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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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bin so froh, daß ausgerechnet du mich gefunden hast«, flüsterte Sarah Libba. »Du weißt, was Kummer ist, und weißt damit umzugehen.«
    »Ich bin froh, daß ich dir habe helfen können. War die Untersuchung schlimm?«
    »Nein, es war wie eine normale Untersuchung bei der Frauenärztin.« Sarah versuchte zu lächeln, aber in ihrem Gesicht zuckte es schon wieder.
    »Jetzt kann dir nichts mehr passieren«, sagte Rina beschwichtigend und wiegte sie sanft in ihren Armen. »Es ist alles vorbei.«
    »Vorbei wird es nie sein.« Sarah weinte noch ein bißchen, dann löste sie sich widerstrebend von Rina. »Jetzt geht es schon wieder. Läßt du mich bitte allein?«
    »Ich stelle die Heizung an. Komm einfach heraus, wenn du soweit bist.«
    Vierzig Minuten später kam Sarah, in ein weißes Tuch gehüllt, aus dem Nebenraum. Ihr Haar war tropfnaß, aber nicht mehr verfilzt, an den Füßen hatte sie Pappsandalen. Sie schlüpfte aus den Sandalen, trat auf die Badematte, ließ das Tuch fallen und stand nackt da.
    Rina sah die schweren Blutergüsse auf der Brust, am Gesäß und am linken Schenkel. Trauer erfüllte sie.
    Wie schon einmal an diesem Abend, absolvierten sie das vorgeschriebene Ritual. Rina sah nach, ob Sarahs Finger- und Zehennägel frisch geschnitten und sauber waren und an den Fußsohlen kein Schmutz mehr haftete. Die weichen Arme waren mit Schrammen und Kratzern übersät.
    »Meinst du, ich darf mit diesen frischen Wunden die Mikwe überhaupt benutzen?« fragte Sarah mit schwankender Stimme.
    Rina strich behutsam über die Verletzungen. »Der Schorf scheint festzusitzen. Ich glaube schon, daß es geht.«
    Die halachische Debatte hatte - wie das erneute Tauchbad – mehr symbolische Bedeutung. Trotz der Vergewaltigung war Sarah Libba der Geschlechtsverkehr mit ihrem Mann erlaubt, das erste Bad dieses Abends hatte sie gereinigt.
    Aber darum ging es Sarah ja im Grunde auch gar nicht. Es ging ihr um einen neuen Anfang, ging ihr darum, die schreckliche Tat ungeschehen zu machen.
    Rina überzeugte sich davon, daß an Sarah Libbas Rücken, Brust und Armen keine losen Haare hängengeblieben waren. Dann stellte sie die Routinefragen. Hatte Sarah sich die Zähne geputzt? War sie auf der Toilette gewesen? Hatte sie alle Fremdkörper - Ringe, Ohrringe, Zahnprothesen, Kontaktlinsen - von ihrem Körper entfernt? Sarah bejahte alles fast automatisch, und Rina gab ihr die Erlaubnis, das Bad zu betreten.
    Sarah stieg die acht Stufen hinab. Das Wasser bedeckte jetzt ihre Brüste. Als Rina ihr zunickte, tauchte sie mit offenem Mund und offenen Augen unter, bis das Wasser über ihrem Scheitel zusammenschlug, und tauchte wieder auf. Als Rina bestätigte, daß der Tauchvorgang ordnungsgemäß vollzogen war, wiederholte sie ihn noch zweimal. Dann reichte Rina ihr einen Waschlappen, Sarah bedeckte das Haar, sprach laut das vorgeschriebene Gebet, setzte noch ein paar Worte für sich hinzu und gab den Waschlappen zurück. Danach tauchte sie noch viermal unter und stieg aus dem Becken heraus. Rina hielt das Tuch mit weit ausgebreiteten Armen, so daß sie für Sarah nicht zu sehen war. Es ist das Vorrecht einer Frau, die aus der Mikwe kommt, sich völlig unbeobachtet zu fühlen.
    Während Sarah sich anzog, räumte Rina auf, stellte die Heizung ab und knipste das Licht aus. Dann mußte sie wohl oder übel zu Decker in den Aufenthaltsraum gehen.
    »Wie geht es Mrs. Adler? Hat sie etwas gesagt?«
    »Ja. Aber nichts von - von dem Zwischenfall.«
    »Meinen Sie, daß sie später einmal mit uns reden würde?«
    »Das muß sie allein entscheiden.«
    »Ja, ich weiß. Aber ich will ganz offen sein, Mrs. Lazarus. Wenn wir nichts Konkreteres in die Hand bekommen, werden wir den Kerl nie erwischen.«
    Rina ging zum Wäscheschrank hinüber und machte sich an den ordentlich zusammengelegten Handtüchern und Laken zu schaffen. Wenig später kam Sarah Libba heraus. Sie hatte ein Kopftuch umgebunden. Ihr scheitel war zusammen mit den zerfetzten Kleidern als Beweismaterial einbehalten worden. Schweigend gingen sie zu den Häusern hinüber, die Frauen voraus, Decker als Nachhut.
    Decker klopfte, und Zvi Adler kam zur Tür. Das schmale, langgezogene Gesicht mit dem dichten, hellbraunen Bart trug einen grimmig-entschlossenen Ausdruck. Er brachte seine Frau ins Haus und kam dann noch einmal vor die Tür, um sich bei Rina zu bedanken.
    »Wenn sie etwas braucht, Zvi, ruf bitte an.«
    »Ja, das werde ich tun«, sagte er leise. Dann wandte er sich an Decker. »Sie sind

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