfach für mich, das zu akzeptieren.«
    »Ich verstehe das. Aber befolgen Sie meinen Rat. Seien Sie vorbereitet, dass man Sie danach fragen wird.«
    Emily nahm einen Bissen von ihrem Sandwich und lächelte gezwungen. »Um das Thema zu wechseln, ich nehme an, dass Sie so weit ganz zufrieden sind mit der Art, wie ich mit Jimmy Easton vorgegangen bin.«
    »Emily, ich habe beobachtet, wie Richard Moore unruhig
auf seinem Stuhl hin und her gerutscht ist, als Jimmy über sein Strafregister und den Deal ausgesagt hat. Sie haben Moore den Wind aus den Segeln genommen, indem Sie das alles vorab offen auf den Tisch gelegt haben. Sie vermitteln den Geschworenen den Eindruck, dass Easton Ihrer Meinung nach ein

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