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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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schmeckt's?« fragte der Rabbi.
    »Phantastischer Tabak.«
    »Meine eigene Mischung.« Der Rabbi stieß eine Rauchwolke aus. »Was haben Sie auf dem Herzen?«
    Decker fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Es haben sich gewisse Schwierigkeiten bei der Ermittlung ergeben. Mrs. Adler ist nicht zu einer Untersuchung bereit.«
    »Sie meinen eine gynäkologische Untersuchung?«
    »Ja, das auch, und eine allgemeine medizinische Untersuchung. Sie ist auch nicht bereit, ihre Verletzungen fotografieren zu lassen. Mit Bildbelegen hätten wir es leichter, aber da tut es allenfalls auch eine genaue Beschreibung. Doch die ärztliche Untersuchung ist unabdingbar.«
    Der Rabbi sah ihn abwartend an, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Da Sie hier die Oberleitung haben, dachte ich mir, daß Sie vielleicht Mrs. Adler dazu bringen könnten, uns zu helfen.«
    »Vermutlich hätten Sie eine rechtliche Handhabe, eine solche Untersuchung einfach anzuordnen«, meinte der Rabbi.
    »Dazu wollte ich es eigentlich nicht kommen lassen. Die arme Frau hat schon genug durchgemacht.«
    »Sehr vernünftig, mein Junge. Sie sind mir nicht böse, wenn ich Sie so nenne? Ich bin das von den bochrim - meinen Schülern - so gewöhnt, und in meinem Alter wird man mir das wohl nachsehen.«
    Decker lächelte und reichte dem Rabbi seine Karte.
    »Peter Decker«, wiederholte dieser. »Ich bin Rav Aaron Schulman. Sehen Sie, Detective, Mrs. Adler ist ein freier Mensch. Dies ist kein Aschram, und ich bin kein Guru. Jeder kann hier kommen und gehen, wie er mag. Und was noch wichtiger ist: Jeder kann denken, was er mag.«
    Er begann auf und ab zu gehen. »Ich kann mich nicht hinstellen und zu ihr sagen: >Sarah Libba, unterstütze diesen Mann.< Dazu bin ich nicht da. Aber einen Rat kann ich Ihnen geben, wenn Sie wollen.«
    Der Rabbi war in einen leichten Singsang verfallen.
    »Ja, gern.«
    »Unsere Frauen haben eine eigene Ärztin in Sherman Oaks. Eine gewisse Phyllis Birnbaum. Ich glaube nicht, daß Sarah Libba die Untersuchung an sich scheut, aber sie würde sich - besonders nach dem, was hier geschehen ist - nie und nimmer von einem Mann anfassen lassen.«
    Schulman nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette, deren Spitze rot aufglühte.
    »Ich würde also an Ihrer Stelle keine Zeit damit verschwenden, auf sie einzureden. Ich würde meinen Vorgesetzten anrufen und mich um eine Ausnahmeregelung bemühen. Wäre es nicht möglich, daß Frau Dr. Birnbaum die Untersuchung vornimmt? Sicher gibt es da bürokratische Probleme, aber die dürften nicht unüberwindbar sein.«
    Decker nickte lächelnd.
    »Wenn Sie amtlicherseits grünes Licht bekommen haben, würde ich Frau Dr. Birnbaum anrufen und um Hilfe bitten. Sie ist eine gewissenhafte Ärztin, sie macht bestimmt mit. Dann sollten Sie Ihre Kollegin zu Sarah Libba schicken, sie soll ihr sagen, daß Frau Dr. Birnbaum die Untersuchung durchführen wird, die zwei von Sarahs hübschen Kindern geholt hat. Und wenn Sie glauben, daß es nötig ist, können Sie Sarah Libba ausrichten, daß Rav Schulman gesagt hat, nach der Halacha - den Gesetzen des Judentums - sei die Untersuchung statthaft.«
    Marge und die beiden uniformierten Kollegen waren inzwisehen wieder hereingekommen. Decker machte Marge und den Rabbi miteinander bekannt. Dann wandte er sich an die Streifenpolizisten, Hunter und Ramirez. »Habt ihr Spuren gefunden? Oder irgendwas gehört?«
    »Spuren haufenweise«, sagte Hunter. »Rehwild, Karnickel, Kojoten, Katzen - aber keine menschlichen Fußspuren.«
    »Wir machen den Bericht bis morgen fertig, okay?« ergänzte Ramirez.
    »In Ordnung.« Decker wandte sich an Marge. »Ich spreche mit dem Präsidium und versuche, eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen. Du rufst inzwischen Frau Dr. Phyllis Birnbaum in Sherman Oaks an, erzählst ihr, was hier los war, und fragst sie, ob sie bereit wäre, Mrs. Adler in ihrer Praxis zu untersuchen. Noch heute nacht.«
    Marge machte ein skeptisches Gesicht.
    »Es ist gegen die Vorschriften, ich weiß, aber anders geht es offenbar nicht.« Decker wandte sich an Rav Schulman. »Ob wohl Mrs. Adler etwas dagegen hätte, wenn ein Bezirksarzt mit Dr. Birnbaum zusammenarbeiten würde?«
    »Gegen einen Mann hätte sie ganz bestimmt etwas. Ich möchte mich jetzt entschuldigen, Detective. Die Pflicht ruft. Am Donnerstag halte ich um Mitternacht immer eine Vorlesung für meine fortgeschrittenen Studenten. Sie können gern das Telefon in der Mikwe benutzen.«
    »Herzlichen Dank für Ihre Hilfe, Rabbi.

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